Ein ungewöhnliche Weihnachtskrippe befindet sich derzeit am Altar der Wallfahrtskirche Maria im Grünen Tal im Zellinger Ortsteil Retzbach (Lkr. Main-Spessart). Kein Ochse und kein Stall sind dort zu sehen, keine Hirten und kein Engel. Stattdessen sind dort zwei Schaufensterpuppen in dicker Winterkleidung aufgestellt, die zusammen mit einer Figur des Jesuskinds an einer Bushaltestelle warten. Bei Ewald Lehnert aus Zellingen sorgte das für Irritation, als er am 1. Weihnachtsfeiertag mit seiner Ehefrau die Kirche zum Beten besuchte.
Was am Altar zu sehen war, habe "mit Weihnachten wirklich nichts mehr zu tun", schreibt Lehnert in einem offenen Brief an die Pfarreiengemeinschaft Retztal. Zwar seien er und seine Frau sicherlich "modern eingestellt und leben auch den Zeitgeist", die Dekorationen des Alters sei jedoch "an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten". Besonders ärgert sich Lehnert über eine Tüte mit dem Schriftzug eines Modegeschäfts, die Teil der Darstellung ist. "Werbung" ist seiner Ansicht nach in einer Kirche fehl am Platz.
Auch auf der Facebook-Seite dieser Redaktion polarisiert ein Bild der Krippe. Ein Nutzer hält die Aktion für "Schwachsinn". Einer andere Kommentatorin findet: "So schaut unsere Gesellschaft nunmal aus. Egoistisch, unfreundlich, hasserfüllt und geldgeil."
Eine moderne Weihnachtsgeschichte
Doch wie reagieren die Gestalter dieser Weihnachtskrippe auf die Kritik? Pfarrvikar Thomas Wollbeck sagt, dass er schon nachvollziehen könne, wenn sich jemand davon provoziert fühlt. "Es widerspricht dem üblichen Bild von einer Krippe mit Stall und Harmonie." Das sei aber auch Absicht. "Wir wollten eine Szene darstellen, wie sie heute passieren könnte", so Wollbeck. Vor 2000 Jahren hätten auch viele nicht damit gerechnet, dass der Messias in einer Krippe in einem Stall in Bethlehem zur Welt kommen würde. Und heutzutage könnte die Weihnachtsgeschichte eben an einer Bushaltestelle stattfinden.
"Es tut mir Leid, wenn sich jemand daran stört. Ich würde diejenigen, aber gerne dazu einladen, ihren Blick auf Weihnachten zu überdenken", sagt Wollbeck. Der Pfarrvikar bleibt dabei: Er findet die Krippe gut. Und mit der Einkaufstüte Werbung für ein Geschäft zu machen, sei selbstverständlich nicht beabsichtigt gewesen.
- Mehr zur Idee hinter der Krippe: Das war der Livestream der Christmette in Retzbach
Zudem habe er auch viele positive Rückmeldungen zu der modernen Weihnachtskrippe bekommen. In den Gottesdiensten während der Adventszeit habe man die Hintergründe dazu ausführlich erklärt, berichtet der Geistliche. Während am Altar anfangs nur die Haltestelle gestanden habe, seien nach und nach neue Elemente hinzugekommen, man habe den Figuren Namen gegeben und eine Geschichte um diese gestrickt.
Fehlte ein Schild zur Erklärung?
Auf Nachfrage findet Ewald Lehnert die Idee hinter der Krippe zwar "in Ordnung", moniert aber: "Wenigstens ein Schild hätte man hinmachen können." So sei sichergestellt, dass diejenigen, die nicht die Predigt gehört haben, nicht so "schockiert" seien wie er selbst, wenn sie den ungewöhnlichen Schmuck am Altar sehen. Pfarrvirkar Wollbeck will über diesen Vorschlag nachdenken. Die Krippe soll schließlich noch bis Dreikönig stehen bleiben und bis dahin sogar erweitert werden.
denn wo würden heutzutage arme Leute in der Stadt landen, die keinen Platz im Hotel mehr bekommen? Mangels Zugtieren ist die Anzahl an Krippen doch stark zurückgegangen, dafür gibt es jetzt Bushaltestellen (OK, das Wartehäuschen darüber darf/ muss man sich dazudenken). Für mich katapultiert das eine 2000 Jahre alte Geschichte mitten in die Jetztzeit bzw. stellt klar, dass sie heute noch genauso aktuell ist wie damals. Und die Tüte? Tja, worin transportieren arme Leute heutzutage wohl ihre Siebensachen?
Auf jeden Fall ist die Idee angeeckt und hat zum Nachdenken angeregt - genau wie die Frohe Botschaft (= Evangelium) damals. Wäre schön, wenn viele, die sich heutzutage "Christen" nennen, auch die dazugehörigen Werte ernst(er) nehmen würden.
In Würzburg und Umgebung begegnet man täglich Situationen, wie bei der Retzbacher Krippe (aufgebaut): Menschen auf der Durchreise?, dem heutigen konsumorientierten Zeitgeist angepasst.
Hier freue ich mich schon auf die zeitgenössische Darstellung der Hl. Dreikönige und ihre Gaben?
die Sorgen der Menschen suchen , wenn sie nicht komplett untergehen will.
Die Zeit der Veränderungen hat schon angefangen und das Rad dreht sich leider imme
schneller , aber auch unbarmherziger.
Vielleicht sollte man einen Text einfch dazu schreiben , damit allle welche die Predigt
versäumt haben den Gedankenansatz des Pfarrers verstehen .
Man muß dann nicht immer einer Meinung sein und man muß auch nicht alles schön
finden , aber man sollte die Meinung anderer Menschen wenigstens respektieren .
So eine Gestaltung regt zum Nachdenken an. Finde ich durchaus gelungen.
Die "klassische" Darstellung ist vermutlich stark romantisiert und fern der möglichen Realität. Wird der Stall doch üblicherweise eher so dargestellt wie einer aus der Region und nicht wie einer der in Bethlehem stehen könnte.
Diese ständigen Interpretationen auf die jew. Gegenwart kann mag ich persönlich nicht! Natürlich kenne ich Darstellungen (bildliche und figürliche) der vergangenen Jahrhunderte, aber auch diese sprechen mich nicht an. Die Geburt Christi fand nunmal vor 2.000 Jahren statt und nicht im Mittelalter oder in der Neuzeit!
Der Ortspfarrer lässt wissen, dass über diesen besonderen Krippenaufbau in den Gottesdiensten während der Adventszeit gar gepredigt, mindestens aber inforniert wurde.
Bleibt die Frage offen, wie häufig "Hr. Lehnert" seine Kirche/ Gemeinde besucht und am inhaltlichen Diskurs teilnimmt.
Oder sollte bitte auch dieses Jahr alles so sein, wie es schon immer war..?
wenn ihm die Krippe nicht gefällt...
mit diesem Image
kommt die Kirche nie aus ihrer staubigen Ecke...
des hamer schoo hunert Johr so gmacht...
und da macht man mal was modernes is a wieder nix..
da werd ich mich mal aufmachen
und das Bushaltelein anschauen...
Streß, Hektik, Intrigen, Streit, Kosum, Kommerz.
Da passt diese Krippe hervorragend!
Warum wird Sexueller Missbrauch dann immer noch verschwiegen.