Reinhold Messner gilt als berühmtester Bergsteiger unserer Zeit. Er bezwang als Erster den Mount Everest ohne Sauerstoff, bestieg alle 14 Achttausender, die jeweils höchsten Berge der sieben Kontinente und durchquerte zu Fuß die größten Eis- und Sandwüsten der Erde. Am 3. Dezember 2019 wird der 75-Jährige in Aschaffenburg in einem Live-Vortrag "Weltberge – Die 4. Dimension" von seinen Abenteuern erzählen. Im Interview vorab sagt er, warum er kein Fan von Greta Thunberg ist.
Frage: "Weltberge – Die 4. Dimension": Was muss sich der Zuschauer darunter vorstellen?
Reinhold Messner: Die drei Dimensionen, Breite, Länge, Höhe haben wir im Kopf. Die vierte Dimension ist das, was wir in die Berge hineinlegen. Die Berge sind ja nur da. Sie sind absichtslos. Doch wir legen die Hoffnung hinein, dort hinaufzusteigen. Wir suchen uns im Vorfeld einen bestimmten Weg. Wir sind begeistert oder auch nicht. Daraus entstehen die Erlebnisse, die wir nach Hause tragen.
Sie sagen, die meisten Menschen nähmen die Berge nur in Postkartengröße wahr. Ein Maß nehmen am Berg gehe nur mit den eigenen Beinen. Warum?
Messner: Weil Sie nur mit den eigenen Beinen einen Berg ermessen können. Ermessen, nicht ausmessen. Alles, was mit Ziffern beschreibbar ist, ist nicht Bergsteigen, sondern Sport. Das Klettern in der Halle ist ein großartiger Sport, hat aber nichts mit Alpinismus zu tun. Der Alpinist misst sich nicht mit dem Berg, sondern nimmt Maß am Berg: beim Schnaufen, in den Beinen, in den Muskeln, in der Müdigkeit, der Angst, der Verzweiflung, der Hoffnung – in allem, was er dort oben erlebt.
Sie haben klirrende Kälte und lebensbedrohliche Abgründe überlebt. Fürchten Sie die Natur?
Messner: Die Natur ist absichtslos. Nur der Mensch macht Fehler. Wenn jemand sagt, die Natur rächt sich jetzt, weil wir 100 Jahre lang fossile Brennstoffe verbrannt haben, ist das falsch. Die Natur ist nur da. Sie verändert sich. Sie ist kreativ. Sie lässt den Menschen auch untergehen, wenn er Fehler macht. Und wenn er noch mehr Fehler als in den letzten 100 Jahren macht, wird er mit seinen Fähigkeiten auf dieser Erde vermutlich nicht überleben.
Wie ist Ihr Verhältnis zur Natur?
Messner: Ich sehe die Natur nicht als Gott an, wohl aber als eine göttliche Dimension. Wir werden ihre letzten Weisheiten nie schöpfen können. Es gibt ein Jenseits, zu dem wir keinen Zugang haben. Ich respektiere das. Ich respektiere die Natur.
Welche Rolle spielt der Mensch im Vergleich zur Natur?
Messner: Die Erde ist Milliarden Jahre alt. Unsere Menschheitsgeschichte dagegen nur ein paar Hunderttausend Jahre. Unsere dokumentierte Geschichte reicht gerade einmal 5000 Jahre zurück. Was sind 5000 Jahre gegen 1 Milliarde Jahre? Wir sind ein Nichts und haben es in ganz kurzer Zeit geschafft, mit der globalen Erwärmung ein Ungleichgewicht herzustellen. Man kann es überall sehen und riechen. Diese Veränderung ist in den Hochgebirgen noch viel mehr zu spüren als in den Städten.
Haben Sie Enkelkinder, die sich bei Fridays for Future engagieren?
Messner: Ich habe eine Tochter, die etwas älter ist als Greta. Sie engagiert sich sehr. Sie fliegt nicht mehr. Sie isst kein Fleisch. Ich lasse sie in Frieden. Denn ich finde diese ganze Hysterie "Die Welt geht unter" und die damit einhergehende Aggression nicht zielführend.
Das heißt, Greta Thunberg ist...
Messner: ...nicht mein Star.
Warum?
Messner: Wenn wir die Welt in zwei Gruppen teilen – hier die Ökochonder, die sagen "Wir sterben alle" und dort die Verweigerer wie Donald Trump, die sagen "Es ist alles nur erfunden", dann ist das das Schlimmste, was uns passieren kann. Am Ende stünde ein Ökobürgerkrieg. Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt. Mehr als alle Autofahrer haben in den letzten Jahren die Kriege die Welt versaut: mit Feinstaub in der Luft, mit der Produktion von Panzern und mit unendlich viel Energie, die verschleudert wurde.
Was wäre der richtige Ansatz?
Messner: Eine faire Diskussion. Greta Thunberg hat ein Verdienst. Sie hat das Thema allen Menschen zugänglich gemacht und Vehemenz hineingelegt. Aber als ein Star, der sie für viele ist, trägt sie auch Verantwortung. Sie darf sich nicht benutzen lassen.
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Grundsätzlich sind Sie aber Naturschützer…
Messner: Nein, ich bin ein grün liberaler Denker. Das Liberale ist mir genauso wichtig wie das Ökologische. Wir Menschen müssen weiterhin frei leben dürfen. Ich mag mir nicht vorstellen, dass ich in einer Ökodiktatur lande. Dann entscheidet ein Mensch, was die anderen zu tun haben.
Welche Verantwortung hat der Mensch?
Messner: Der Mensch trägt die volle Verantwortung. Die Natur ist absichtslos. Wir Menschen müssen bei uns anfangen und uns fragen: Was müssen wir ändern? Was können wir im Moment ändern? Dass wir alles von heute auf morgen ändern, würde die Menschheit in eine Katastrophe stürzen.
Fliegen Sie noch?
Messner: Ja, ich muss. Das heißt, ich muss gar nichts. Ich könnte mich auch zurückziehen und nichts mehr tun. Ich fliege demnächst nach Kanada, um eine Rede zu halten – auch, um meine Ökovorstellungen vorzubringen. Ich sage "mea culpa". Ich bin auch für meine Expeditionen geflogen. Das war nicht notwendig. Das war meine Leidenschaft. Das Fliegen ist eine große Errungenschaft. Aber wir sollten uns abgewöhnen, nur aus Spaß an der Freude um die Welt zu fliegen.
Messner live in Aschaffenburg
Reinhold Messner wird am 3. Dezember ab 20 Uhr in der Aschaffenburger Stadthalle am Schloss in einem Live-Vortrag mit dem Titel "Weltberge – die 4. Dimension" 13 Berge auf bisher unbekannte Weise zeigen. Im Vortrag mischen sich alpinistische Erlebnisberichte mit satellitengestützter Technik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Karten: www.messner-live.de
Auch mir fällt schon lange auf, dass es modern geworden ist Hypes zu erzeugen. Da sind sich Grüne und ihr Dunstkreis ziemlich ähnlich mit der AfD und ihrem Dunstkreis.
Und auch deshalb bilden sich an diesen beiden Gegenpolen Ränder, die immer mehr Freunde finden.
Und das schlimme ist, dass die Mitte mit halbwegs gesundem Menschenverstand auf der Strecke bleibt. "So Leute wie uns will man ja gar nicht mehr haben" ist inzwischen immer mehr beim "Normalbürger" aus der Mittelschicht zu hören.
Ich jedenfalls mache weiter wie bisher.
Jetzt habe ich gelesen, dass der Ölkonzern Exxon 31 Millionen Dollar dafür ausgegeben hat, um die Klimawissenschaft zu diskreditieren. Die US-Behörden sollen schon ermitteln. Aber ich bin mir sicher, auch das sind Fakenews.
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Fake-News?
Das sind es doch diese guten Nachrichten, die uns beim aktuellen Klima in der öffentlichen Debatte das behagliche Gefühl der dominierenden Sachkompetenz erhalten!
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Wir nutzen Fake-News wie die Klimaanlage im SUV.
Draußen gehen jedes Jahr hunderte Stadtbäume ein, deren Wurzeln im staubtrockenen Boden kein Wasser mehr finden und deren Blätter und Rinde absterben, weil bei Wassermangel in der prallen Sonne die lokal auftretenden Temperaturen über 42 Celsius schon in wenigen Minuten das Eiweiß in den Zellen gerinnen lassen.
Aber auf dem Fahrersitz herrscht bei 18 Celsius das souveräne Gefühl technischer Überlegenheit.
Nur das Aussteigen, hinein in die gnadenlose, innerstädtische Bruthitze, bleibt ein lästiges Übel.
Glücklicherweise sind die Tankstellen auch spät in der Nacht noch geöffnet.
Für die Klarstellungen danke ich gerne.
Wir alle lernen am liebsten aus den Erkenntnissen "seriöser und fachkundiger Menschen und Veröffentlichungen".
Bestimmt nennen Sie uns auch die genauen Quellen, die Sie zu Ihrer Sicht auf die Realität geführt haben.
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Die Methodik der Wissenschaft hat uns zu einem recht verlässlichen Thesengebäude geführt. Ein Großteil der technischen Errungenschaften unserer Zivilisation wurde dadurch ermöglicht. Diese Basis möchte ich ungern preisgeben.
Die wenigsten von uns sind selbst Klimawissenschaftler.
Doch die wissenschaftlich-konstruktive Arbeit an den Thesen zum Verständnis der komplexen "Klima-Maschine" auf unserem Planeten hat in jahrzehntelanger, intensiver Anstrengung recht gut belegte Erkenntnisse erbracht.
Sowie die daraus abgeleitete Empfehlung an unsere globale Gesellschaft, die begonnene Klimaerhitzung ernst zu nehmen und umgehend die gefährlichsten Dummheiten zu beenden.
https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/author/rahmstorf
Klarheit gibt es nicht ohne eindeutig benannte Quellen.
Also bitte:
Woher wissen Sie, dass
"... wer die Magie "99,9 % der Wissenschaftler" wie eine Monstranz vor sich her trägt, der zeigt eigentlich, dass er gerne den Rattenfängern folgt. Die 99,9 % sind eine Farce ..."
Und wo ist Ihre Fundstelle für den Brief der "500 Wissenschaftler" an die UNO.
Kennen Sie auch wissenschaftliche Kommentare dazu? Bitte ebenfalls nennen!
Danke.
Wir sind hier aber nicht für mentale Gymnastik, oder?
Der Spagat zwischen "wenn man wirklich Interesse hat"
und diesem unrühmlichen „… global network of more than 500 knowledgeable and experienced scientists and professionals in climate and related fields …“
ist nur mit mehr als 2,40m Körpergröße zu leisten.
Die originale Quelle ist beachtenswert, nicht nur wegen des vorbildlich vermurksten Layouts:
https://clintel.nl/wp-content/uploads/2019/09/ecd-letter-to-un.pdf
Der darin für Germany genannte "Wissenschaftler" mit Namen Fritz Vahrenholt liefert immer wieder Beiträge für das Archiv öffentlicher Peinlichkeiten. Nachzulesen u.a. bei:
www.klimafakten.de/tags/fritz-vahrenholt
https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/wie-fritz-vahrenholt-den-bundestag-fuer-dumm-verkaufen-wollte/
Zusammenfassend ist die Wertung des Schreibens auf Correctiv.org zu finden.
Diesen Link hat der Forist Tilleulenspiegel bereits genannt.
Vielen Dank dafür!
Das es den Klimawandel gibt ist Fakt. Jetzt heißt es zu reagieren. Die Mittel und Wege bleiben umstritten. Ist Tempo 130 in diesem Zusammenhang falsch? Bringt es der Umstieg von Öl- auf Gasheizung? Ich bin ebenso wie Sie für einen vernünft. Umgang mit den Erfordernissen. Diese werden, so glaube ich, schmerzhaft sei. Da bin ich ganz Realist. Panik? Die Proteste würde ich nicht als Panik bezeichnen. Teile der Jugend sind aufgestanden, weil sie die Zeichen der Zeit erkannt haben. Greta u. der FFF-Beweg. bin ich dankbar. Sie haben zumindest die Diskussion in Polik u. Gesellschaft gebracht.
Vielleicht machen Sie sich mal die Mühe und lesen unter:
https://correctiv.org/faktencheck/wirtschaft-und-umwelt/2019/10/11/offener-brief-zum-klimawandel-weder-haben-500-wissenschaftler-unterzeichnet-noch-stimmen-alle-behauptungen
einen Faktencheck nach. Der erklärt mir manches. Natürlich kann man das alles auch wieder alles in Frage stellen. Sie schreiben: … der Brief fordert die UNO auf, eine Klimapolitik zu verfolgen, die sich auf seriöse Wissenschaft stützt. Aha, seriöse Wissenschaft, das ist Ihnen sympathisch.
Welche Politikansätze, ohne „Panikmacherei und Weltuntergangsstimmung“ würden denn Ihre Zustimmung finden????
Wenn dieses Interview nur Herrn Messner und seine Abenteuer zum Thema hätte - und die 4. Dimension an Weisheiten, die er daraus gewonnen hat, dann wäre das vielleicht zu langweilig, um einen Saal in Aschaffenburg zu füllen.
Die PR-Maschine braucht saftigeres Futter.
Glücklicherweise gibt es da noch einen Namen, der zur Zeit maximale Aufmerksamkeit generiert, also:
Reinhold Messner: "Greta Thunberg ... "
Fertig ist die Schlagzeile.
Gäähn.
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Greta Thunberg ein Star?
Wer sagt das denn?
Ein hoher Grad an Bekanntheit macht noch lange nicht zum Star.
Warum redet hier überhaupt jemand über die Person Greta Thunberg?
Es wirkt die Art und Weise, mit der sie Klimaschutz fordert.
Das macht sie bedeutsam.
Viel bedeutsamer ist aber die Sache als solche, denn es geht nicht um einzelne Personen, es geht um unsere Zivilisation.
Klimaschutz JETZT!
Solange einige 1000 Klimaforscher - nach ihrer Meinung keine real denkende Leute - den durch Menschen gemachten Klimawandel prognostizieren, kann ich ihrem "Bauchgefühl" (?) nicht ganz folgen, dafür ist das Problem einfach zu groß. Man kann natürlich auch den Kopf in den Sand stecken. Das hat aber auch schon mit den KKWs nicht geklappt, wir hätten ja soooo viel Zeit mit der Endlagerung. Jetzt werden die Dinger abgeschaltet und für den Dreck gibt's - nach über 40 Jahren - immer noch keine Lösung.
Es gibt aber auch Hoffnung, nach dem weltweiten Verbot von FCKW haben sich die Ozonlöcher wieder geschlossen. Zufall? Oder die starke Reduzierung der Stickoxide hat das damalige Waldsterben beendet. Zufall? Die Lösungen kamen von Wissenschaftlern und Politik muss das umsetzen. Man muß halt was tun und nicht nur abwarten...
Klimaschutz JETZT!
Aber sie hat es geschafft den Themenkomplex Umweltschutz/Klimaerwärmung/Verantwortung des Individuums global in den Fokus zu rücken. Mehr kann man von einem Menschen doch gar nicht verlangen, oder? Viele Diskussionen zu dem Thema gäbe es ohne ihr Engagement nicht. Von daher Respekt dafür von meiner Seite!