Sicher Radfahren auf gut ausgebauten Radwegen: Davon ist die Stadt Marktheidenfeld in den Augen von Wolfgang Barthel, leidenschaftlicher Radfahrer und Mitglied im Arbeitskreis Radverkehr, leider noch ziemlich weit entfernt. Auch die Beschlüsse, die der Stadtrat Marktheidenfeld in seiner Sitzung im November gefasst hatte, hätten in dieser Hinsicht nicht wirklich viel bewegt.
"Nach der Sitzung hätte ich am liebsten hingeschmissen, so unzufrieden war ich mit dem Ergebnis", erzählt Barthel. Was er kritisiert? "Unser Anliegen ist es, den Radverkehr in Marktheidenfeld sicher und komfortabel zu machen", so der 66-Jährige. Davon sei man aber momentan noch weit entfernt. Ursprünglich hatte das Radverkehrskonzept über 200 Seiten. Um damit arbeiten zu können, wurde das Konzept auf eine Prioritätenliste heruntergebrochen. Diese bekam die Stadtverwaltung vom Arbeitskreis, um sie für die Sitzung vorzubereiten.
Sicherheitsrelevante Aspekte rausgenommen
"Leider wurden dabei alle sicherheitsrelevanten Aspekte die zum Beispiel den Äußeren Ring oder die Ulrich-Willer-Straße betreffen, rausgenommen. Übrig blieben banale Kleinigkeiten wie die Absenkung von Bordsteinen oder die Freigabe von Feldwegen und durchgängigen Sackgassen für den Radverkehr", beklagt Barthel.
"Unser großer Wunsch ist es, Fahrradströme bei der Verkehrsführung immer mitzudenken und im Gesamtzusammenhang zu sehen. Sprich, wie können wir Hauptrouten in Marktheidenfeld schaffen und diese dann als ausgewiesene Fahrradstraßen etablieren?", erläutert der Radfahrer. Eine Route wäre zum Beispiel die Schulweg-Strecke vom Lohgraben kommend über die B8 bis hin zu den Schulstätten von Gymnasium, Realschule und FOS/BOS. Was eine Fahrradstraße kennzeichnet? Laut ADAC dürfen in einer Fahrradstraße nur Fahrräder und E-Scooter fahren, Zusatzschilder können Auto- und Motorradverkehr zulassen. Es gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h, auf Radfahrer muss außerdem besondere Rücksicht genommen werden. Gekennzeichnet wird die Straße mit dem Schild, auf dem ein weißes Fahrrad in einem blauen Kreis zu sehen ist oder aber auch durch Markierungen auf der Fahrbahn.
In der Sitzung scheiterte die Abstimmung, dass die Friedenstraße Fahrradstraße wird, knapp. Immerhin sei die Einbahnstraße Ludwigstraße mittlerweile für Radfahrer in beide Richtungen befahrbar. So können Radfahrer auch vom Äußeren Ring direkt zur Grundschule und in die Stadtmitte kommen.
Hauptverkehrsader Äußerer Ring
Apropos Äußerer Ring: Für Radelnde sei die Hauptverkehrsader durch Marktheidenfeld keine schöne Sache, denn durch die angrenzenden Firmen herrscht hier ständig reger LKW- und Pkw-Verkehr. Bei den aktuellen Baumaßnahmen würden derzeit Firmen-Zufahrten mit zwölf Meter Breite gebaut. Für kreuzende Radler sei das eine ganz schön lange Strecke. "Beim Äußeren Ring sind wir ein bisschen in der Zwickmühle: Eigentlich müsste der Radverkehr hier weg, andererseits liegen hier viele Arbeitsplätze, die auch mit dem Fahrrad erreicht werden müssen", so Barthel. Helfen würde hier schon einmal, die Radwegenutzungspflicht, die hier gilt, aufzuheben. Dadurch könnten die schnelleren Radler im Verkehr mit fließen, langsamere und unsichere Radfahrer auf den Gehweg ausweichen, so Barthel.
Insgesamt wäre beim Thema Sicherheit für Radfahrende auch schon viel getan, wenn die Geschwindigkeit im Stadtgebiet reduziert würde, insbesondere in der Baumhofstraße und der Karbacher Straße.
AndereStädte in MSP schon ein Stück weiter
Warum sich Marktheidenfeld in Sachen Fahrradfreundlichkeit so schwertut? Andere MSP-Städte sind da schon ein Stück weiter: So liefen in Karlstadt Bürgerworkshops, Online-Befragungen und Probephasen, bevor das Radverkehrskonzept im Sommer dann mit 70 geplanten Maßnahmen verabschiedet wurde. "Es gab mehr Öffentlichkeitsarbeit und das Thema wurde mehr von den Bürgern getrieben", vermutet Barthel als Gründe, warum die Kreisstadt schon ein Stück weiter ist.
Aber auch er will hartnäckig bleiben. Bereits im Januar will er einen neuen Termin bei der Stadt vereinbaren und einen neuen Anlauf versuchen. "Mit unseren Anliegen wird niemand benachteiligt, im Gegenteil, es geht um den Schutz der Bürger", begründet er seine Motivation und ihre Berechtigung.