Zwei Wochen in chinesischer Quarantäne, das sieht so aus: In einem Hotel, das man nicht selbst aussuchen kann, darf das Zimmer für 14 Tage nicht verlassen werden. Die in Quarantäne befindliche Person kann sich das Essen nicht aussuchen. Es wird gegessen, was täglich vor die Tür gestellt wird. "Das ist wie Knast", sagt Thomas Gundersdorf, einer der beiden Geschäftsführer der Karlstadter Firma URT.
Mit dem Kerngeschäft hat längst nicht mehr zu tun, womit sich international tätige Unternehmen aus Main-Spessart derzeit herumschlagen müssen. "Wenn der Mitarbeiter für eine Tätigkeit in Shanghai zwei Wochen in Quarantäne war und dann nach Wuhan muss, fallen noch einmal sieben Tage an – macht insgesamt drei Wochen", ergänzt Frank Kampmann, einer der Geschäftsführer der Karlstadter Firma Systec. "Wer soll dafür aufkommen? Der Kunde will nur den Einsatz selbst bezahlen, nicht aber die Quarantänezeit."
Nächste Woche müssen vier Mitarbeiter von Systec in die USA, um eine Anlage für Beschichtungstechnik unter Vakuumbedingungen aufzustellen und in Betrieb zu nehmen. Kampmann: "Damit können wir nicht bis Mai warten."
Mit dem Lastwagen über die Grenze
URT liefert Recyclinganlagen und das zu 90 Prozent ins Ausland. Gundersdorf erzählt eine haarsträubende Geschichte: Diese Jahr hat das Unternehmen eine Anlage zur Entsorgung für Kühlgeräte, Haushaltskleingeräte und Leiterplatten nach Russland geliefert. Beim ersten Lockdown mussten zwei Mitarbeiter in einem russischen Krankenhaus in Quarantäne, weil einer von ihnen Erkältungssymptome hatte. "Zum nächsten Bett war gerade so viel Abstand, dass ein Nachtschränkchen dazwischenpasste", berichtet Gundersdorf. "Man muss erst mal Leute finden, die bereit sind, so etwas auf sich zu nehmen."
Weil auf dem Rückweg kein Flugzeug mehr ging, konnten sie zunächst nur auf dem Landweg nach Finnland ausreisen. Der Grenzübergang war ausschließlich für Lastwagen bestimmt. So mussten die beiden einen LKW-Fahrer finden, der sie im Führerhaus mitnahm. Zum Glück konnten beide ein wenig Russisch.
Nur für wenige Tage im März gab es bei URT Kurzarbeit für die Auslandsmonteure. Staatliche Hilfen hat das Unternehmen nicht in Anspruch genommen. Der Geschäftsführer: "Das hätte uns zu stark eingeschränkt." Ein Problem sei, dass sich die Auflagen für die Dienstreisen fast täglich ändern.
Umsatzeinbuße und zurückgestellte Investitionen
Seit März gilt beim Furnierwerk Kohl in Karlstadt in der Produktion 50-prozentige Kurzarbeit. Das Problem: Fast alle Kunden kommen persönlich zu Kohl, um die Furniere zu begutachten. "Die haben bestimmte Vorstellungen hinsichtlich Farbe und Struktur." Der Löwenanteil geht in den Möbel- und Innenausbau von Hotels und anderen hochwertigen Gebäuden bis nach China und die USA. Abnehmer finden sich auch im Auto- und Yachtbau.
Wie die Kunden so unterliegen auch die eigenen Einkäufer den Reisebeschränkungen. Normalerweise wäre jetzt ein Einkäufer in den USA. Friedrich Kohl beziffert die Umsatzeinbuße heuer auf 20 bis 25 Prozent. Neben Kurzarbeit wurden Investitionen zurückgestellt, um das zu kompensieren.
Dabei muss man gar nicht so weit gehen. Und selbst in Deutschland werden die "einheitlichen Regeln" von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausgelegt. Das sieht dann so aus, dass ein Lieferant aus Berlin sich weigert, zu einem Kunden in Bayern zu fahren, berichtet Kampmann.