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Lohr
Prozess in Würzburg: Angeklagter gesteht Drogenhandel in Suchtklinik Lohr
Nach wochenlangem Schweigen und Verhandlungen um die Höhe der Strafe für die Dealer kommt nun die Aufklärung voran:  Wie ein Zufall die Zollfahnder auf ihre Fährte brachte.
Nun geht es voran im Prozess gegen fünf Dealer, die aus der Entzugs-Therapie im Bezirkskrankenhaus in Lohr einen schwunghaften Rauschgifthandel betrieben. Der Prozess findet nicht im Landgericht Würzburg statt, sondern am Wöllrieder Hof.
Foto: ArchivManfred Schweidler | Nun geht es voran im Prozess gegen fünf Dealer, die aus der Entzugs-Therapie im Bezirkskrankenhaus in Lohr einen schwunghaften Rauschgifthandel betrieben.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:06 Uhr

In der Bezirksklinik in Lohr (Lkr. Main-Spessart) sollen Drogenabhängige von ihrer Sucht befreit werden. Doch einige dort zum Entzug eingelieferte Straftäter taten genau das Gegenteil: Sie organisierten aus der Klinik heraus den Nachschub für andere Süchtige. 

Die Mauer des Schweigens bröckelt

Im Prozess gegen eine fünfköpfige Bande am Landgericht Würzburg kommt nach wochenlangem Ringen zwischen Anklage und Verteidigern allmählich Licht ins Dunkel. Überraschend brach am vierten Verhandlungstag einer der Haupttäter sein bisheriges Schweigen. Er gestand die Vorwürfe aus der Anklage der Staatsanwaltschaft in weiten Teilen ein.

Die Anklage ist das Ergebnis hartnäckiger Ermittlungen des Zollfahndungsamtes München. Vier Männer und eine Frau stehen unter Verdacht, zwischen September 2020 und Ende März 2021 in den Niederlanden konspirativ alles Mögliche an Drogen bestellt zu haben, was schlecht und teuer ist.

Wie "Kommissar Zufall" half

Ein Zufall brachte die Fahnder auf die Spur der mutmaßlichen Schmuggler: Im September 2020 wurde bei einer Postannahmestelle in Gronau (Nordrhein-Westfalen) ein Großbrief mit einem Kilogramm Amphetamin entdeckt und sichergestellt. Daraufhin übernahmen Zollfahnder die Ermittlungen zu der nach Lohr adressierten Drogenlieferung.

Gesendet wurden die Drogen nach Angaben aus Ermittler-Kreisen an Packstationen in Aschaffenburg, Lohr (Lkr. Main-Spessart), Donauwörth und Augsburg. Ihre Identität verschleierten die Besteller, indem sie ein Postkonto hackten. Fünf Handlanger holten die Waren an den Packstationen ab und verteilten sie weiter. Die Erlöse zahlten sie auf die Konten der Hinterleute ein.

Dealer mussten zurück in die Zelle

Die Ermittler konnten elf weitere  Lieferungen abfangen. Außerdem gelang es, zwei der mutmaßlichen Gehilfen bei der Abholung an den Packstationen in Aschaffenburg und Donauwörth festzunehmen.  Insgesamt stellten die Zollfahnder über 5,5 Kilogramm Amphetamin, 240 Gramm Ecstasy und knapp 550 Gramm Haschisch sowie Kleinmengen Heroin sicher.

Die zwei Drahtzieher des Geschäfts, die im Bezirkskrankenhaus Lohr in Drogentherapie waren, wurden getrennt voneinander in unterschiedliche Justizvollzugsanstalten überstellt. Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass sie sogar versucht hatten, Rauschgift an Häftlinge im Würzburger Gefängnis einzuschmuggeln.

Wochenlanges Tauziehen um die Höhe der Strafe

Dem jetzigen Geständnis eines Angeklagten war ein wochenlanges Tauziehen über die zu erwartende Höhe der Strafe für die vier jetzt angeklagten Männer und die Mutter des einen vorausgegangen. "Offenbar hat zumindest der eine mutmaßliche Haupttäter akzeptiert, dass er mit weniger als acht und neuneinhalb Jahren hinter Gittern nicht davonkommt", sagte ein Ermittler. 

Urteil im April - oder früher?

Das setzt seine Mitangeklagten nun unter Zugzwang. Mit weiteren (Teil-)Geständnissen wird an den kommenden Verhandlungstagen gerechnet. Die Dealer bestellten laut Anklage im Rhythmus weniger Wochen offenbar immer wieder aus der Klinik heraus, bis in den Kilobereich. Sie sollen so Abhängige bis in den Raum Aschaffenburg und Augsburg hinein beliefert haben.

Selbst der größte Sitzungssaal im Landgericht Würzburg ist zu klein für die gut zwei Dutzend Prozessbeteiligten. Verhandelt wird in der großen Festhalle am Wöllrieder Hof in Rottendorf (Lkr. Würzburg). Er ist einstweilen für neun Prozesstage binnen drei Monaten angemietet. Ein Urteil könnte am 18. April fallen - oder früher, wenn auch die anderen Angeklagten gestehen.

 
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