In die Fortsetzung geht der Pflegemutter. Die 51-jährige Angeklagte, eine gelernte Erzieherin, streitet alle oder die wesentlichen Vorwürfe ab, sodass Strafrichterin Kristina Heiduck am Donnerstag die für diesen Fall geladenen 15 Zeugen vernehmen und einen Fortsetzungstermin ansetzen musste. , die in einem Main-Spessart-Dorf angeblich zweieinhalb Jahre lang zwei Buben gequält hat
Prozess am Amtsgericht Gemünden gegen die ehemaligeKeine Prozessabkürzung
Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach verliest die Anklageschrift. Der eine Junge kam im Alter von zehn Monaten zu ihr, der andere als Achtjähriger gleich nach dem tödlichen Unfall seiner Eltern, zugewiesen vom Kinderpflegedienst der Stadt Würzburg. Seebach nennt eine Reihe von Tatvorwürfen, die, wenn sie zutreffen, auf ein Martyrium der Kinder schließen lassen. Angeklagt sind Taten im Zeitraum vom Januar 2010 bis zum Juli 2012; acht und neun Jahre alt waren die Jungen zu Beginn dessen.
Nach Aktenlage scheint die Schuldfrage klar, so unterbricht die Richterin bereits nach der Anklageverlesung die Verhandlung, wohl um eine Abkürzung durch Geständnis zu erreichen. Doch die Angeklagte ist offenbar nicht zum Geständnis bereit. Schon vor dem Sitzungssaal sagte sie mit Blick auf ihre ehemaligen Schützlinge, heute 17 und 18 Jahre alt: „Die werfen mit Dreck.“ Über ihre Sicht auf die Vorwürfe erfahren die Zeugen und ihre Begleiter nichts, da die Öffentlichkeit ausgeschlossen bleibt. Nun müssen nacheinander die beiden ehemaligen Pflegekinder aussagen; jeweils eine Stunde werden sie vernommen. Das ist ihnen recht, sie haben kundgetan, sich endlich alles von der Seele reden zu wollen, der Frau ins Gesicht zu sagen, was sie ihnen angetan habe.
Quälereien
Einige Beispiele aus der Liste der Grausamkeiten und Demütigungen, die Oberstaatsanwalt Seebach eingangs verlas: Der Jüngere der beiden Buben musste öfters ohne Decke im Keller eingesperrt auf dem blanken Boden schlafen, ebenso in der Badewanne. Besuchte die Frau übers Wochenende ihren Freund, wurde er dort in eine Garage gesperrt. Außerdem drückte sie den Mund des Buben unter einen laufenden Wasserhahn. Die Kinder mit dem Teppichklopfer zu schlagen, sei üblich gewesen. Des Weiteren führte der Oberstaatsanwalt an, die Frau habe nächtens die schlafenden Kinder an den Füßen aus den Betten gezogen, sodass sie mit den Köpfen auf die Bettkanten und den Fußboden prallten.
„Ich werde alles erzählen“, sagt einer der Beiden vor der Aussage. Die Pflegemutter, bei der er ab 2012 war, und die er zur Begrüßung herzlich drückt, bestärkt ihn. Die Fragen, die sie und andere sich stellen, wie die angeblichen Torturen so lang unbemerkt bleiben konnten und warum der Prozess erst jetzt stattfindet, bleiben am Donnerstag unbeantwortet.