
1997 hielt er seine erste, Anfang Juli 2021 seine letzte Predigt in Marktheidenfeld: 24 Jahren lang hat Pfarrer Bernd Töpfer in der evangelisch-lutherischen Gemeinde Marktheidenfeld gewirkt. Im Sommer verabschiedete er sich, um seine neue Aufgabe als theologischer Leiter beim Windsbacher Knabenchor anzutreten.
Seitdem klafft ein Loch in der evangelischen Gemeinde Marktheidenfeld. Und nicht nur eins: Neben der ersten Pfarrstelle ist noch die zweite, halbe Pfarrstelle, die seit Ruhestandeintritt von Pfarrerin Allolio 2019 offen ist, vakant. Und auch die halbe theologisch-pädagogische Stelle, auf der Ute Töpfer gearbeitet hat, war wieder offen. Hier wurde bereits eine Interims-Lösung gefunden: Seit September ist Daniela Hoffmann Vakanz-Vertretung. Sie übernimmt die Arbeit mit den Konfirmanden und den Familien.
Die restlichen Löcher werden derzeit überwiegend mit Personal aus der evangelischen Gemeinde Lohr gestopft. So hat der Lohrer Pfarrer Michael Kelinske die Geschäftsführung und die Leitung des Kirchenvorstand in Marktheidenfeld übernommen, Pfarrer Heinrich Spittler den Bauausschuss zur Sanierung des Pfarrhauses. Dekan Till Roth hält Beerdigungen.
Ruheständler helfen derzeit bei den Gottesdiensten aus
Bei den Gottesdiensten helfen vor allem auch Ruheständler mit aus: Dekan Michael Wehrwein und Pfarrer Dietrich Lauter. Pfarrerin Marina Rauh aus Höllrich kümmert sich um Taufen und Trauungen. Darüber hinaus halten auch ausgebildete Laien wie Lektoren und Prädikanten Gottesdienste. Auch die Christusträger Brüder aus Kloster Triefenstein springen gelegentlich ein.
Warum aber ausgerechnet die Gemeinde Lohr aushilft? Wo doch andere viel näher liegen? "Das liegt daran, da wir im Dekanatsbezirk die nächste Gemeinde sind", erläutert Dekan Roth. So gehörten angrenzende Gemeinden, wie zum Beispiel Michelrieth zum Dekanat Aschaffenburg. Andere zum Dekanat Würzburg.
Vakanzzeit bietet die Chance, dass der oder die Neue nicht im direkten Vergleich steht
"Die Planungen, um die Vakanzzeit gut abzufedern, haben wir bereits im Sommer zusammen mit Pfarrer Töpfer gemacht", erzählt der Dekan. Die Mehrbelastung in Lohr sei schon spürbar, aber machbar. Was vielleicht nicht jeder weiß: Die freigewordene Stelle von Pfarrer Töpfer musste ein halbes Jahr lang vakant bleiben. Dass sei bewusst vorgegeben, erläutert Birgit Abel, Vertrauensfrau in der Gemeinde Marktheidenfeld. "Der Sinn ist: Wenn jemand lange in einer Gemeinde war, so wie Pfarrer Töpfer, dann hinterlässt er große Fußspuren", so Abel. Eine Vakanzzeit bietet die Chance, dass der oder die Neue nicht im direkten Vergleich steht und sich die Gemeinde wieder auf sich selbst besinnt.

Wie die Gemeinde in Markheidenfeld mit der Vakanz umgehen? "Geduldig und verständnisvoll. Sowohl im Vorstand als auch in der Gemeinde", sagt Dekan Roth. "Die Trauer ist da, aber eine Gemeinde lebt auch ohne Pfarrer", formuliert es Vertrauensfrau Abel. Viel mehr zu schaffen mache dem Gemeinde-Leben derzeit Corona mit seinen Einschränkungen, sagt sie. Chorproben müssten wieder eingestellt werden, genauso wie das traditionelle Kirchencafé.
Dekan Roth: Marktheidenfeld hat viel Potential
Ausgeschrieben ist die Stelle für den 1. Januar. Eine Interessensbekundung gebe es bereits, so Dekan Roth. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass es zeitnah unmittelbar weitergeht. "Die Bewerber werden vom Landeskirchenrat vorgeschlagen", erläutert Birgit Abel. Die Kirchengemeinde selbst habe bereits Wünsche an den oder die Nachfolger auf der Dekanats-Website formuliert: "Wir wünschen uns jemanden, der aktiv Seelsorge macht und auch Ehrenamtliche gut anleitet", erklärt die Vertrauensfrau. Auch eine Stellenteilung, zum Beispiel durch ein Pfarrers-Ehepaar sei möglich.
Generell sei es so, dass potentielle Kandidaten eher in die Ballungsgebiete wollen, so Roth. "Wir sind ein ländliches Gebiet und liegen eher am Rand." Das mache es schwieriger. Herausstellen möchte der Dekan aber, dass er die Marktheidenfelder Stelle für eine der attraktivsten hält: "Marktheidenfeld hat viel Potential: Nicht nur das schön gelegene Pfarrhaus, zentral neben der Kirche, in einer Stadt mit einer guten Infrastruktur, sondern auch eine große Gemeinde mit vielen Ehrenamtlichen, die sich einbringen", so Roth.
Apropos Pfarrhaus: Nach 24 Jahren ist dieses abgewohnt. Was damit genau passiert, ob es generalsaniert oder vielleicht sogar neugebaut wird, darüber muss noch auf Landesebene entschieden werden. Das soll im Januar oder Februar geschehen. Sollte bis dahin schon ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden sein, muss eine Interimslösung her. Die aber wird erst gesucht, sobald der oder die Neue da ist.