
Bewegte Zeiten durchleben derzeit die Verantwortlichen der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit im Gemünden und mit ihnen die Gläubigen im Osten der Dreiflüssestadt. Für den Weggang von Pfarrer Richard Englert ist kein Ersatz in Sicht und wegen der vom Bistum Würzburg verordneten Reformen und drastischen Sparmaßnahmen steht offensichtlich auch die generelle Schließung der größten Kirche in Gemünden zur Debatte.
Doch es gibt einige Lichtblicke. In einer von Pfarrer Norbert Thoma zelebrierten Messfeier, dem für die nächsten Wochen vorerst letzten Gottesdienst in der Kirche, stellte sich die neue Pastoralassistentin Christina Lömmer der Gemeinde vor. Frau Lömmer stammt aus Obererthal, hat Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt studiert und wird in den Pfarreiengemeinschaften des Pastoralen Raums Gemünden eingesetzt. Sie sagte in ihrer kurzen Ansprache, sie freue sich auf die neuen Aufgaben und möchte gerne Ansprechpartner für alle Menschen sein.
Das formelle Anweisungsdekret von Bischof Franz Jung verlas Pastoralreferent Dr. Thorsten Kapperer, Moderator für den Pastoralen Raum Gemünden. Begrüßungsworte und gute Wünsche sprachen neben Kapperer auch Pfarrer Norbert Thoma, für die Ehrenamtlichen der Pfarrei Christoph Fechner und für die Stadt Gemünden Dritter Bürgermeister Jürgen Stich.
Zukunft der Kirchengemeinde
Um die Zukunft der die Kirchengemeinde zu besprechen, hatte die Kirchenverwaltung in einem Brandbrief zu einem Treffen am 5. Oktober ins Kolpingheim eingeladen, um ein "Team Dreifaltigkeit" zu gründen. Dazu trafen sich immerhin 17 Interessierte und es wurde in einer guten, konstruktiven Art und Weise nach Lösungswegen gesucht, berichtete Pastoralreferent Thorsten Kapperer. Die Versammlung, einschließlich der Gremien des Gemeindeteams und der Kirchenverwaltung, hat außerdem die Entscheidung getroffen, ab Februar 2023, wenn die neue Gottesdienstordnung beginnt, die Werktagsmessen an Donnerstagen ausfallen zu lassen. Dadurch reduzierten sich auch die Küsterdienste.
Bei der zweiten wichtigen Frage, die der Zukunft der Kirchenverwaltung, sei man dagegen nicht viel weitergekommen. Die Aufgaben wurden aufgezeigt und die Anwesenden gebeten, sich Gedanken über eine mögliche Kandidatur bei der nächsten Kirchenverwaltungswahl machen. Die jetzige Amtszeit der Verwaltung endet zwar erst Ende 2024, aber es gelte frühzeitig mit der Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten zu beginnen.
Dieter Smietana, in der Kirchenverwaltung für die Finanzen zuständig, sieht im Gespräch die gesamte Existenz der etwa 1400 Mitglieder zählenden größten Gemündener Pfarrei in Gefahr. Es sei Realität, dass die Zahl der Kirchenbesucher, der Gläubigen allgemein und auch der ehrenamtlich Engagierten in den vergangenen Jahren stark nachgelassen hat. Das sei kein spezielles Phänomen der Dreifaltigkeits-Pfarrei.
Kirche bestens in Schuss
Gewundert habe ihn allerdings schon die Entscheidung des Bistums, die Kirche als nachrangig einzuordnen, obwohl die Heizung in der Kirche, im Kolpinghaus mit Saal, Bibliothek, Küche, sowie Gruppen- und Jugendräumen in Schuss seien. "Da funktioniert alles und wir haben es immer wieder mit vielen Spendengeldern renoviert – auch ohne Zuschüsse vom Bistum." Smietana glaubt nicht, dass die Gläubigen in die Stadtpfarrkirche gehen, wo die Parkplätze nicht vor Ort sind und der Fußweg über holpriges Kopfsteinpflaster führt.
Andererseits liege es an den Gemeindemitgliedern selbst, sich zu engagieren, um die von ihren Eltern und Großeltern in der schwierigen Nachkriegszeit geschaffenen baulichen, geistlichen und ideellen Werte weiterzuführen. Er hoffe, dass sich bis zur nächsten Wahl der Kirchenverwaltung möglichst viele Kandidatinnen und Kandidaten finden, die zusammen die Verantwortung für die Kirchengemeinde übernehmen. Bis dahin wird er weiter versuchen, die Kirche für Konzerte zu nutzen. So ist als nächstes für den 17. November, 19.30 Uhr, ein Abend mit "The Gregorian Voices" geplant.
