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Rothenfels
Pandemie lässt Premieren platzen: Für die Bühnen wird es eng
In der Spessartgrotte, im Krimikeller und im Theater in der Gerbergasse bleiben seit Wochen die Stühle leer. Wie kommen die Bühnen im Landkreis durch die Krise?
Wann in der Spessartgrotte wieder Stücke wie 'Am Samstags kommt das Sams' aufgeführt werden können, ist noch unklar. 
Foto: Helga Hartmann | Wann in der Spessartgrotte wieder Stücke wie "Am Samstags kommt das Sams" aufgeführt werden können, ist noch unklar. 
Carolin Schulte
 |  aktualisiert: 20.05.2020 02:10 Uhr

Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis im Krimikeller in Rothenfels wieder die Lichter angehen: "Im Moment gibt es keine Anzeichen dafür, dass Theater bald wieder öffnen dürfen", beklagt Michael Franz, Inhaber des Krimikellers in Rothenfels. Der Bereich Kultur werde bei den Diskussionen zur Öffnung nicht erwähnt.

Michael Franz bei den Proben zu 'Der Hund von Baskerville' 2018.
Foto: Ralf Thees | Michael Franz bei den Proben zu "Der Hund von Baskerville" 2018.

Franz versucht das Beste aus der Zeit zu machen, sortiert Kostüme und Requisiten, schafft neue Lagerflächen auf dem Dachboden. Er selbst hat Soforthilfe für Solo-Selbstständige beantragt, aber noch kein Geld bekommen. Ein paar Monate könne er so schon aushalten, sagt Franz, aber über Jahre gehe das nicht.

Mitten in den Proben zu "Jugend ohne Gott" kam plötzlich der Lockdown. Kurzfristig entschied Franz, die Produktion zu verschieben, als zusätzliches Stück zwischen der regulären Herbst- und Frühjahrsaufführung. "Ich habe den Stand der Proben auf Video dokumentiert und sogar einige Szenen ohne die Darsteller und stattdessen mit Holzkisten nachgestellt", erzählt Franz. Die Schauspieler haben ihm Notizen zu ihren Rollen geschickt, die er nun in das Manuskript einarbeitet. Mit diesen Materialien, so hofft er, könnte man im Winter genau da weiter machen, wo die Proben aufgehört haben. 

Sorge um freiberufliche Schauspieler

Helga Hartmann, Leiterin der Spessartgrotte.
Foto: Ralph Heringlehner | Helga Hartmann, Leiterin der Spessartgrotte.

Auch für die Spessartgrotte sind es unsichere Zeiten, seit Mitte März ist das Theater in Langenprozelten ebenfalls geschlossen. Die zwei festen Mitarbeiter der Spessartgrotte sind nun in Kurzarbeit, die Aushilfskräfte auf 450-Euro-Basis musste Leiterin Helga Hartmann abmelden. Sie wartet auch noch auf Nachricht, ob die Förderung des Bezirks in diesem Jahr wie gewohnt ausgezahlt wird.

Hartmann macht sich vor allem um ihre Schauspieler sorgen: "Wir arbeiten mit Freiberuflern, die gezielt für einzelne Stücke engagiert werden und anreisen – die haben zur Zeit gar keine Arbeit." 

Theater in der Gerbergasse steht gut da

Diese Sorgen kennt auch Werner Hofmann. Er ist doppelt betroffen – als Gründer und Künstlerischer Leiter des Theaters in der Gerbergasse in Karlstadt, und als freischaffender Künstler. Neben der Arbeit an verschiedenen Theaterprojekten tritt er auch als Kabarettist auf und betreibt eine Cocktailbar, all diese Einnahmequellen fallen in Zeiten von Corona weg. Von der Malerei kann Hofmann im Moment jedoch leben. 

Werner Hofmann bei einem Auftritt als Bruder Barnabas.
Foto: Günter Roth | Werner Hofmann bei einem Auftritt als Bruder Barnabas.

"Ich bekommen von vielen Künstlerkollegen mit, dass sie sich im Moment allein gelassen fühlen", sagt Hofmann. 1000 Euro Zuschuss im Monat haben man den Freischaffenden in Aussicht gestellt, wie und wann man das Geld bekommt, wisse jedoch niemand. 

Was das Theater in der Gerbergasse angeht, ist Hofmann jedoch gelassen: "Niemand muss von den Einnahmen des Theates leben." Der Verein sei schuldenfrei, einige laufende Kosten haben man natürlich, aber ein Jahr ohne Einnahmen könne man verkraften. 

Abstandsregeln machen wirtschaftlichen Betrieb unmöglich

Sollten die Theater doch bald unter Auflagen öffnen – dann ist die Kuh trotzdem noch nicht vom Eis: "Dann werden wir sehen müssen, wie viele Plätze wir überhaupt besetzen dürfen", sagt Helga Hartmann, "und ob sich eine Produktion dann rechnet." 

Michael Franz hat im Krimikeller schon grob gemessen und ist zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen: "Mit den aktuellen Abstandsregeln könnte ich vielleicht zwölf Gäste hereinlassen – da lege ich drauf, denn die Tantiemen für die Theaterstücke kosten schon 75 Euro pro Aufführung." Klar ist für ihn auch, dass er die Verluste aus dieser Spielzeit nicht wieder gutmachen kann. "Wer 2020 ein Auto kaufen wollte, der kauft es eben stattdessen 2021. Aber wer nicht in diese Aufführung gehen konnte, der geht deswegen nicht zwei Mal in das nächste Stück."

 
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