Ende 2015 war Johannes Graf, Juniorchef der Dorfladen-Kette Igros aus Salz bei Bad Neustadt an der Saale, noch zuversichtlich, was den Dorfladen Himmelstadt anbelangt.
Zwar hatte Hannelore Gehrsitz zum Jahresende den Franchise-Vertrag mit der Tante-Emma-Laden-Kette gekündigt. Allerdings führte man laut Graf zu diesem Zeitpunkt mit drei Interessenten Gespräche, die Gehrsitz' Nachfolge antreten wollten. „Daran sieht man ja, dass der Laden nicht so schlecht laufen kann“, so Johannes Graf im Dezember.
Damals war er sich sicher, dass es weiter geht für Igros in Himmelstadt. Schließlich ist die Kette mit ihren Dorfläden erfolgreich, rund 20 Geschäfte betreibt sie in Nordbayern und Südthüringen, darunter auch die Dorfläden in Thüngersheim und neuerdings in Obersfeld.
Jetzt, fünf Monate später, scheint es auf Nachfrage der Main–Post, als könne Graf sich kaum noch an den Himmelstadter Dorfladen erinnern. Ja, zum 31. Dezember wäre zu gewesen und nein, das mit der Nachfolge wäre dann doch nicht so gelaufen. Was jetzt mit dem Dorfladen sei? „Keine Ahnung“, so seine knappe Antwort. Hätte man jemand gefunden, „wäre der Laden aber weiter gut gelaufen.“ Klingt nach toter Hose in Himmelstadt.
„Seitdem ich es alleine mache, bleibt auch
etwas übrig.“
Das Überraschende: Die herrscht so gar nicht in der Ortsmitte. Vor dem Laden in der Hauptstraße 67 stehen Paletten mit Pflanzenstecklingen, innen sind die Regale gefüllt mit frischen Backwaren, Lebensmitteln und allem, was man sonst so täglich braucht.
Es herrscht reger Betrieb, zwei Verkäuferinnen stehen hinter der Theke. Eine von ihnen ist Hannelore Gehrsitz, die Frau, die bei Igros im Dezember gekündigt hatte.
„Aus persönlichen Gründen“ mache sie zu, so sagte sie es damals. Und fügte knapp an: „Wenn mich ein Nachfolger fragen würde, wie es lief, wäre ich schon ehrlich.“
Wie es im Detail gelaufen ist, möchte sie heute nicht sagen. Nur so viel: „Seit dem 7. April habe ich wieder geöffnet und es läuft super.“ Schon nachdem bekannt war, dass der Laden schließen werde, sei sie von den Kunden gebeten worden, doch weiter zu machen. Als dann ab Januar zu war, wären die Nachfragen noch mehr geworden.
Also beschloss Gehrsitz, den Laden doch weiterzuführen – allerdings auf eigene Faust. „Wenn zwei was wollen – also ich und Igros – zieht einer immer den Kürzeren“, sagt sie. Sie habe es mehrmals durchgerechnet, bevor sie den Laden wieder eröffnete, bislang gehe ihre Rechnung auf: „Seitdem ich es alleine mache, bleibt auch etwas übrig.“ Viel sei das nicht, aber das, so Gehrsitz, sei ihr auch nicht so wichtig. „So lange es mir Spaß macht und es finanziell reicht.“
Jetzt ist sie ihr eigener Herr. Das bedeutet zwar mehr Schreibarbeit, aber auch mehr Freiheit. So kommen etwa die Backwaren nun auf Kundenwunsch von einem anderen Bäcker.
„Der Rest ist fast gleich geblieben, auch wenn ich mir andere Lieferanten suchen musste.“ In den drei Jahren als Igros-Franchisenehmerin behielt sie nur einen „kleinen Prozentsatz“ des Umsatzes.
Davon musste sie aber trotzdem alle Betriebskosten wie Miete, Strom oder Personal zahlen. Eine Rechnung, die für sie auf Dauer nicht aufgeht. Jetzt ist das anders. Gehrsitz: „Ich konnte meine zwei Angestellten behalten, der Laden läuft, es macht Spaß und ein bisschen lohnt es sich jetzt auch.“
