Die Diskussion um die 204 Flüchtlinge in Arnsteinnimmt auch im Netz Fahrt auf: Am 7. August, etwa eine Woche nachdem die Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan ins alte Brauerinternat gezogen sind, wurde die Fanseite „Arnstein wehrt sich – Nein zu Asylmissbrauch“ gegründet. Wer sie sind, verraten die Betreiber der Seite nicht, Inhalt und Name machen aber die Ausrichtung deutlich: Hetzerische Posts, die alle Flüchtlinge unter den Generalverdacht des Asylmissbrauchs stellen, werden mehrmals täglich veröffentlich. Dazu kommen Geschichten, in denen beispielsweise Flüchtlinge deutsche Mitbürger angeblich krankenhausreif geprügelt hätten.
„Asylbetrug macht uns arm“ lautet der Schriftzug auf dem Titelbild der Seite. Genau das Bild bietet die NPD offiziell in ihrem Werbematerialdienst an. Auch andere Bilder auf der Seite tauchen auf diversen regionalen NPD-Seiten auf. Die Berichterstattung der Main-Post und anderer Zeitungen über die Flüchtlinge in Arnstein und die allgemeine Asylthematik wird auf der Seite zur Diskussion gestellt. „Der Wahnsinn geht weiter und wird für uns vermutlich bitter enden. . .“, steht über einem Link zu einem Zeitungsartikel über einen geschnappten Schleuser.
160 Fans hat die Seite mittlerweile. Am Sonntag haben die Betreiber auf der unabhängigen Seite „MSP-Info“ versucht, Werbung für sich zu machen. Der Betreiber von „MSP-Info“, Jochem Goßmann, löschte den Post und distanzierte sich im Netz von den „rechtsradikalen Gedanken“.
Indes versuchen auf der „Arnstein wehrt sich“-Seite Lokalpolitiker immer wieder, der Hetze mit Argumenten zu begegnen: „Ob das wirklich was bring, weiß ich nicht. Aber wenn nur einer anfängt nachzudenken, ist das schon einmal was“, sagt Marc Schenk von der Arnsteiner SPD. Er hinterfragt auf der Seite manche Aussagen und versucht es mit Sachargumenten – wenn jemand bisher darauf reagiert hat, dann eher gleichgültig bis verärgert.
In Arnstein stehen das Rathaus und der Helferkreis, der sich für die Flüchtlinge engagiert, derweil vor einer kniffligen Frage. „Soll man dem Stier auch noch das rote Tuch hinhalten und laut dagegen gehen?“ fragt sich stellvertretender Bürgermeister Franz-Josef Sauer. „Ein Großteil der Bevölkerung ist ja tolerant.“ Man hat sich im Rathaus darauf geeinigt, diesen Großteil zu loben – und dem Rest wenig Beachtung zu schenken.
Auf ihrer Homepage schreibt die Stadt: „Die Stadt Arnstein (...) ist stolz auf die gesamte Bevölkerung für die Rücksichtnahme, Toleranz und das Verständnis gegenüber den Flüchtlingen.“ Zudem stehe man im engen Kontakt mit Polizei und Asylbewerberunterkünften in der Region, um frühzeitig zu erkennen, wenn sich „da was Größeres zusammenbraut“, so Sauer.
Auch der Helferkreis wird auf seiner Facebookseite „Netz Arnstein“ noch einmal Stellung beziehen, sagt Sauer. Cornelia Fuchs vom Helferkreis meint: „Die Situation, dass die Flüchtlinge hier her kommen, war für alle überraschend. Man muss jetzt versuchen, aus der Situation, die nicht änderbar ist, das beste zu machen. Es kann hier keiner was dafür, am wenigsten die Flüchtlinge selbst.“
aber ich kann mir vorstellen, dass viele "Fans" dort keine NPD-Mitglieder sind - so wie man hier im Artikel versucht diesen das zu unterstellen.
Die Menschen werden schon ihre Gründe haben diese Seiten zu besuchen.
Die Vorfälle, was hier alles so "angeblich" ist - die sind halt mal real. Lesen Sie einfach mal Polizeiberichte im Internet aus Bayern oder Deutschland (solange die noch veröffentlicht werden dürfen) - in den letzten Wochen die Berichte aus Südbayern, wo es immer wieder versuchte Vergewaltigungen an jungen Frauen gab von -halten Sie sich fest, Frau Meißner- ja von Asylbewerbern, kaum zu glauben was......aber in Ihren Augen bin ich wahrscheinlich auch nur ein Nazi der Stimmung macht.
natürlich haben die Menschen ihre Gründe, die Seite zu besuchen: ihre Meinung. Dass viele der dort geposteten Bilder und Parolen eins zu eins aus einem NPD-Fundus stammen, steht allerdings außer Frage. Ob das nahelegt, dass die Betreiber NPD-Mitglieder sind, ist Ihre Deutung. Im Artikel steht das so nicht geschrieben.
Ich lese dank meines Berufs sehr viele Polizeiberichte, eine Häufung von Vergewaltigungen oder ähnlichem im Zusammenhang mit Flüchtlingen ist mir da bislang entgangen.
Ich gehe davon aus, dass Sie den Vorfall im oberbayerischen Miesbach meinen. Dazu teilte die Polizei am 7. August, also vor sechs Tagen mit, dass die Vergewaltigung komplett frei erfunden war. Sie ermittelt nun gegen die (deutsche) Frau, die Asylbewerber wurden sofort aus der U-Haft entlassen.
Ansonsten empfehle ich einen Blick in die Statistik: Die meisten Straftaten dieser Art passieren immer noch in den eigenen vier Wänden.
Einen schönen Tag,
Lara Meißner
Redakteurin