Niemand im Gemeinderat konnte sich daran erinnern, dass es so etwas jemals gab: "Es ist eine Ausnahmesituation. Ich bin mir sicher, dass es seit Menschengedenken nicht passiert ist, dass im Gemeindewald kein Holz eingeschlagen wurde", sagt Eußenheims Bürgermeister Achim Höfling.
Im Sommer 2023 fiel dort so viel Schadholz an, dass im vergangenen Forstjahr insgesamt etwa 10.000 Festmeter Holz im Gemeindewald geschlagen werden mussten. Das Forstjahr geht immer von Oktober bis September. Im September werde also abgeschätzt, wie viel Holz über den Winter gemacht werden könne und wie viel Puffer für Schadholz gelassen werden muss, erläutert der Bürgermeister.
Im Durchschnitt können nach einem 10-Jahres-Plan maximal 7250 Festmeter pro Jahr im Gemeindewald geschlagen werden. "Das Wesentliche am Forstwirtschaftsplan ist, sicherzustellen, dass mehr Holz nachwächst als eingeschlagen wird", sagt Höfling. Im laufenden Forstjahr bedeutet das für den Eußenheimer Gemeindewald: Außer den Holzrechtlern kann es keinen planmäßigen Hieb geben.
Der eingeplante Puffer reichte also im vergangenen Jahr überhaupt nicht aus. "Wir hatten ganz massive Probleme mit dem Borkenkäfer", sagt Höfling zur Begründung. Ist ein Baum befallen, bestehe die gesetzliche Pflicht, ihn zu fällen. Förster Ralf Schmidl bestätigt, dass einen Großteil des Schadholzes im Eußenheimer Gemeindewald Fichten ausmachten, die vom Borkenkäfer befallen waren. Nach der Brutwelle im Juli seien nicht nur einzelne Bäume, sondern ganze Bestände betroffen gewesen. Ein Teil gehe aber auch auf Hitzeschäden bei Kiefern zurück.
In der Region am stärksten betroffen
Die Schadsituation sei überregional ähnlich gewesen, weiß Schmidl. Dass gar kein Holz planmäßig geschlagen werde, sei dem Förster aus anderen Gemeinden nicht bekannt. "Aber wir sind hier in der Region auch am stärksten betroffen", sagt er. Der Gemeinderat habe aufgrund dessen beschlossen, einen Schnitt zu machen und ein Jahr lang keinen planmäßigen Einschlag zu erlauben. "Dann können wir für die Folgejahre wieder normal planen", hofft Bürgermeister Höfling.
Von diesem harten Schnitt gibt es genau zwei Ausnahmen: Etwa 500 Festmeter gehen an Holzrechtler, die Höfling zufolge dieses Holz auch schlagen werden. Würden sie darauf verzichten, verfalle das Kontingent aus diesem Jahr. Außerdem würden sie das Holz benötigen, um zu heizen: "Wir haben weder erwartet noch gehofft, dass die Holzrechtler weniger Holz machen", sagt Höfling.
Die zweite Ausnahme: 50 Festmeter Wertholz, etwa für Furniere, wurden im Januar versteigert. Dafür wurden 27 Eichen gefällt. Der Erlös – 32.500 Euro – fließt in den Gemeindehaushalt und soll die Gehälter der vier Forstwirte und des Försters finanzieren. "Das reicht natürlich nicht. Wir werden in diesem Jahr einen Verlust mit dem Wald machen, aber dafür haben wir in anderen Jahren auch ein Plus gemacht", sagt Höfling.
Gebraucht wird das Personal aus dem Forstbetrieb dabei in diesem Jahr umso mehr. Denn all die Flächen müssen nun wieder aufgeforstet werden. "Das wird definitiv mehr Aufwand, den wir mit unseren vier Forstwirten nicht alleine schaffen. Wir werden externe Unternehmen brauchen, um die Vorgaben aus dem Waldgesetz zu erfüllen", schätzt Höfling.
Waldkieferbestände bereiten dem Förster Sorgen
In die nahe Zukunft des Eußenheimer Gemeindewalds blickt Schmidl trotzdem aus zwei Gründen positiv: Einerseits seien die Fichtenbestände sehr reduziert, sodass der Borkenkäfer auch weniger Bäume hat, die er angreift. Und: "Das Jahr hat bis jetzt gut angefangen, zumindest für die Natur", sagt der Förster.
Sorgen machen ihm die insgesamt 270 Hektar Waldkiefer, die mit den heißen Sommern enorme Probleme haben. In den Beständen könnte es aufgrund des Klimawandels wieder zu Schadensfällen kommen. Schmidl hofft, dass diese nicht in dem Maße ausfallen, wie es im vergangenen Forstjahr mit der käferbefallenen Fichte der Fall war.