Der Tourismus ist in Lohr zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden, dessen Bedeutung wegen der Corona-Verwerfungen womöglich sogar noch steigen wird.
Viele Jahre hat Barbara Herrmann die Tourismuswerbung für Lohr geprägt. Sie geht gegen Jahresende in den Ruhestand, Nachfolger wird Jürgen Goldbach.
Die Stadtverwaltung hat am Dienstag auf Nachfrage unseres Medienhauses den bisherigen Chef der Lohrer Jugendherberge als neuen Leiter des Sachgebiets Tourismus und damit der Touristinformation am Schlossplatz vorgestellt. Dritte Bürgermeisterin Ruth Steger meinte, Herrmann hinterlasse ihm "große Fußstapfen". Nach Angaben von Rathaussprecher Dieter Daus setzte sich Goldbach unter 14 Bewerbern für die Stelle durch.
Zur Bewerbung bewogen hat Goldbach nach eigenen Worten der Wunsch, sich nach 20 Jahren Tätigkeit für das Jugendherbergswerk (siehe Infokasten) persönlich weiterzuentwickeln und sich einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen – aber weiterhin im touristischen Sektor zu arbeiten. Zudem habe er sich "in Lohr verliebt", seitdem er 2017 Leiter der Lohrer Jugendherberge geworden sei.
Netzwerk vorhanden
Aus seiner bisherigen Tätigkeit bringe er Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Tourismusverbänden und bei der Gästebetreuung sowie ein bereits vorhandenes Netzwerk in Lohr mit. Ferner habe er eine ausgeprägte Kompetenz im Bereich der sozialen Medien.
Die erste Herausforderung, der sich Goldbach stellen muss, ist die Bewältigung der Folgen der Corona-Krise. Nach Angaben von Barbara Herrmann stand die Tourismusbranche in Lohr drei Monate still. Die Einbußen von Januar bis Mai (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) bezifferte sie auf über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Ab Juni sei es wahrscheinlich wieder besser geworden, so Herrmann. Der Radtourismus habe jedenfalls sichtbar wieder angezogen. Lohr sei jahrelang als "überschaubare Gegend" beworben worden, was zurzeit ein Hauptziel des Tourismus sei. "Davon profitieren wir jetzt", meinte die scheidende Touristinfo-Leiterin.
Wie es konkret weitergeht, hängt nach Goldbachs Worten von der Entwicklung der Pandemie ab – und vom Verhalten der Gäste und Besucher.
Goldbach zeigte sich offen für neue Trends in der Branche wie etwa den "sanften Tourismus", will aber das Schneewittchenthema als Markenzeichen Lohrs weiterverfolgen. Auch die Stadtgeschichte, wie sie etwa in den Kostümführungen aufbereitet werde, gehöre zum touristischen Bild Lohrs.
Die durchschnittliche Übernachtungsdauer von Gästen in Lohr von 1,8 Tagen bezeichnete Goldbach als "nicht unbefriedigend". Bei seiner Arbeit für das Jugendherbergswerk habe er die Erfahrung gemacht, dass mehrtägige Programme zusammen mit den Leistungsträgern für bestimmte Gästegruppen die Verweildauer erhöhen könnten.
Zu den Zukunftsmärkten des Lohrer Tourismus' meinte Goldbach, wegen der Corona-Krise werde sich der Inlandstourismus schneller erholen als der internationale Tourismus. Darauf werde der Fokus liegen.
Zu konkreten Ideen und Konzepten könne er erst nach der Einarbeitung etwas sagen: "Lassen sie mich anfangen." Die Touristinfo am Schlossplatz verfügt zurzeit über 2,9 Planstellen. Die Stadt finanziert neben den anderen Ausgaben der Einrichtung zwei Stellen (die Leitungsstelle und zwei Teilzeitstellen, die zusammen eine Stelle ergeben). Der Verkehrsverein, der Zusammenschluss der privaten Zimmervermieter, bezahlt 0,9 Stellen, erhält aber auch einen Personalkostenzuschuss der Stadt.
Keine Kürzungsabsichten
Rathaussprecher Dieter Daus versicherte, es gebe keine aktuellen Überlegungen, an dieser Ausstattung etwas zu verändern, also zu kürzen. Wie es konkret weitergehe, sei eine "politische Entscheidung im Rahmen der Haushaltsberatungen".