Am Sonntag wurde nach rund einjähriger Bauzeit die neue Spielstätte der Scherenburgfestspiele feierlich eingeweiht. Der als Schirmherr auftretende bayerische Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich "total beeindruckt" von der Bühne sowie der 650 Zuschauer fassenden Tribüne im hinteren Burgbereich.
Nach einem Lobgesang auf Franken und den ländlichen Raum sowie der etwas gewagten Aussage, dass die neue Scherenburgspielstätte "fast schöner" sei als die Elbphilharmonie in Hamburg, erinnerte Söder daran, dass es dem Kulturbereich in den beiden vergangenen Coronajahren schlecht gegangen sei. Und schon komme die nächste Hürde, sagte er mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Aufs Feiern verzichten sollte man aber dennoch nicht, meinte der Ministerpräsident. Denn feiern gebe Kraft und "nur wer Kraft hat, kann anderen auch Hilfe geben".
Michelbach: Festspiele erleben eine "Zeitenwende"
"Heute feiern wir eine Zeitenwende für unsere Scherenburgfestspiele", sagte Hans Michelbach, Verwaltungsratsvorsitzender der gemeinnützigen Festspiel-Gesellschaft, den zahlreichen Gästen aus Politik und Gesellschaft. Er sei glücklich, dass die neue Spielstätte pünktlich zu Beginn der diesjährigen Festspielsaison – der zweiunddreißigsten - fertig geworden sei. Die bisherige Spielstätte, der Burginnenhof, werde nun zum Open-Air-Foyer mit Blick ins Maintal.
Das 1,6-Millionen-Euro-Projekt wurde größtenteils durch Zuschüsse finanziert. Insgesamt 1,3 Millionen kamen von der EU, dem Bund, dem Land Bayern, dem Bezirk Unterfranken, dem Kreis Main-Spessart und der Stadt Gemünden. Daneben gab es viele weitere Sponsoren.
"Kultur braucht Geld", machte Michelbach deutlich und kündigte an, bei den potenziellen Fördergeldgebern noch einmal vorstellig zu werden. Denn die neue Spielstätte solle noch ergänzt werden durch ein Festspielhaus - einem multifunktionalen Gebäude mit verschiedenen Funktionsräumen und einem Raum für Proben, Workshops und Schulungen.
Michelbach möchte Theater-Wettbewerb ausschreiben
Es sei wichtig, den Festspielen immer wieder neue Impulse zu geben, sagte Michelbach und kündigte an, dass ein Wettbewerb für ein innovatives fränkisches Stück ausgeschrieben werden solle. Das Siegerwerk werde dann auf der Scherenburg uraufgeführt.
"Wir alle freuen uns, dass Kultur wieder stattfinden kann", meinte Manuela Rubenbauer vom Förderverein der Scherenburgfestspiele. Sie dankte allen, die zur Verwirklichung der neuen Spielstätte beigetragen haben. Mit strahlenden Gesichtern zeigten sich die beiden Geschäftsführer der Scherenburgfestspiele, Bianca Ditterich und Christoph Michl. Es sei "großartig, was hier entstanden ist", freute sich Ditterich.
Skepsis bei Bürgermeister Lippert ist verflogen
Zum Abschied und in der Hoffnung auf weitere Zuschüsse für das geplante Festspielhaus wurde Söder mit verschiedenen flüssigen Spezialitäten aus der Region bedacht, unter denen natürlich auch der Landrätinnen-Secco war. Landrätin Sabine Sitter bezeichnete die neue Spielstätte als ein über den Landkreis hinaus strahlendes Kulturprojekt. Die Scherenburgfestspiele seien ein Aushängeschild für Main-Spessart, "hinter dem ein tolles Team steht".
Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert räumte ein, dass er den Plänen, eine neue Spielstätte zu bauen anfangs etwas skeptisch gegenübergestanden habe, nun sei er aber sehr stolz darauf.
Doch am Sonntag bekamen die Einweihungsgäste nicht nur Reden zu hören, sondern auch einen kleinen Einblick in die drei Stücke, die in dieser Saison gespielt werden. Man kann jetzt schon sagen: Der Märchenklassiker "Schneewittchen und die sieben Zwerge", die Komödie "Cash – und ewig rauschen die Gelder" und das Musikdrama "Wie im Himmel" versprechen einiges...
Den kirchlichen Segen für die neue Spielstätte spendeten gemeinsam Pfarrer Richard Englert (katholisch) und Prädikant Manfred Dorsch (evangelisch) aus Gemünden. Musikalisch umrahmte "Die andere Blasmusik" die Einweihungsfeier.