Wenn gestandene Feuerwehrleute wehmütig werden, dann kann das mit dem Abriss ihres Feuerwehrhauses zusammenhängen. 45 Jahre lang war die Feuerwehr Marktheidenfeld in dem Gebäude an der Karbacher Straße untergebracht. Ende 2018 dann kamen die Bagger, umdas Gelände für den Neubau zu ebnen.
Zu dem Zeitpunkt waren die Gebäude längst leer. Sämtliche Fahrzeuge, Anhänger, Regale, Bürostühle, Feuerwehrschutzanzüge, Helme, Spinde und Kaffeetassen waren bereits verschwunden. In einem Mammutumzug hatte die Marktheidenfelder Mannschaft am 20. Oktober den Umzug gestemmt. "Das war toll, wie an dem Samstag alle mitgemacht haben", erinnert sich Kommandant Bernhard Nees. "Um 17 Uhr war alles drüben."
Drüben, damit meint er die sogenannte Interimsmaßnahme: Auf einer städtischen Freifläche, knapp 50 Meter vom alten Standort entfernt, ist die Stützpunktwehr während der Neubauphase in einer Containerlösung untergebracht. Nachdem die Idee, während der Abriss- und Neubauphase in Gebäudeteilen auf dem alten Gelände zu bleiben, verworfen wurde, kam das verwilderte, städtische Grundstück hinter der Tennishalle gut gelegen.
Hier entstanden neben einem Container-Komplex für Umkleiden, Sanitärräumen und Büros auch zwei Übergangs-Hallen für die Fahrzeuge. Die Auslagerung der Wehr soll sich laut Planern in der kürzeren Bauphase auszahlen. Indem man die Einsatzbereitschaft nicht auf dem aktuellen Geländer sicherstellen müsse, verkürze sich die Bauzeit von drei auf zwei Jahre, heißt es. Doch das hat auch seinen Preis: Die Maßnahme schlägt mit rund 575 000 Euro in den Gesamtkosten zu Buche.
Bei einem Rundgang präsentiert Kommandant Nees die Zwischenlösung: "Wir haben eine Warm- und eine Kalthalle", erläutert er, während er die erste Hallentür öffnet. Hintergrund: Um Kosten zu sparen stehen die Fahrzeuge, die auch Frost abbekommen können, in einer unbeheizten Halle.
Fahrzeuge der Öl-Wehr in der Kalthalle
So zum Beispiel die Fahrzeuge der Ölwehr Main-Spessart. Sollte auf dem Main ein Schiffs-Unfall passieren, bei dem Öl austritt, ist die Feuerwehr Marktheidenfeld zuständig, um zum Beispiel Öl-Sperren um das Schiff einzuziehen. "Wir sind für den ganzen Landkreis zuständig", erläutert Nees. "Von der Schleuse Eichel bis Gemünden." Zum Glück sind derlei Einsätze selten. Es werde öfters Öl auf dem Main gemeldet. Dabei handele es sich aber meist um minimale Mengen, so Nees. Neben den Öl-Fahrzeugen stehen in der Kalthalle auch noch ein Atemschutzgerätewagen, ein Feuerwehrboot sowie jede Menge Kleinkram: Sandsäcke, Schilder, Übungspuppen für Lehrgänge und das ein oder andere nostalgische Detail, das aus dem alten Feuerwehrhaus mitgenommen wurde.
"Viele Sachen, wie zum Beispiel die historische Pferdekutschenpumpe oder die Dinge vom Feuerwehrverein haben wir aber ausgelagert", erklärt der Kommandant. Damit sich auf dem Gelände nur das findet, was für die Einsätze gebraucht wird. Das sind in erster Linie die Feuerwehrfahrzeuge, die in der sogenannten Warmhalle an Strom und Luft angeschlossen stehen. "Die neuen Hallen werden alle frostfrei sein", beschreibt Nees die Planungen. Und barrierefrei, sprich es gibt keine Stellen mehr, an denen schweres Material beim Transport angehoben werden muss - was eine große Erleichterung für die Feuerwehrleute darstellt.
Genießen können die Feuerwehrleute nun auch eigene Umkleiden. Im alten Feuerwehrhaus mussten sie sich noch hinter den Fahrzeugen in der Fahrzeughalle umziehen. Ebenso eine Verbesserung: Elektrische Tore. In der alten Wache mussten diese mechanisch auf und zu gemacht werden.
Grober Schotter als Untergrund noch verbesserungsbedürftig
Auch in der Interimslösung gehen die Tore schon auf Knopfdruck auf und zu. Noch verbesserungsbedürftig sei der Untergrund. Auf dem gesamten Gelände, auch in den Hallen, ist grober Schotter auf dem Boden ausgebracht worden. Auf dem Platz vor den Hallen haben sich hier schon Mulden gebildet. "Es fehlt noch feiner Schotter, um den Boden zu verdichten", erläutert Kommandant Nees.
Auch nicht ganz glücklich ist der Kommandant mit der Ausfahrtsituation auf die Karbacher Straße: Um die Autofahrer auf die ausfahrenden Feuerwehrfahrzeuge aufmerksam zu machen, sind in beiden Richtungen LED-Lampen angebracht worden. Im Alarmfall blinken diese zehn Minuten und zeigen die Aufschrift "Achtung Feuerwehr".
Doch nicht allen Autofahrern sei die neue, vorübergehende Unterbringung der Feuerwehr an dieser Stelle bewusst, sprich sie rechnen nicht mit ausfahrenden Einsatz-Fahrzeugen. Sein Appell an alle Verkehrsteilnehmer: Hier vorsichtig fahren und auf Einsatzfahrzeuge achten.
Wie lang die Feuerwehr Marktheidenfeld voraussichtlich in der Interimswache bleiben wird? Geplant seien zwei Jahre, solange bis die neue Feuerwehrwache fertig ist. Ob das realistisch ist? Bernhard Nees will sich da nicht festlegen. Doch mit dieser Zwischenlösung lasse es sich gut leben - auch länger als geplant.