„Wir nehmen das Gefühl mit, dass man über Fragen, die uns auf den Nägeln brennen, sprechen kann“ – das sagte Gerrit Himmelsbach, Hauptvorsitzender des Spessartbundes, am Montag nach einem Gespräch zum Thema Nationalpark im Umweltministerium in München.
Der Spessartbund hatte sich vor Wochen, zu Beginn der Diskussion um einen möglichen Nationalpark im Spessart, noch skeptisch bis deutlich zurückhaltend zu dem Thema positioniert. Man startete eine Umfrage unter den 100 Ortsverbänden mit insgesamt 15 000 Mitgliedern und schickte einen ganzen Fragenkatalog nach München.
Nun war Himmelsbach zusammen mit seinem Stellvertreter Richard Krebs sowie Gerhard Ermischer, dem Vorsitzenden des Archäologischen Spessartprojekts, ins Umweltministerium eingeladen. Dort sprachen sie zwei Stunden lang mit mehreren mit dem Thema Nationalpark eng befassten Mitarbeitern. Himmelsbach spricht von einem „sehr guten, sehr offenen und sehr freundlichen“ Austausch. Sein Fazit, das er auf dem Weg zurück in den Spessart im Telefonat mit der Redaktion zog: „Das aus München mitgenommene Gefühl wird die Skepsis deutlich mindern.“
Spessartbund könnte Wanderwege weiter betreuen
Ein Thema, das dem Spessartbund am meisten unter den Nägeln brennt: die Wanderwege. Insgesamt 5500 Kilometer umfasst das von 300 Markierern des Spessartbundes betreute Wegenetz. Dazu erhielt der Verein nach Aussage seines Hauptvorsitzenden die für ihn so wichtige Zusage, dass der Spessartbund im Falle eines Nationalparks die Wanderwege weiter betreuen könnte.
Auch die rund 100 Wanderführer, die für den Spessartbund im Einsatz sind, könnten demnach ihren Dienst auch in einem Nationalpark anbieten. Laut Himmelsbach müssten sie dazu womöglich noch eine speziell auf das Thema Nationalpark abgestimmte Zusatzqualifikation absolvieren.
Für Himmelsbach ist es jedoch wichtig, dass das Ministerium sowohl bei Wanderwegen als auch -führern „ganz klar Gesprächsbereitschaft“ signalisiert hat.
Eine Art Sonderprogramm für die Spessarteiche
Weiteres Thema war die Spessarteiche. Bekanntlich gibt es die Befürchtung, dass die erst von Menschenhand zu einer solchen Verbreitung im Spessart geführte Baumart in einem Nationalpark verschwinden könnte. Grund: Die von Natur aus hier dominierende Buche würde ohne steuernde Eingriffe von Menschenhand die konkurrenzschwächere Eiche über die Jahrhunderte weitgehend verdrängen. Diese Gefahr sieht man laut Himmelsbach auch in München.
Die Vertreter des Ministeriums hätten jedoch zugesagt, dass die Eiche als eine charakteristische Baumart des Spessarts erhalten werden solle.
Gelingen könne dies, indem man ihr auch in einem Nationalpark bestimmte Bereiche und Anteile sichert und durch Eingriffe in den Wald entsprechend steuert. „Es ist die Bereitschaft da, das zu pflegen“, fasst Himmelsbach die Aussagen zu diesem Thema zusammen.
Wildmanagement soll Wildschweinbestände im Zaum halten.
Um den beispielsweise vom Bauernverband infolge eines Nationalparks befürchteten Anstieg der Wildschweinbestände zu verhindern, habe man in München von einem Wildtiermanagement gesprochen, mit dem die Bestände auch in einem Nationalpark reguliert werden könnten, sagt er weiter.
„Etwas komplexer“ sei die Frage der Spessartholzrechte. Hier, so Himmelsbach, sei das Ministerium jedoch „optimistisch“, dass man diese Rechte entweder ablösen oder die Brennholzversorgung über Ausgleichsflächen sicherstellen könnte. Näheres dazu könne man freilich erst sagen, wenn das Ministerium voraussichtlich Anfang 2017 darlegt, wo genau im Spessart überhaupt ein Nationalpark geschaffen werden könnte. Auch Himmelsbach ist klar, dass eigentlich nur der Bereich im Hochspessart oder in Teilen des Südspessarts realistisch ist.
Spessartbund will Themen in Arbeitsgruppen diskutieren
Die Vertreter des Spessartbundes und -projektes haben mit dem Ministerium vereinbart, dass sie nun eine schriftliche Beantwortung des vor einigen Wochen nach München geschickten Fragenkataloges bekommen. Diese Antworten werde man dann an die Ortsgruppen weiterleiten, so Himmelsbach.
Der Spessartbund werde Arbeitsgruppen zu den einzelnen Themenkomplexen bilden. Am 22. April stehe dann die nächste große Versammlung des Spessartbundes an. Bis dahin, so hofft der Hauptvorsitzende, sehe man klarer.
Der Spessartbund sei überhaupt der erste Verband gewesen, der nach den Landräten nach München eingeladen worden sei, so Himmelsbach. Bei dem Gespräch im Ministerium habe man „genau das bekommen, was wir uns erhofft hatten“, so der Hauptvorsitzende mit Blick auf den Informationsfluss. „Das Ministerium hat deutlich gemacht, dass es den Spessartbund als Partner will.“
Spessartbund diskutierte auch in Berlin mit Abgeordneten Unterdessen war der mögliche Nationalpark im Spessart auch ein laut Pressemitteilung des zweiten Hauptvorsitzenden Richard Krebs „heiß und kontrovers diskutiertes Thema“ bei einer Informationsfahrt des Spessartbundes in die Bundeshauptstadt Berlin. Dorthin hatte die CSU-Bundestagsabgeordnete Andrea Lindholz (Aschaffenburg) eingeladen. Auch MdB Alexander Hoffmann (Zellingen) diskutierte mit den Besuchern.
Im Gespräch sei auch die Skepsis gegenüber einem Nationalpark deutlich geworden, so die Pressemitteilung, nicht zuletzt mit Blick auf Waldnutzung und Brennholzversorgung, aber auch die Holzindustrie.