Das städtische Musikinstitut in Marktheidenfeld wird zum Schuljahr 2022/23 in eine Sing- und Musikschule umgewandelt. Den Beschluss dazu hat der Stadtrat bereits im Oktober 2021 gefasst, Kulturamtsleiterin Inge Albert stellte dem Stadtrat am Donnerstagabend das Konzept vor, dem das Gremium geschlossen zustimmte. Die Stadt verspricht sich von der Umwandlung vor allem eine positive kulturelle Außenwirkung und eine Professionalisierung der Ausbildung.
Spürbar steigen werden dadurch jedoch die Gebühren. Denn die sind im Durchschnitt an den unterfränkischen Musikschulen erheblich höher als derzeit in Marktheidenfeld. Aktuell liegt der Jahresbeitrag für die musikalische Früherziehung beispielsweise bei rund 164 Euro (umgerechnet auf 45 Minuten). Er soll auf jährlich 280 Euro steigen, was leicht unter dem unterfränkischen Durchschnitt von 285 Euro liegt. Für den Einzelunterricht fallen künftig 1080 Euro im Jahr an, bisher waren es 833 Euro.
Auswärtigenzuschlag ist nicht geplant
Um die Erhöhung abzufedern, soll es unter anderem eine Ermäßigung von zehn Prozent geben, wenn mehrere Fächer belegt werden. Erwachsene sollen außerdem zehn Prozent mehr zahlen, "da sich die Musikschule in erster Linie an Kinder richtet", so Inge Albert. Ein Auswärtigenzuschlag, den es in manch anderen Städten gibt, ist in Marktheidenfeld nicht geplant.
An die Verantwortung der Stadt durch die steigenden Gebühren erinnerte Stadtratsmitglied Martin Harth (SPD): "Bei sozialen Härten müssen wir Lösungen finden. Kein Kind sollte am Finanziellen scheitern." Er bedauere den Abschied von der Einrichtung, die jahrzehntelang ein qualifiziertes Angebot zu einem "konkurrenzlosen Preis" geschaffen habe. "Den weiteren Schritt zu einer kulturellen Professionalisierung" begrüßt er jedoch.
Personalkosten für die Musikschule steigen deutlich
Ein Grund für die deutliche Steigerung der Unterrichtskosten ist der Anteil der Personalkosten. In der Schätzung sind dafür 161 000 Euro vorgesehen. Würde man beim Musikinstitut bleiben, wären das lediglich 109 500 Euro. Denn eine Sing- und Musikschule erfordert Fachpersonal mit einem musikpädagogischen Hochschulabschluss, das fest angestellt wird.
Bei der aktuellen Schülerzahl von 182 rechnet die Stadt mit einem jährlichen Defizit von 69 000 Euro, hinzu kommen rund 25 000 Euro für Miete sowie Strom-und Heizkosten. Bürgermeister Thomas Stamm verwies darauf, dass die Stadt das Defizit bereitwillig in Kauf nehme für ein breiteres kulturelles Angebot für Kinder und Erwachsene. Auch das bisherige Musikinstitut käme auf ein Defizit von rund 60 000 Euro, plus Miete und Nebenkosten.
Ein festes Gebäude soll die Musikschule künftig nicht mehr haben. Der Unterricht soll dezentral stattfinden, wie es zum Beispiel bereits für die musikalische Früherziehung in den Kitas der Fall ist, die laut Albert ein großer Erfolg ist. Eine feste Adresse mit Ansprechpartner soll es aber weiterhin geben. Das jetzige Gebäude in der Würzburger Straße 12 will die Stadt anderweitig nutzen. Ein Raum für den Unterricht mit Instrumenten wie Schlagzeug oder auch Klavier, das man nicht einfach so mitnehmen kann, sowie für Proben größerer Ensembles ist jedoch weiterhin vorgesehen.
Das Schuljahr dauert künftig länger
Das Unterrichtsjahr wird außerdem an das der Schulen angepasst. Für die Schülerinnen und Schüler bedeutet das, dass sie mehr Unterrichtseinheiten im Jahr haben werden, künftig 39 statt 32 Wochen. Aktuell beginnt der Unterricht Anfang Oktober und endet bereits Mitte Juli. "Die lange Pause im Sommer war für das Lernen oft nicht so förderlich", so Inge Albert. Die Dauer der Einheiten soll in der Regel 45 Minuten betragen, statt bisher 30 oder 50 Minuten.
Lob für das Engagement der Stadt gab es von Ludwig Keller (proMAR). Er hob hervor, dass es sich um ein freiwilliges kulturelles Angebot handele, das sich die Stadt einiges kosten lasse. Eine mögliche Beteiligung der kommunalen Allianz brachte Helmut Adam (CSU) ins Spiel, da die Umlandgemeinden von der Musikschule profitieren.