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Neustadt
Musik von Eltern und Kindern: Das Ärzteorchester Musica Medica spielt für den gemeinsamen Spaß und den guten Zweck
Seit 36 Jahren treten die Musikerinnen und Musiker des Ärzteorchesters "Musica Medica" gemeinsam auf. Im Interview spricht Katharina Kaiser über das musikalische Erbe ihres Vaters Dr. Georg Kaiser.
Das Ärzteorchester Musica Medica im italienischen Grado, wo es jährlich ein Konzert gibt.
Foto: Katharina Kaiser | Das Ärzteorchester Musica Medica im italienischen Grado, wo es jährlich ein Konzert gibt.
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 02.07.2023 03:25 Uhr

Im Jahr 1987 gründete Dr. Georg Kaiser, früherer Chefarzt am Krankenhaus in Marktheidenfeld, und studierter Musiker, das Ärzteorchester "Musica Medica". Auch nach seinem Tod 2016 reisen die Musikerinnen und Musiker gemeinsam mit Familienmitgliedern und Freunden jedes Jahr für eine Woche nach Italien für Konzerte.

Im Interview erzählt seine Tochter Katharina Kaiser unter anderem von der Faszination des gemeinsamen Musizierens und wie es nach dem Tod des Gründers mit dem Ärzteorchester weiterging.

Wie passen Musik und Medizin zusammen?

Katharina Kaiser: Ich glaube, dass junge Menschen, die Ärzte werden wollen, sehr diszipliniert und ehrgeizig sind. Sie müssen schon früh viel lernen, um in der Schule gute Noten zu haben und später den Numerus clausus für ein Medizinstudium zu erreichen. Um auf gutem Niveau zu musizieren, muss man ebenfalls sehr diszipliniert sein. Meistens kommen junge Musiktalente aus einer Familie, in der auch die Eltern ein Instrument spielen und man gerne gemeinsam Musik macht.

36 Jahre Ärzteorchester Musica Medica: Wie kam es dazu, dass Ihr Vater, Dr. Georg Kaiser, das Ensemble gründete?

Kaiser: Mein Vater hat neben Medizin auch Musik studiert und dort eine weitere Leidenschaft gefunden. Er war schon als 14-Jähriger in seiner schlesischen Heimat Organist und hat Chöre geleitet. Ausschlaggebend für die Gründung von Musica Medica war ein jährlich stattfindender Kongress für deutsche Ärzte im italienischen Grado. Mein Vater hat in den 1980er Jahren dort Orgelkonzerte gegeben. Nach und nach haben sich andere Musiker hinzugesellt. Daraus gründete sich 1987 ein Verein.

Katharina Kaiser und ihr Vater Dr. Georg Kaiser, der das Ärzteorchester gründete und bis zu seinem Tod 2016 leitete, stellten sich nach dem jährlichen Benefizkonzert in der Kirche St. Michael in Neustadt im Jahr 2011 zu einem Erinnerungsfoto (Archivbild).
Foto: Barbara Kaiser-Pfaff | Katharina Kaiser und ihr Vater Dr. Georg Kaiser, der das Ärzteorchester gründete und bis zu seinem Tod 2016 leitete, stellten sich nach dem jährlichen Benefizkonzert in der Kirche St.
War für Sie klar, dass es mit Musica Medica weitergeht, nachdem Ihr Vater 2016 gestorben war?

Kaiser: Ja, wir wollten auf jeden Fall weitermachen. Bei der organisatorischen Leitung haben Dr. Hinrik Strömer, Kardiologe aus Würzburg, und ich meinen Vater schon lange unterstützt. Er bringt sich bei der Auswahl der Musikstücke ein. Ich kümmere mich schon seit mindestens 20 Jahren um das Notenmanagement, sorge also dafür, dass jeder im Vorhinein seine Musiknoten bekommt.

Wie hat sich Musica Medica seitdem verändert?

Kaiser: Nachdem mein Vater verstorben war, dirigierte uns Rudolf Müller, jetzt Rudolf Ramming. Früher waren wir öfter in Polen für Konzerte. Die Verbindungen dorthin sind aber eingebrochen. Auch in der Schweiz haben wir schon öfter Konzerte gegeben. Unser Repertoire war schon immer bunt gemischt. Klassik-Crossover, wie sie Karl Jenkins komponierte, spielen wir schon lange. Seltener sind Tangos, etwa einen von Astor Piazzolla, den wir in diesem Jahr spielen. 

Wie gewinnt das Ärzteorchester seine Musikerinnen und Musiker?

Kaiser: Momentan sind wir etwa 30 Musiker im Orchester. Davon sind etwa 50 Prozent Mediziner. Der Großteil kommt aus dem Raum Würzburg, bedingt dadurch, dass unser musikalischer Leiter Professor Ramming an der dortigen Hochschule für Musik unterrichtet. Wir haben aber auch Vereinsmitglieder aus Schwerin, Italien und der Schweiz. Wer einmal an der Konzertreise in Grado teilgenommen hat, der möchte immer wieder mitkommen.

Hat das Ärzteorchester Probleme, Nachwuchs zu finden?

Kaiser: Nein, oft ist es so, dass Eltern ihre Kinder nachziehen. So war es auch bei mir: Ich durfte zum ersten Mal mit zwölf Jahren mit meiner Querflöte mitspielen. Jetzt dürfen etwa Kinder, die Geige spielen, schon im Alter von vier oder fünf Jahren mit auftreten. Das Besondere an unserem Orchester ist es, dass zeitweise drei Generationen an Musikern gemeinsam auf der Bühne stehen. 

Bei seinem Auftritt in der St.-Michael-Kirche in Neustadt 2018 wurde das Ärzteorchester Musica Medica erstmals von Rudolf Ramming dirigiert (Archivbild).
Foto: Martin Harth | Bei seinem Auftritt in der St.-Michael-Kirche in Neustadt 2018 wurde das Ärzteorchester Musica Medica erstmals von Rudolf Ramming dirigiert (Archivbild).
Was fasziniert junge Menschen, in einem solchen Orchester mitzuwirken?

Kaiser: Es macht einfach Spaß. Wenn man ein Instrument spielt, ist es wie im Sport: Man verbringt viel mühsame Zeit zu Hause alleine beim Üben. Die meisten unserer Talente werden bei Auftritten vom Klavier begleitet. Sitzt man dann allerdings zusammen mit 30 anderen Musikern oder steht sogar als Solist in der ersten Reihe, ist das ein anderes, ein tolles Gefühl.

Muscia Medica hat sich auf die Fahnen geschrieben, junge Musiktalente zu fördern. Wie muss man sich das vorstellen?

Kaiser: Wir fördern Musikstudenten und talentierte Jugendliche, indem wir ihnen die Chance bieten, Konzerterfahrungen mit einem großen Orchester zu machen. Und wir finanzieren die Reisekosten, Verpflegung und geben ein Taschengeld für den Aufenthalt in Italien.

Wann kommt das Ärzteorchester Musica Medica für Proben und Auftritte zusammen?

Kaiser: Wir reisen gemeinsam im Frühjahr nach Norditalien, um ein paar Tage gemeinsam zu proben und zwei Konzerte zu geben. Eines wird vom dortigen Rotary-Club in Montefalcone nahe der slowenischen Grenze organisiert, das andere findet im Rahmen des Ärztekongresses statt. Vor dem Jahreskonzert in der St.-Michael-Kirche in Neustadt proben wir noch einmal einen Nachmittag lang, bevor wir am Abend auftreten.

Welche Besonderheiten hält das Programm des Konzerts am 1. Juli in Neustadt vor?

Kaiser: Eine Besonderheit ist in diesem Jahr ein Solisten-Stück für drei Trompeten. Unser Jugendensemble wird "Die schwarze Perle", die Titelmusik des Films "Fluch der Karibik", spielen.

Benefizkonzert Musica Medica

Am Samstag, 1. Juli, findet um 18 Uhr das Jahreskonzert des Ärzteorchesters Musica Medica in der Kirche St. Michael in Neustadt statt. Die musikalische Leitung hat Professor Rudolf Ramming inne. Er ist Vizepräsident an der Hochschule für Musik in Würzburg.
Die Mediziner, ihre Familien und Freunde spielen unter anderem Kompositionen von Georg Friedrich Händel, Astor Piazzolla, Arcangelo Corelli und Edward Elgar.
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Der Erlös aus dem Benefizkonzert kommt der ehemaligen Benediktinerabtei-Kirche in Neustadt zugute.
(dfi)
 
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