Seit ihrem 16. Lebensjahr fertigt Ursula Hofstetter eigene Kleidung. "Ich konnte mich schon immer schlecht von Lieblingsstücken trennen", sagt sie. Wenn etwas nicht mehr so recht der Mode entspricht, dann "pimpe" sie es auf. Eine Bluse bekommt neue Rüschen, ein Mantel andere Knöpfe und schon entsprechen die Kleidungstücke wieder der Mode.
Auch wenn sie einen Büroberuf erlernte, kehrte sie immer wieder zur kreativen Arbeit zurück: "Ich war als junge Mutter diejenige, die mit selbst genähten, bunt bedruckten Schlaghosen auf dem Kinderspielplatz auftauchte", erinnert sich Hofstetter. Als ihre beiden Töchter klein waren, gab sie Nähkurse. 20 Jahre später holte sie ihre Nähmaschine aus dem Keller und entdeckte die Lust am Nähen erneut. Sie fertigte ein Utensilo, also eine kleine Tasche mit Reißverschluss für Krimskrams. Später zeigte sie in der Marktheidenfelder Volkshochschule anderen, wie man "Mode passend machen" kann. Nach und nach entstand die Idee des eigenen Labels "Lizimoro". Denn immer mehr Bekannte orderten ein Exemplar ihres Täschchens. Später nahm sie auch ausgefallene Schmuckstücke ins Sortiment auf.
Besonders wichtig ist es ihr, dass die Accessoires auf die Kleidung abgestimmt sind. Beim Pressegespräch trägt die 55-Jährige zum schwarzen Pulli am Handgelenk Rosenquarze, cremeweiße Perle und schwarze Schmucksteine mit silbernen Anhängern. Den Hals wärmt ein gestrickter Kragen aus reiner Merinowolle – rosa, creme und schwarz gemustert.
All diese Accessoires sind in Hofstetters eigenem Atelier entstanden. Während sich die meisten Menschen in den vergangenen Monaten an die Arbeit im Home Office gewöhnen mussten, arbeitet sie seit 2012 alleine in ihrem Atelier. Mit ihrem Umzug von Nürnberg nach Marktheidenfeld hat sie sich auf 30 Quadratmetern im Untergeschoss ihres Wohnhauses den Arbeitsplatz eingerichtet.
Nichts "von der Stange"
Keines von Hofstetters handgefertigten Produkten gibt es "von der Stange". Die Stücke in ihrem "Showroom" dienen der Inspiration für individuelle Anfertigungen. "Mir ist es wichtig, dass ich jede Kundin individuell berate und das passende Unikat für sie fertige." Zu welchem Anlass sollen Tasche oder Schmuck getragen werden? Was soll in der Tasche verstaut werden? Und mit das Wichtigste: Welche Farbe ist die Richtige? Alle Materialien, die sie verarbeitet, fühlen sich angenehm an und sind hochwertig, sagt die Kreativdesignerin: kühles Kunstleder und bunte Tragegurte (Straps) für Taschen, formschöne Perlen, glänzende Natursteine für Schmuckstücke und flauschige Merinowolle für gestrickte Schalkragen.
Doch auch Hofstetter hat mit der Corona-Krise zu kämpfen. Ihre Produkte stelle sie nicht auf Vorrat her und vertreibe sie nur über ihren eigenen Onlineshop. Dafür sei ihr die Beratung zu wichtig, so Hofstetter. Kunden können derzeit nur über die Internetseite www.lizimoro.de oder telefonisch Kontakt mit ihr aufnehmen. Normalerweise hat sie einen Stand am Marktheidenfelder Weihnachtsmarkt und bestückt Vitrinen in einem Marktheidenfelder Dessousladen sowie in mehreren Hotels. Dort können Kunden Musterstücke kaufen oder bei ihr ein individuelles Stück bestellen. Doch während des Lockdowns ist das alles nicht möglich.
Hofstetter hofft, ihre Kunden bald wieder persönlich beraten zu können. Bis dahin tüftelt sie an neuen Designs für Taschen, Schmuckstücken und anderen Accessoires.
In eigener Sache: Kunsthandwerker im Corona-Jahr
2020 war ein herausforderndes Jahr – keine Frage. Aber es hat auch gezeigt: Wer nicht raus kann, sucht sich seine Inspiration woanders und daraus entsteht plötzlich etwas kreatives Neues. Vor allem im Lockdown entstanden im Landkreis viele Ideen, aus denen teils kleine Geschäftsmodelle oder ein leidenschaftliches Hobby wurde, vor allem im Kunsthandwerk. In einer kleinen Serie wollen wir einige dieser Menschen und ihre Konzepte vorstellen. Wie kam es zum Einfall und schließlich zur Umsetzung? Zusätzlich haben wir die Teilnehmer*innen gebeten, uns einen Kreativ-Tipp zu nennen: leicht umzusetzen, für lange Lockdown-Tage zwischen den Jahren und für danach.