Seit 50 Jahren eine feste Größe beim Lohrer Grünen Markt, mittwochs in der Innenstadt, ist der Hühnerhof Dietrich. Josef und Maria Dietrich waren Pioniere des Marktes. Ihr erster Verkaufsstand bestand 25 Jahre lang aus einem Tisch und einem Marktschirm, blickt ihr Sohn Peter Dietrich auf die Anfänge zurück. 25 Jahre später kauften sie den roten Verkaufswagen, mit dem der Hühnerhof Dietrich bis heute, jeden Mittwoch, auf dem Markt zu finden ist.
Die Dietrichs sind seit Generationen Landwirte. Den Hühnerhof gibt es seit 65 Jahren. Damals traf Josef Dietrich eine Entscheidung, krempelte alles um und konzentrierte sich fortan ausschließlich auf Hühner, blickt der 58-jährige Firmeninhaber in zweiter Generation auf die Firmengeschichte. Der Familienbetrieb beliefert auch regionale Supermärkte. Aber der Markt ist heute wichtiger denn je, sagt er.
Noch das erste Modell
Der rote Verkaufswagen ist immer noch das erste Modell. Geändert hat sich, dass Dietrich die Verkaufstouren in den Ortschaften seit diesem Jahr aufgegeben hat. Denn die Gesellschaft hat sich verändert, erklärt er die Entscheidung. Früher war immer jemand zuhause. Heute sind die meisten den ganzen Tag unterwegs. Die Fahrten wurden dadurch weniger rentabel, erklärt Dietrich die Entscheidung. Sandra Schwab aus Neustadt hat dieses Angebot des Verkaufs quasi vor der Haustür immer gerne genutzt.
Jetzt kauft sie ihre Eier am Marktstand. Das passt, weil sie in Lohr arbeitet, sagt sie. Ihre Eier woanders zu kaufen, ist für sie keine Alternative. Die regionale Produktion und die Frische sind es, was für sie zählt. Das wissen auch Juri und Alena Kurilovich. Sie kaufen jede Woche 60 Eier. "Wir haben zwei Söhne, und die essen viel", erfahren wir von ihnen.
Vor den Toren Lohrs
Der Hühnerhof Dietrich ist direkt vor den Toren Lohrs angesiedelt. "Es gibt noch Kunden der ersten Stunde", weiß Dietrich. Sie schätzen die Frische, die direkt vor ihrer Haustür produziert wird, ist er sich sicher. Die größte Herausforderung seien aktuell die wachsenden Auflagen und die steigenden Produktionskosten, die letztendlich umgelegt werden müssen. "Wir versuchen, einen fairen Preis weiterzugeben." Aber natürlich sind die Eier beim Discounter billiger. Das weiß auch Dietrich.
Kinder helfen mit
Er setzt deshalb auf Qualität, Frische und regionalen Verkauf. Das Futter für die Legehennen produziert der Betrieb selbst. Die dritte Generation ist bereits im Betrieb verankert. An diesem Mittwoch unterstützt Tochter Luisa ihren Vater Peter Dietrich im Verkaufswagen. Sie hat einen anderen beruflichen Weg gewählt, hilft aber immer gerne mit. Ihr Bruder Lukas, der Landwirtschaftsmeister ist, ist komplett in den Familienbetrieb eingestiegen.
Als 1974 der Bauernmarkt ins Leben gerufen wurde, war Peter Dietrich Gründungsmitglied. Zehn Jahre war er an den Verkaufssamstagen dabei. Dann entschied er sich dafür, sich auf den Grünen Markt mittwochs zu konzentrieren. Denn die Kunden, die am Mittwoch Eier kaufen, kaufen am Samstag nicht gleich wieder welche, begründet er. "Wir sind ein landwirtschaftlicher Betrieb mit rund 20.000 Legehennen und 120 Hektar Fläche", berichtet er.
Das Wohl seiner Tiere ist ihm wichtig. Sein Vater Josef startete vor 65 Jahren mit 10.000 Legehennen. 2012 baute das Unternehmen einen neuen Stall mit Bodenhaltungssystem und Volieren-Auslauf. Dies ist wegen der Überdachung und Einfassung kein Freilauf im klassischen Sinne, bietet den Tieren aber Freigang und erlaubt es ihnen, dem Bedürfnis zum Scharren nachzukommen.
Vor Wildtieren geschützt
Trotzdem sind sie vor Wildtieren geschützt, können auch bei von Behörden verordneten präventiven Quarantänemaßnahmen, wie beim Auftreten der Vogelgrippe, raus ins Freie und sind trotzdem vor dem Eintrag eventueller Krankheitserreger gewappnet. Und die Hennen können kalkhaltige Staubbäder zur Gefiederpflege nehmen. Das bekämpft Milben auf natürlich Art. Die Bodenhaltung mit Freilauf sei die beste Haltungsform, ist Dietrich überzeugt. Außerdem bezieht der Hühnerhof seine legereifen Hennen von Aufzuchtbetrieben mit Bruderhahn.