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Karlstadt
Mit Oldtimer-Galerie: Warum das 40. internationale Borgward-Treffen in Karlstadt stattfand
Über 60 Oldtimer von Lloyd, Hansa und Borgward sowie Lkw von Goliath gab es zu bestaunen. Die Automobile aus Bremen waren einst Traumautos.
Über 60 Fahrzeuge der ehemaligen Borgward-Marken Lloyd, Hansa, Borgward und Goliath kamen zum 40. Internationalen Treffen des Borgward Club Frankfurt-Würzburg nach Karlstadt. Besonders beliebt ist bei den Oldtimer-Fans das ehemalige Erfolgsmodell Isabella.
Foto: Jürgen Kamm | Über 60 Fahrzeuge der ehemaligen Borgward-Marken Lloyd, Hansa, Borgward und Goliath kamen zum 40. Internationalen Treffen des Borgward Club Frankfurt-Würzburg nach Karlstadt.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:08 Uhr

BMW und Mercedes kennt als Automarken praktisch jeder. Der einstige Autohersteller Borgward ist dagegen in Vergessenheit geraten, dabei war das Unternehmen aus Bremen in den 50er-Jahren der viertgrößte Automobilhersteller Deutschlands. Am Wochenende blühte in Karlstadt der Glanz dieser Zeit wieder auf, denn der Borgward Club Frankfurt-Würzburg veranstaltete hier sein 40. Internationales Treffen.

Am Samstag zeigten die angereisten Mitglieder auf dem Mainparkplatz stolz ihre automobilen Schätze. Besonders häufig waren Autos des 1954 vorgestellten Mittelklassemodells Borgward Isabella zu sehen, das in acht Jahren über 200.000 Mal gebaut wurde. Insbesondere als Coupé war es ein Traumauto der Wirtschaftswunderzeit. Doch die Firmengruppe Borgward hatte noch ein weit größeres Portfolio. Es gab Kleinwagen wie den "Leukoplast-Bomber", Golitah-Nutzfahrzeuge vom dreirädrigen Lieferwagen bis zum großen Lkw, Erfolge im Rennsport und sogar die Hubschrauber-Entwicklung "Kolibri".

Clubmitglieder Michaela und Martin Kühl aus Karlstadt waren mit ihrem Borgward schon in China

Mitorganisiert wurde das Treffen in Karlstadt von unter anderem von den Clubmitgliedern Michaela und Martin Kühl. Beide sind seit rund zehn Jahren stolze Besitzer eines Isabelle Coupés, mit dem sie dank eines gewonnenen Preises sogar schon 2500 Kilometer durch China fuhren. "Wir wollten etwas Zuverlässiges mit Charme aus den 1960ern, eigentlich einen BMW", verrät die Unternehmerin, die ein Mitsubishi-Autohaus betreibt. Doch letztlich wurde es die Isabella. "Schauen sie mal, diese runden Formen", schwärmt sie und lobt das Fahrgefühl sowie die Technik. Der Wagen komme mit sieben bis acht Litern Superbenzin auf 100 Kilometer aus – wenig für ein über 60 Jahre altes Auto.

Sie hatte dem Borgward Club Frankfurt-Würzburg Karlstadt als Treffpunkt angeboten, um den Clubmitgliedern ihre schöne Heimat zeigen zu können. Die Bewirtung bei der Ausstellung übernahm der 1. AC Karlstadt. Zum Treffen gehörte auch eine Ausfahrt zum Waldhaus Einsiedel im Gramschatzer Wald, eine Stadtführung und der traditionelle Ehrenabend des Borgward Clubs im Hotel Mainpromenade.

In Europa sind noch etwa 2000 Fahrzeuge der Borgward-Marken zugelassen

Heinz-Werner Oehme, der Vorsitzende des Borgward Club Frankfurt-Würzburg und Spezialist Patrick Preneux vor einer Borgward Isabella beim  40. Internationalen Treffen in Karlstadt.
Foto: Jürgen Kamm | Heinz-Werner Oehme, der Vorsitzende des Borgward Club Frankfurt-Würzburg und Spezialist Patrick Preneux vor einer Borgward Isabella beim 40. Internationalen Treffen in Karlstadt.

Laut dem Vorsitzenden Heinz-Werner Oehme besitzen die Mitglieder des Borgward-Clubs rund 170 Autos der ehemaligen Borgward-Marken, in Europa seien noch etwa 2000 Fahrzeuge zugelassen. Zum Treffen hatten sich Fahrer und Paare mit 74 Autos angemeldet, nicht alle konnten kommen. Manche mussten auf ein Ersatzfahrzeug ausweichen, so hatte Patrick Preneux das Pech, dass die Hinterachse seiner Isabella brach und er mit seinem modernen Alltagsauto anreisen musste. Heutige Autos seien effektiv, beim Oldtimer fahren gehe es nicht darum, schnell anzukommen, sondern das Fahrgefühl zu genießen, erklärt er und lacht: "Der Schuster hat die schlechtesten Schuh'". Preneux ist gelernter Kfz-Mechaniker, betreibt in Ostwestfalen eine Oldtimerwerkstatt und restaurierte schon manchen Borgward. Er war nicht der einzige Profi bei dem Treffen, es gab auch andere Teilehändler –  sogar aus dem Elsass.

Auch einige Fahrer reisten von weit her an, zum Beispiel 750 km aus der Steiermark, mit einem Hansa 1100 von 1937 und gerade mal 28 PS. Doch nicht alle Borgwards sind nur für gemächliche Fahrten gemacht. Das Isabella Coupé von Manfred Wolfgruber aus dem Salzkammergut hat einen 1,8-Liter-Motor, ein Fünfgang-Getriebe und fährt laut Navigationssystem bis zu 180 Kilometer pro Stunde.

Fotoserie

Teures Vergnügen: Borgward-Fans stecken zehntausende Euros in ihr Hobby

Zwischen 10.000 und 15.000 Euro für ein fahrbereites Modell des Kleinwagens Lloyd 600 oder eine Borgward Arabella sei der Startpreis, um solch einen Oldtimer zu besitzen, erklärt Patrick Preneux – restauriert muss natürlich schnell ein vielfaches gerechnet werden. Einige der Fahrzeuge, die in Karlstadt zu bestaunen waren, lägen etwa im sechsstelligen Bereich – zum Beispiel der "große Borgward P100". Technisch gesehen spielten die Autos in einer Liga mit Mercedes. Firmeninhaber Carl F. W. Borgward galt als begnadeter Ingenieur, doch die finanzielle Seite war ihm ein Gräuel. Das führte 1961 letztlich zum Konkurs der Firma, die zwei Jahre zuvor noch auf Platz fünf der deutschen Automobilhersteller rangiert hatte.

Die Freiluft-Ausstellung bot reichlich Gelegenheit, sich an den oft glänzenden runden Karossen der Oldtimer aus Bremen zu ergötzen – oder über technische Details zu staunen. So steckt in einer großen Limousine P100 von 1960 nicht nur ein Reihensechszylinder mit 2,3 Litern Hubraum, sondern auch eine aufwändige Luftfederung. Systeme, die der Luxusklasse vorbehalten sind.

Ein besonders auffälliges Mitglied aus der Borgward-Familie war der dreirädrige Kleinlaster von Goliath.
Foto: Jürgen Kamm | Ein besonders auffälliges Mitglied aus der Borgward-Familie war der dreirädrige Kleinlaster von Goliath.

Das andere Ende der Produktpalette waren Nutzfahrzeuge von Goliath – wie dreirädrige Kleinlaster. Auch dazu gibt es manche Geschichte. "Den hat mein Vater 1955 zwei Tage vor meiner Geburt zugelassen", erzählt Bernhard Lucas aus Frielendorf zu seinem Goliath GD 750 mit Pritsche. Seine Mutter habe den Zweitakt-Sound von der Fahrt in die Klinik nicht aus dem Kopf bekommen. Als junger Mann sei er damit zum Dienst als Soldat gefahren. Der Motor ähnlich dem eines Trabis – mehr als Tempo 60 ist nicht drin.

In der ursprünglichen Version des Artikels hieß es, dass die Veranstaltung von Michaela und Martin Kühl organisiert worden war. Organisiert hat das Treffen tatsächlich der Borgward-Club Frankfurt-Würzburg. Das Ehepaar Kühl hat als Mitglieder vor Ort mitorganisiert. Der Name eines genannten Clubmitglieds lautet zudem Patrick Preneux, nicht Patrick Grepeaux. Wir bitten, diese Fehler zu entschuldigen.

 
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