Es herrschte gelöste Aufbruchsstimmung im Gemündener Stadtrat. "Nach der Sommerpause greifen wir bei der Sinnbrücke Schaippach an", lautete Bürgermeister Jürgen Lipperts (BfB) martialisch klingendes Fazit, nachdem das Gremium ihm einstimmig die Kompetenz dafür übertragen hatte, den ersten Bauabschnitt für die Sanierung des jahrhundertealten Bauwerks in die Wege zu leiten.
Dass der Bürgermeister nun alleine über die Auftragsvergabe für die Vorbereitungsarbeiten zum ersten Bauabschnitt entscheiden darf, hat einen guten Grund. Den erläuterte Architekt Philipp Kimmelmann vom Ingenieurbüro Kimmelmann + Sälzer in der Sitzung. Demnach besteht für die einleitende Maßnahme zur Sanierung der denkmalgeschützten Brücke nur ein sehr geringes Zeitfenster. Soll der Baustart – wie geplant – noch in diesem Jahr erfolgen, gilt es bei der Vergabe der Bauleistung so schnell wie möglich zu handeln.
Damm soll die Sinn zur Hälfte sperren und Sanierungsarbeiten ermöglichen
Konkret geht es bei der Maßnahme darum, ein Dammbauwerk zu errichten. Damit wird die Sinn zur Hälfte gesperrt und in dem trockengelegten Bereich im ersten Schritt der östliche Teil der Brücke saniert. Zeitkritische ist das aus Naturschutzgründen. So dürfen Arbeiten im Wasser ausschließlich außerhalb der Laichzeit der dort lebenden Fische durchgeführt werden, die vom 1. Oktober bis zum 30. Juni geht. In diesem Jahr bleiben also nur noch etwas mehr als zwei Monate, bis der Damm stehen muss.
Ist dieser Schritt geschafft, muss vor dem Start der Sanierungsarbeiten das Augenmerk noch auf eine weitere Tiergruppe gerichtet werden: Fledermäuse. Die haben laut einer kürzlichen Untersuchung Quartier in der Brücke bezogen und müssen vor dem Beginn der Bauarbeiten zunächst umgesiedelt werden. Vier Wochen hatte man dafür bereits in der ursprünglichen Bauplanung einkalkuliert. Ist die Brücke saniert, können die Tiere wieder in neu und eigens für sie geschaffene Fledermausnieschen einziehen.
Sobald der Damm steht und die Fledermäuse umgesiedelt wurden, kann die Sanierung des östlichen Brückenteils erfolgen. Spätestens bis zum 1. Juli 2025 sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein, damit ab da der erste Damm wieder abgetragen werden kann. Anschließend soll im zweiten Bauabschnitt bis spätestens 1. Oktober 2025 eine Wassersperre auf der westlichen Flussseite errichtet werden, von wo aus bis Anfang 2026 der restliche Brückenteil saniert werden soll. Bei beiden Bauabschnitten hat Kimmelmann jeweils vier Monate Baustopp aufgrund von Hochwasser einkalkuliert.
Stadträte erkundigen sich nach Gestaltung und Nutzbarkeit der Brücke
Eine Vorgehensweise, die dem Gremium einleuchtete. Fragen gab es hingegen zur geplanten Neugestaltung der Brüstung. Die in die Jahre gekommenen Betonabsperrung soll nach Vorstellung Kimmelmanns eine niedrigere aus Stein inklusive eines Metallgeländers ersetzen. Letzteres wünschte sich Matthias Risser (CSU) schmiedeeisern und ausdrücklich nicht wie bei der alten Saalebrücke in Gemünden. Das ist laut Kimmelmann geplant, auch wenn Bürgermeister Lippert anmerkte, dass ihm das Geländer der Saalebrücke sehr gut gefalle.
Erhard Wiltschko (Freie Wählergemeinschaft) dankte seinem Stadtratskollegen und Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel (SPD) für dessen Einsatz für die Brückenrettung, dem letztlich auch der mit 700.000 Euro dotierte Bundeszuschuss zu verdanken war. Er erkundigte sich darüber hinaus, ob das voraussichtlich für 1,7 Millionen Euro sanierte Bauwerk von den wenigen Anwohnern auf der östlichen Sinnseite auch mit dem Auto befahren werden dürfe.
Kimmelmann betonte, dass das ursprünglich für den Verkehr mit Ochsenkarren errichtete Bauwerk auch nach der Sanierung nicht für 40-Tonner oder die dauerhafte Nutzung öffentlichen Autoverkehrs ausgelegt sei. Sie wird also weiterhin offiziell eine Rad- und Fußgängerbrücke bleiben. Lippert betonte jedoch, dass für die betroffenen Anwohner eine annehmbare Lösung gefunden werden solle und die Brücke künftig im Notfall auch durch Rettungsfahrzeuge genutzt werden könne.
Auftrag für Dammerrichtung wird voraussichtlich bereits in dieser Woche vergeben
Rützel beteuerte auf Nachfrage Wiltschkos, dass auch die Statue des Brückenheiligen Johannes Nepomuk eine "Schönheitskur" erfahren werde. Zur Bezuschussung durch das Sonderdenkmalschutzprogramm ist es laut dem Bundestagsabgeordneten dadurch gekommen, dass die denkmalgeschützte Brücke als "ein Bauwerk von nationaler Bedeutung" eingestuft worden war. Auch er mahnte an, die Arbeiten an der stark in die Jahre gekommenen Brücke schnellstmöglich zu beginnen.
Ein Wunsch, der laut Auskunft Lipperts wohl in Erfüllung gehen wird. Wie der Bürgermeister auf Anfrage dieser Redaktion mitteilte, ist mit Ablauf der Ausschreibungsfrist ein Angebot für die Errichtung des Dammbauwerks eingegangen. Fällt die Prüfung und Wertung des Angebots durch das beauftragte Planungsbüro positiv aus, geht Lippert davon aus, dass der Auftrag in der ersten Ferienwoche vergeben werden kann.