Der Architekten-Wettbewerb für den neuen Schulcampus in Marktheidenfeld mit Realschule und Gymnasium ist vorerst gestoppt. "Erst muss geklärt werden, welche Anforderungen die Schulen erfüllen sollen", informierte Sachgebietsleiter Sebastian Gehret in der Sitzung des Bauausschusses des Kreistages am Donnerstag in Karlstadt. Ein Planungsbüro wird beauftragt, das diesen Prozess moderiert. Die Kreisräte, auch viele aus Marktheidenfeld, stimmten dem Verfahren zu.
Aufgrund der Dimension des Projekts – die Baukosten werden auf 70 Millionen Euro geschätzt – habe es ein großes Interesse von Architektur-Büros an dem Wettbewerb gegeben. Gehret, der in der Landkreisverwaltung für den Bereich Schulen zuständig ist, sprach von 107 Bewerbungen, von denen 25 für den Wettbewerb ausgelost worden sind. Doch, so Gehret, in den letzten Wochen kamen von diesen Architekten viele Fragen, "die wir nicht seriös beantworten konnten". Als Beispiel nannte er die Frage nach dem pädagogischen Konzept, das dann die Anordnung der Klassenräume bestimmt. Soll in Clustern unterrichtet werden? Darunter wird jahrgangsbezogen eine hohe Flexibilität der Raumnutzung verstanden.
Daher wird laut Gehret der Architekten-Wettbewerb für ungefähr ein Jahr ausgesetzt. In dieser Zeit wolle man klären, was man wolle. Gehret nannte dies eine "Ehrenrunde", die aber nötig ist, um das beste Ergebnis zu erreichen. Das Verfahren sei abgestimmt mit den Leitern der beiden beteiligten Schulen, die ebenfalls in der Sitzung anwesend waren und zu Wort kamen.
Hartmut Beck, Leiter des Balthasar-Neumann-Gymnasiums, bezeichnete die Pausierung des Wettbewerbs als "vernünftigen Weg". Auch Matthias Schmitt, Leiter der Realschule Marktheidenfeld, begrüßte das Vorgehen, auch wenn dies den Bau verzögert. Angesichts der Größe und der Bedeutung des Projekts sei dies hinzunehmen.
In der folgenden Diskussion stimmten alle Kreisräte zu, allerdings fand Marktheidenfelds Bürgermeister Thomas Stamm (UGM) es schade, dass dieser Weg nicht schon eher beschritten und somit Zeit verloren wurde. Pamela Nembach (SPD), Susanne Rinno (Die Grünen) und Holger Seidel (Freie Wähler) begrüßten das Vorgehen und meinten, dass die Qualität wichtiger sei als die Schnelligkeit. Bertram Werrlein (Freie Wähler) gab zu bedenken, dass in dem Prozess des Sammelns von Ideen, Wünschen und Visionen es leicht zu einer Kostenexplosion kommen könne. Jeder Wunsch könne nicht erfüllt werden.
Marathonlauf zum neuen Schulcampus
Stellvertretender Landrat Christoph Vogel, der für die erkrankte Landrätin Sabine Sitter die Sitzung leitete, verglich den Weg zu einem neuen Schulcampus in Marktheidenfeld mit einem Marathonlauf. "Wir sind zu schnell losgelaufen und müssen jetzt auf die Bremse gehen, um am Ende eine gute Zeit zu haben", meinte er. Bislang war geplant gewesen, dass alle Baumaßnahmen 2031 abgeschlossen sind.
Gehret sagte, dass er schon Kontakt mit einem Planungsbüro, das den Diskussionsprozess leitet, aufgenommen habe. Mit den Schulverwaltungen und den politischen Vertretern, aber auch mit Lehrerinnen und Lehrern soll ein Konzept entwickelt werden – zunächst für jede Schule getrennt, dann soll nach Synergien geschaut werden, um Kosten zu sparen. Das Raumprogramm soll so angelegt sein, dass es zu 100 Prozent förderfähig ist.
Während also der Landkreis bei der Entwicklung des neuen Schulstandorts einen Schritt zurück gemacht hat, geht es aber beim Neubau der Dreifach-Sporthalle als Ersatz für die Main-Spessart-Halle voran. Jeweils einstimmig vergab der Ausschuss die Aufträge für die Planungen der Elektrotechnik in Höhe von 110.000 Euro an das Ingenieurbüro Helfrich aus Oerlenbach und für die Planung der Heizung, Lüftung und Sanitär für 245.000 Euro an das Ingenieurbüro Zinßer aus Marktheidenfeld.
Unterricht war wohl bisher auch ohne Konzept möglich!