
Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert wünscht sich, dass aus dem Stadtrat sachlich, neutral und positiv, mit zutreffenden und gerne positiven Überschriften berichtet wird. Diesen als Wunsch verpackte Kritik an der Berichterstattung der Main-Post äußerte er in großem Rahmen bei der diesjährigen Jahresabschlusssitzung, wo es die vergangenen Jahre harmonisch zuging.
Die Kritik lässt die Redaktion ratlos zurück. Die ohne Beispiele pauschal vorgetragenen Vorwürfe weist die Redaktion als völlig unberechtigt von sich. Dass Überschriften manchmal pointiert sind, versteht sich von selbst, aber dass diese zu Gemündener Themen angeblich häufig weitgehend losgelöst vom tatsächlichen Geschehen und obendrein bewusst negativ sein sollen, kann die Redaktion in keiner Weise nachvollziehen.
Ein Bürgermeister kann sich wünschen, was er will – ob seine öffentlich geäußerte Kritik bei einer solch feierlichen Veranstaltung angemessen war, sei dahingestellt –, aber die Presse hat nun einmal die Aufgabe, das Handeln auch von Kommunalpolitikerinnen und -politikern kritisch zu begleiten. Insofern hat ein solcher Wunsch ein Geschmäckle und zeugt nicht von Souveränität.
Jürgen Lippert braucht sich über zu viel Kritik nicht zu beschweren
Das Paradoxe dabei ist, dass die Redaktion Lippert, anders als seinen Vorgänger, bisher nicht allzu oft kritisiert hat, obwohl es an seiner Amtsführung, etwa was das Thema Öffentlichkeit von Sitzungen anbelangt, immer wieder auch Kritikwürdiges gibt. Er ist im Stadtrat meist ruhig und jovial, aber wenn ihm etwas nicht passt, ist er auch leicht auf 180. In der Berichterstattung wird das regelmäßig, wenn überhaupt, in gedämpfter Form wiedergegeben. Das Verhältnis zu ihm ist eigentlich positiv, er gibt auf Anfrage kompetent Auskunft. Nur ist Lippert keiner, der aktiv kommuniziert, sonst wäre er vielleicht auf die Idee gekommen, das Gespräch mit der Redaktion zu suchen.
Das Schöne an Stadtratssitzungen ist ja, dass jede und jeder vorbeikommen und sich selbst ein Bild machen kann – und damit auch besser von der Berichterstattung hinterher. Machen Sie gerne davon Gebrauch.