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Karlstadt
Mehr Recycling: Kreis will weniger Hartplastik verbrennen lassen
Bis jetzt ist es ein Pilotprojekt. Für mehr Nachhaltigkeit lässt der Kreis Main-Spessart in Karlstadt nun Altkunststoffe aussortieren. Was heißt das für die Sperrmüllsammlung?
Schwierig zu sortieren: Durch das Pressen im Sammelfahrzeug sind die Kunststoffteile zu klein, um sie ohne Probleme vom Sperrmüll trennen zu können.
Foto: Landratsamt Main-Spessart | Schwierig zu sortieren: Durch das Pressen im Sammelfahrzeug sind die Kunststoffteile zu klein, um sie ohne Probleme vom Sperrmüll trennen zu können.
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:28 Uhr

Ob Kanister, Wäschekörbe oder Gießkannen: Der Landkreis Main-Spessart will Altkunststoffe besser verwerten und damit die Umwelt schützen. Im Umweltausschuss stellte Martin Oppmann, Sachgebietsleiter der Abfallwirtschaft, am Dienstag ein entsprechendes, bayernweites Pilotprojekt vor, das seit Anfang Juli auch im Landkreis läuft.

Dabei handelt es sich um eine Kooperation der Abfallwirtschaft des Kreises mit der Recycling-Firma Schenker aus Hohenkammer in Oberbayern. Letztere hat sich zum Ziel gesteckt, Kunststoffabfälle vor der thermischen Verwertung, also vor der Verbrennung, zu bewahren. Stattdessen will das Unternehmen die Kunststoffe aus bayerischen Regionen sammeln, aufbereiten und als sogenannten Sekundärrohstoff an die bayerische Industrie verkaufen.

Im Sinne der Nachhaltigkeit: Rohöl und CO2 sparen

In erster Linie müsse man Müll vermeiden, erklärte Landrätin Sabine Sitter dazu. "Wenn der Müll aber da ist, müssen wir ihn auch gut entsorgen können." Erfasse man Kunststoffabfälle richtig, könnten diese den Bedarf an Rohöl einsparen, der für die Produktion von Neukunststoffen benötigt wird, heißt es in den Unterlagen des Landratsamts. Jede Tonne recycelter Kunststoff ersetze die gleiche Menge an Neuware. Das bedeute geringere CO2-Emissionen und mehr Nachhaltigkeit.

Konkret geht es in dem Projekt um das Aussortieren von Kunstoffen mit den Kennzeichnungen PE-HD oder PP, also Gegenstände aus Hartplastik wie Fässer, Wannen oder Blumentöpfe. Große Mengen solcher Kunststoffe fallen laut Landratsamt im gewerblichen Bereich an.

Die Qualität des recycelten Kunststoffs ist von der fachgerechten Erfassung zu Beginn der Recycling-Kette abhängig. Für das Pilotprojekt hat der Kreis zunächst mal die Arbeitsabläufe an der Kreismülldeponie in Karlstadt umgestellt. Angelieferte Kunststoffe werden dort nun aussortiert und in zwei großen Containern gesammelt. Es gelten dabei weiterhin die Gebühren für das Abliefern von brennbarem Sperrmüll.

Es fehlt an großen Containern

Das Pilotprojekt sei "sehr gut angelaufen", sagte Oppmann. Und es sei auch nur ein erster Schritt. Es könnte also sein, dass diese Art der Mülltrennung künftig auch an anderen Wertstoffhöfen im Landkreis praktiziert wird. "Ein logistisches Problem" sieht Oppmann dabei allerdings darin, dass nicht jeder Wertstoffhof so große Container bereitstellen könne.

Leider sei das Hartplastik nämlich sehr "fluffig". Dadurch seien die Container vergleichsweise schnell voll. Es ist daher notwendig, die Kunststoffe schon beim Befüllen immer wieder mechanisch zu pressen, um die Container effizienter nutzen zu können. Umgekehrt ergibt sich für den Landkreis der Vorteil, dass der Sperrmüll-Container der Kreismülldeponie, in dem normalerweise auch die Kunststoffe gesammelt werden, weniger häufig zur Weiterverarbeitung zur Deponie Rothmühle (Lkr. Schweinfurt) gefahren werden muss. 

Geprüft hat das Landratsamt auch, ob es möglich ist, die Kunststoffe auszusortieren, wenn Müllwerker den Abfall bei von Bürgern angeforderten Sperrmüllsammlungen abholen. Im Nachhinein ist das jedoch nicht so einfach. Durch das Pressen des Mülls im Sammelfahrzeug sind die Kunststoffe zu kleinteilig und demnach nur noch schwer aussortierbar, wenn sie an der Deponie Rothmühle ankommen. 

Diskussion um Sperrmüllsammlung

In diesem Zusammenhang erkundigte sich Bärbel Imhof (Grüne), ob es nicht möglich sei, dass Bürger zukünftig ihren Müll aus Kunststoff bei der Sperrmüllsammlung gesondert an der Straße bereitstellen – um also schon einen Schritt früher mit der Mülltrennung zu beginnen. Für brennbaren Sperrmüll, Metallschrott und Elektronikschrott ist das bereits so üblich.

Das sei zwar denkbar, aber auch eine Frage der Kosten, antwortete Oppmann. "Es gibt noch keinen anderen Landkreis, der das tut." Dafür bräuchte man nämlich auch ein zusätzliches Sammelfahrzeug. Und dann müsse man auch wieder die Gesamtbilanz in Sachen Nachhaltigkeit im Auge behalten. Schließlich würde ein zusätzliches Fahrzeug auch wieder CO2-Emissionen verursachen.

Imhof wünschte sich, dass diese Option trotzdem geprüft wird. Daraufhin beruhigte Landrätin Sitter: Sie habe dieselbe Idee gehabt und Oppmann diese Aufgabe bereits übertragen.

 
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  • Erding
    Verbrennen ist allemal besser als "in der Natur" gemeint Wald, Flur, Meer entsorgt.
    Die beim Verbrennen von Kunststoff in der Müllverbrennungsanlage mit Nutzung der dabei entstehenden Wärme, z.B. Warmwasserleitungen spart auch Heizöl.
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