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Gemünden
Mehr Gemündener sollen vor Bahnlärm geschützt werden als bislang geplant
Die Lärmschutzwände werden deutlich länger und viel mehr Betroffene entlang der Bahnstrecken sollen Zuschüsse zu Schallschutzfenstern erhalten, Anwohner der Werntalbahn aber nicht.
Gemünden soll längere Lärmschutzwände erhalten als ursprünglich geplant und viel mehr Leute sollen Zuschüsse für Schallschutzfenster erhalten.
Foto: Björn Kohlhepp | Gemünden soll längere Lärmschutzwände erhalten als ursprünglich geplant und viel mehr Leute sollen Zuschüsse für Schallschutzfenster erhalten.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:26 Uhr

Rund um Gemünden sollen entlang der Bahnstrecken Lärmschutzwände gebaut werden – und zwar jetzt deutlich längere als noch vor fünf Jahren geplant. Außerdem sollen aufgrund einer neuen Richtlinie viel mehr Anwohnerinnen und Anwohner in Gemünden, Langenprozelten, Schaippach, Wernfeld, Adelsberg und Harrbach einen Zuschuss für Schallschutzfenster bekommen. Gut 25 Interessierte schauten sich am Montag vor der Stadtratssitzung in der Scherenberghalle die ausgelegten Ergebnisse des neuen Schallgutachtens an und konnten zwei Vertreter der Bahn mit Fragen löchern. Die DB-Vertreter standen auch in der anschließenden Sitzung Rede und Antwort.

Weil die Lärmgrenzen durch Bahnlärm seit dem vorigen Lärmgutachten gesenkt worden waren, hat die Bahn ein neues Gutachten erstellen lassen. Die Lärmbelastung jedes Hauses an der Bahnstrecke sei nicht vor Ort gemessen worden, so Falk Schmaler von der DB Netz AG, sondern berechnet. Jetzt sei klar, wie stark jedes Geschoss von Bahnlärm betroffen sei, mit und ohne Lärmschutzwand.

Das Ergebnis: Statt 8,5 Kilometer Lärmschutzwände sollen in Gemünden und den betroffenen Stadtteilen jetzt 10,6 Kilometer Wände entstehen, in Langenprozelten sogar beidseitig der Bahnstrecke. Die Bauarbeiten sollen 2026 bis 2028 beginnen. Der zweite DB-Netz-Vertreter Ulf Herrmann geht davon aus, dass sie vier bis fünf Jahre dauern werden. Zur Lärmbelästigung während der Arbeiten sagte er: "Das Lauteste ist der Bagger bei den nächtlichen Bauarbeiten." Hinzu kämen die Anlagen mit Warnton für die Bauarbeiter.

2491 Wohneinheiten können Zuschüsse zu Schallschutzfenstern erhalten

Aufgrund der neuen Förderrichtlinie für die Lärmsanierung an Zugstrecken profitieren jetzt nicht mehr nur Gebäude, die vor dem 1. April 1974 errichtet wurden, von sogenanntem passiven Lärmsanierungsmaßnahmen, sondern alle Gebäude, die vor dem Jahr 2015 gebaut wurden. Wer trotz Lärmschutzwand unter Bahnlärm leidet, bekommt diesen Zuschuss.

Dadurch erweitert sich der anspruchsberechtigte Kreis für den 75-prozentigen Zuschuss zu den Kosten für Schallschutzfenster, Wandlüfter mit Schalldämmung, Abdichtung von Rolladenkästen, Wänden und Dächern beträchtlich, nämlich auf 2491 Wohneinheiten. Es werde sich jemand bei den berechtigten Eigentümerinnen und Eigentümern melden, hieß es. Aber erst sollen die drei Meter hohen Lärmwände aufgestellt werden.

Bernd Rützel (SPD) unterstrich noch einmal die Bedeutung des Schutzes vor Bahnlärm, da Gemünden durch die Tallage und die meistbefahrene Strecke Deutschlands besonders leide. "Lärm macht krank und Lärm wird auch nicht akzeptiert", sagte er. Rützel wollte außerdem wissen, wie es mit dem Lärm von der großen ICE-Brücke über den Main aussehe und wies auf ein Ärgernis in Langenprozelten hin, wo im Bereich des Bahnhalts die Holzschwellen herauskamen und eine neue Weiche eingebaut wurde. "Das tut Schläge ohne Ende, das kann man sich nicht vorstellen." Da müsse etwas geschehen. Ulf Herrmann versprach, die Themen an die zuständigen Stellen weiterzuleiten.

Keine Lärmschutzmaßnahmen entlang der Werntalbahn

Werner Herrbach (FW-FB) wunderte sich, dass entlang der Werntalbahn, wo viele lärmende Güterzüge unterwegs seien, und auch entlang der Saaletalbahn offenbar keine Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen seien. Herrmann sagte, dass aufgrund der geringen Zuganzahl an der Werntalbahn kein förderfähiger Abschnitt habe ermittelt werden können. Der Wernfelder Stadtrat Robert Lampert (CSU) fand das unverständlich. Lampert fände es außerdem sinnvoll, wenn die Maßnahmen an den Gebäuden vorgezogen würden, aber laut Herrmann ist festgelegt, dass erst Lärmschutzwände kommen sollen.

Ob man die 720 Meter lange Lärmschutzwand in Schaippach nicht gleich bei der geplanten Streckensperrung 2024 aufstellen könnte, fragte Erhard Wiltschko (FWG). Wenn die Möglichkeit da sei, wolle man versuchen, das schon vor 2026 zu machen, sagte DB-Netz-Vertreter Herrmann zu. Seinen Unmut darüber, dass man bei der Bahn niemanden erreiche, machte der lärmgeplagte Stadtrat Ferdinand Heilgenthal (SPD) Luft. "Die Belästigung ist nicht mehr zu ertragen." Er hätte gern die Adressen, wer bei der Bahn für was zuständig sei, weil er auf eine vor Monaten verschickte Mail zu einem nächtlichen lauten Schleifzug nie eine Antwort bekommen habe. Herrmann sagte, die Adressen könne er nicht herausgeben, er könne aber Mails an die jeweilige "anlagenhaltende Stelle" weiterleiten. An ihn könne generell jeder eine Mail schreiben, sagte er zu.

Die Stadtratsfraktionen sollen noch einmal Fragen zum Lärmschutz sammeln, sagte Bürgermeister Jürgen Lippert. Danach möchte der Stadtrat der Bahn grünes Licht geben.

 
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