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Mehr Angebote, weniger Geld: Die Leiterin des Mehrgenerationenhauses Binsfeld sorgt sich vor der Zukunft
Das Bundesfamilienministerium kündigte an, die Fördermittel ab nächstem Jahr zu kürzen. Welche Forderung das Landesnetzwerk der Häuser nun an die Politik stellt.
Die Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses in Binsfeld, Stefanie Heßdörfer, befürchtet finanzielle Probleme für die Einrichtung.
Foto: Tabea Goppelt | Die Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses in Binsfeld, Stefanie Heßdörfer, befürchtet finanzielle Probleme für die Einrichtung.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:35 Uhr

Mehrgenerationenhäuser erhalten ab nächstem Jahr 2000 Euro weniger Förderung: Statt der 40.000 Euro pro Jahr werden es nur noch 38.000 Euro sein. Das gab das Bundesfamilienministerium kürzlich in einer Pressemitteilung zum Beschluss des Etats für 2024 bekannt. Diese Kürzung betrifft auch das Mehrgenerationenhaus in Binsfeld. Warum dieses Geld so dringend nötig wäre, erklärt Stefanie Heßdörfer. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Landesnetzwerks der bayerischen Mehrgenerationenhäuser und Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses in Binsfeld.

Dort arbeiten Heßdörfer zufolge derzeit 20 hauptamtlich Beschäftigte inklusive des Kita-Teams sowie um die 60 Ehrenamtliche. Die Liste der Angebote des Mehrgenerationenhauses ist lang und über die Jahre gewachsen: Es gibt eine Kartenspielgruppe, einen Strickkreis, eine Mediensprechstunde und einen Bewegungstreff. Dazu kommt Lesen-Schreiben-Rechnen für Erwachsene und ein Ferienprogramm für Kinder. Über die Kita im Haus läuft eine Hausaufgabenbetreuung und Mittagessen für Schulkinder. Außerdem werden etwa 60 Senioren im Umkreis von 10 bis 15 Kilometern mit Essen, haushaltsnahen Dienstleistungen und Betreuung versorgt.

"Der Kreis ist groß und die Versorgung ist sehr weitläufig", sagt Heßdörfer. Zur Kürzung der Mittel und der knappen Kalkulation kommen die gestiegenen Energiepreise. Gleichzeitig kämen immer neue Aufgaben dazu: Projektförderungen würden beispielsweise über einen gewissen Zeitraum laufen und wenn dieser um ist, müssen die Projekte ohne die Mittel weitergehen. "Wir fühlen uns als Ersatz für die Großfamilie. Da würde bestimmt einiges wieder einbrechen, wenn man das Gesamtkonzept so nicht aufrechterhalten kann", sagt Heßdörfer über das etwaige Streichen von Angeboten.

Immer mehr Aufgaben kommen dazu

Heßdörfer wünscht sich eine Aufnahme der Mehrgenerationenhäuser in die Sozialgesetzgebung, genauso wie eine Kindertagesstätte. "Wir brauchen zukünftig viel mehr präventive Angebote und unterstützende Angebote für die Senioren zuhause. Wie sollen wir das alles organisieren, wenn jetzt genau in diesem Bereich gekürzt wird, in dem zukünftig noch viel mehr Aufgaben auf uns zukommen?" Sie sorgt sich, dass die Mittel nun jährlich weniger werden könnten. Dagegen wolle das Landesnetzwerk seine Stimme erheben.

"Eine Streichung mit folgenreicher Signalwirkung", schreibt auch die Vorstandschaft des Landesnetzwerkes der 88 vom Bund geförderten, bayerischen Mehrgenerationenhäuser in einer Pressemitteilung. Sie fordert deshalb eine Rücknahme der Kürzungen und die Aufnahme der Mehrgenerationenhäuser in die Sozialgesetzgebung, um eine dauerhafte Finanzierung dieser wichtigen sozialen Einrichtungen zu gewährleisten, heißt es in der Mitteilung weiter.

Keine langfristig gesicherte Finanzierung

"Nach der Pressemitteilung des Bundesfamilienministeriums, die auch uns überraschte, sendeten unsere Mitgliedseinrichtungen schon die ersten Hilferufe", so Heßdörfer. Die Trägerstruktur der Häuser sei vielfältig. Die Kürzung bringe einige der Einrichtungen, insbesondere die kleinen Träger wie Vereine, unvermittelt an ihre Grenzen. Einschneidend sei die Maßnahme für alle.

Die Mehrgenerationenhäuser würden in Krisen einspringen und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sorgen, heißt es in der Pressemitteilung des Landesnetzwerks außerdem. Große gesellschaftliche Themen würden frühzeitig angepackt. Dabei stünden die Mehrgenerationenhäuser seit Jahren unter finanziellem Druck. Für die meisten Zusatzaufgaben gebe es keine zusätzlichen Mittel. Es gebe keine langfristig gesicherte Finanzierung seitens des Bundes, das aktuelle Förderprogramm endet 2028.

Andere projektbezogene Fördertöpfe brächten neue Aufgaben mit sich, oft ohne personelle Ressourcen aufzustocken. Sind die Mittel ausgelaufen, bleibe die Aufgabe oft bestehen. Die Arbeitsbelastung in den Mehrgenerationenhäusern sei in den letzten Jahren sehr hoch gewesen. Haupt- und ehrenamtliche Kräfte engagierten sich aus Überzeugung. Nun müssten sie in die Planung gehen, welche Angebote gekürzt werden.

 
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