Sturm Burglind hat am Mittwochmorgen auch im Landkreis Main-Spessart gewütet. Vor allem im Raum Lohr und Marktheidenfeld gab es jede Menge umgestürzte Bäume und daraus resultierend gesperrte Straßen. In Partenstein fiel ein Baum auf ein geparktes Auto, in dem gottlob niemand saß.
Am stärksten hat es jedoch Wiesenfeld getroffen. Dort hat eine heftige Sturmböe, manche sprachen gar von einer Windhose, am Mittwoch um kurz vor 8 Uhr für zum Teil große Schäden an Dutzenden Dächern im Altort gesorgt. Manche Scheunendächer waren bis zu einem Drittel abgedeckt. Außerdem knickten auch hier Bäume um, Scheunentore wurden herausgerissen, Antennen umgedrückt.
Im ganzen Dorf war die Bevölkerung auf den Beinen und kehrte Ziegelbrocken zusammen, auf etlichen Dächern, auf denen Ziegel fehlten, sah man Menschen herumsteigen, die versuchten die Löcher wieder zu flicken. Überall standen Grüppchen herum und unterhielten sich über die Schäden. Mehrere Zimmerleute waren im Ort unterwegs und sicherten Dächer notdürftig ab. Denn der Sturm Burglind sollte weiteren Regen und Wind bringen.
In der Reckentalstraße stürzte ein Baum gegen ein Haus und drückte die Fensterscheiben eines Erkers ein, die Scherben landeten im Wohnzimmer. Die Wiesenfelder Feuerwehr, die am Mittwochmorgen im Dauereinsatz war, entfernte den Baum, eine Plane ersetzte zunächst die Fensterscheiben. Die Bewohnerin berichtet, dass es acht Minuten vor 8 Uhr einen Schlag getan habe und plötzlich habe der Wind durchs Haus geweht.
Trampolin der Nachbarn im Baum
Thorsten Peter, der in der Erlenbacher Straße wohnt, berichtet, dass es vor 8 Uhr schon eine Weile draußen gescheppert hatte, weil der Wind wehte. „Auf einmal hat's gerumst und es war Totenstille“, berichtet er. Wie man es von Erzählungen über Tornados in den USA kenne. Beim Blick aus dem Fenster stellte er fest, dass im Nussbaum im Hof das Trampolin der Nachbarn hing, das es über den Gartenzaun geweht hatte. Die Feuerwehr musste es herausholen.
In der Rohrbacher Straße wehte es ein Carport etwa zwanzig Meter weit über eine Garage hinweg in einen Hof. Friedrich Bruder wunderte sich, dass es bei seiner Scheune in der Schätzleinsgasse auf einer Dachseite fast ein Drittel abdeckte, wo das Gebäude doch schon über 50 Jahre da stehe. Zudem riss es von einer Mauer Bruders eine Blechabdeckung ab, die auf dem Auto der Nachbarin landete.
Metalltor einer Lagerhalle wehte es heraus
Am Gutshof riss es ein Metalltor einer Lagerhalle heraus. Sebastian Gopp, 77, dem die Halle gehört, erzählt über den Sturm: „Das hat so komische Geräusche gemacht.“ Er könne es gar nicht beschreiben, so was habe er noch nicht erlebt. Dann hätten ihm die Leute gesagt, dass es das Tor der Halle herausgerissen habe. „Was das für Schäden sind, das ist ja Wahnsinn.“
Dachfenster landete auf der Straße
Bei Erich und Erika Arnold hat es ein Dachfenster heruntergeweht. Eine Nachbarin machte sie darauf aufmerksam. Während Erika Arnold das erzählt, kommt eine ältere Wiesenfelderin mit dem Rad und fragt: „Ist bei euch auch was runter?“ Währenddessen warnt eine Nachbarin Passanten, weil ihr Mann gerade auf dem Nachbardach Ziegeln austauscht. Aus einer Lücke in einem weiteren Dach, sieht man, wie gerade von innen eine Hand neue Ziegeln einsetzt.
Die Wiesenfelder Feuerwehr sperrte zeitweise einzelne Straßen ab, weil sie mit der Drehleiter der Karlstadter Feuerwehr lose Ziegel von den Dächern holte, bevor die von selbst herunterfallen konnten. Auch am Dach der Kirche, wie auch am Pfarrheim in der Ortsdurchfahrt, gab es massive Schäden, allerdings konnte dort die Feuerwehr nicht mit der Drehleiter anrücken.
Doch nicht der ganze Ort war betroffen, vielmehr zog sich ein breiter Streifen der Verwüstung durch die Ortsmitte. Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach hält für die „wahrscheinliche Erklärung“, dass es kein lokaler Tornado, sondern eine extreme, gerade verlaufende Windböe an einer markanten Kaltfrontlinie war, deren Auftreten durch die Kuppellage Wiesenfelds begünstigt wurde. Generell seien aber bei der Wetterlage auch lokale Tornados nicht ausgeschlossen, bei der Beurteilung sei man auf Augenzeugen angewiesen.
Mehrere Straßen aufgrund umgestürzter Bäume gesperrt
Kreisbrandrat Peter Schmidt sagt auf Nachfrage, dass ansonsten vor allem die Spessartgemeinden, vor allem mit umgestürzten Bäumen betroffen gewesen seien, hauptsächlich im Raum Lohr und Marktheidenfeld. Ständig habe es neue Alarmierungen gegeben, etliche Feuerwehren waren im Einsatz. Lohrs Kreisbrandinspektor Harald Merz sagt, dass die Bäume auch aufgrund des aufgeweichten Bodens weniger Halt hatten.
Aufgrund umgestürzter Bäume waren am Mittwoch die MSP 19 zwischen Bayerischer Schanz und Ruppertshütten, die MSP 21 zwischen Bischborner Hof und Neuhütten sowie die MSP 26 im Hafenlohrtal, zwischen Windheim und Lichtenau, gesperrt, teilte das Landratsamt mit. Die Straße im Hafenlohrtal blieb gestern den ganzen Tag gesperrt.
Kurz vor 12 Uhr drückte der Sturm bei Rieneck einen Baum in eine Freileitung, wie ein Sprecher des Bayernwerks der Redaktion mitteilte. In Folge davon waren rund 850 Haushalte oder Betriebe vor allem in Rieneck und dem Gemündener Ortsteil Schaippach ohne Strom. Bis spätestens kurz vor 13 Uhr war die Störung wieder behoben, so der Bayernwerk-Sprecher.
Zwischen dem Bischborner Hof und Neuhütten lag auf einer Länge von etwa 300 Metern ein Baum neben dem anderen. Eine Hebamme war um kurz nach Mittag am Bischborner Hof kurzzeitig verzweifelt, als sie die Straße nach Neuhütten, wohin sie musste, gesperrt vorfand. Sie fuhr schließlich über Heigenbrücken.