
Es war ein Abend heißer Diskussionen und knapper Entscheidungen im Marktheidenfelder Stadtrat am Donnerstag. Auf der Tagesordnung stand eine wegweisende Entscheidung zu den Kitas im Stadtgebiet. Weil in den kommenden Jahren weniger Kinder erwartet werden, als man bisher angenommen hat, hatte der Stadtrat alle Um- und Neubau-Pläne für die städtischen Kitas noch einmal auf den Prüfstand gestellt.
Das Ergebnis: Die Kita Altfeld wird zunächst nicht um zwei Gruppen erweitert, obwohl man hier bereits diesen Sommer mit den Bauarbeiten hätte beginnen können. Auch die Planungen für eine ganz neue Kita an der Ludwigstraße ruhen nun für's Erste. Stattdessen will man am Standort der Kita Kolpingstraße einen Neubau planen, der groß genug ist, die Kinder der bisherigen Kitas Kolpingstraße und Lohgraben aufzunehmen. Dafür entschied sich der Stadtrat mit 17 Ja-Stimmen und trotz Gegenstimmen der Freien Wähler und der SPD.
Erweiterung in Altfeld kommt bei Haushaltsdebatten wieder auf den Tisch
In der Sitzung vor zwei Wochen hatten die Räte schon alle Argumente zur Erweiterung der Kita Altfeld ausgetauscht. Der Verkauf der Bauplätze in Altfeld läuft nicht wie erwartet und Eltern aus der Kernstadt bringen ihre Kinder ungern in den Stadtteil – das waren die Hauptargumente dafür, mit dem Anbau von zwei neuen Gruppen zu warten. Auf der anderen Seite machte etwa der Altfelder Stadtrat Helmut Adam (CSU) am Donnerstag noch einmal deutlich: "Der Großteil der weiteren Entwicklung der Stadt wird in Altfeld stattfinden." Die sinkenden Kinderzahlen seien nur eine Momentaufnahme.
Einstimmig nahm der Stadtrat schließlich einen Beschlussvorschlag der CSU an: Die Altfeld-Pläne werden jetzt noch so weit ausgearbeitet, dass man theoretisch den Auftrag für Bauunternehmen ausschreiben könnte. Dann wandern die Pläne in die Schublade, bis die Kita-Anmeldungen für das Jahr 2025/26 feststehen und Prognosen für die Folgejahre vorliegen. Bei den Haushaltsberatungen für 2026 will das Gremium dann noch einmal über die Pläne diskutieren. "Dann sind wir schlauer und haben vielleicht auch mehr Bauplätze verkauft", sagte Christian Menig (CSU). Die Baugenehmigung für das Projekt bleibt vier Jahre bestehen und könnte dann um weitere vier Jahre verlängert werden.
Kann man sechs Gruppen an der Kolpingstraße unterbringen?
Doch wie geht es weiter in den Kitas in der Kernstadt? "Wir brauchen nur eins von beidem, Kolping- oder Ludwigstraße", fasste Bürgermeister Thomas Stamm die Thematik zusammen. In den Kitas Lohgraben und Kolpingstraße gibt es derzeit insgesamt sieben Gruppen. Der Wunsch vieler Stadträte war es, die beiden Kitas auf dem Gelände an der Kolpingstraße zu vereinen.

Bisher war dort ein Neubau mit fünf Gruppen geplant, der so hinter das alte Gebäude gebaut werden soll, dass im Altbau der Betrieb während der Bauzeit weiterlaufen kann. Wie Andreas Burk vom Bauamt erklärte, wäre auf dem Grundstück noch "Luft nach oben". "Wir wollten im Bestand bauen und haben deshalb mit fünf Gruppen geplant. Sechs Gruppen könnte auch funktionieren, aber sieben steht meiner Meinung nach nicht zur Debatte", so Burk weiter.
Wegen der sinkenden Kinderzahlen sei aber über alle Kitas hinweg im Moment eine Gruppe leer, hieß es aus der Verwaltung. Eventuell könnte man also in einer Kita mit sechs Gruppen die beiden bestehenden Kitas zusammenlegen.
Kinder von der Kolpingstraße müssten eventuell ausweichen
Sorgen machte einigen Räten die Verkehrssituation. "Bei sechs Gruppen haben wir in der Kolpingstraße ein Verkehrsaufkommen wie am Mittleren Ring", prognostizierte Burkard Wagner (Freie Wähler). Sechs Gruppen an der Kolpingstraße im laufenden Betrieb zu bauen halte er für schwierig, sagte Holger Seidel: "Wo sollen die Kinder derweil hin?". Darauf antwortete Wolfgang Hörnig (CSU) mit dem Vorschlag, dass die Kinder dann in den Ausweichcontainern untergebracht werden könnten, die man für den Bau der Grundschule angeschafft hat. Zeitlich könnte das aufgehen, meinte Bürgermeister Stamm, denn die Grundschule muss bis Ende 2027 in Betrieb genommen werden, um die volle Fördersumme zu erhalten.
SPD und Freie Wähler überstimmt
Für die SPD machte Martin Harth klar, dass er es für falsch halte, sich zwischen der Kolpingstraße und der Ludwigstraße zu entscheiden. Er plädierte dafür, beim ursprünglichen Plan zu bleiben: In der Ludwigstraße neu zu bauen, die Kinder von der Kolpingstraße dorthin umziehen zu lassen, dann an der Kolpingstraße zu bauen und die Kinder vom Lohgraben dorthin umzusiedeln. Freie Wähler und SPD konnten sich mit ihren Argumenten jedoch nicht durchsetzen, und so fiel die Entscheidung mit 17 zu sieben Stimmen für die Kolpingstraße.
Konkret heißt das: Die Planungen für einen gemeinsamen Ersatzneubau der Kitas Lohgraben und Kolpingstraße in der Kolpingstraße werden zeitnah aufgenommen. Die Planungen für die Kita in der Ludwigstraße werden zunächst nicht fortgeführt.