Ali Mosazadeh steht in seinem himmelblauen Poloshirt vor der kleinen Holzhütte am Marktheidenfelder Minigolfplatz und teilt Schläger und Bälle aus. Er ist ein alter Hase, denn es ist für ihn schon der zweite Sommer auf dem Platz, der von der Stadtjugendpflege betrieben wird. Der 19-Jährige kam als so genannter „unbegleiteter minderjähriger Flüchtling“ aus Afghanistan nach Deutschland. Der Job auf dem Minigolfplatz bedeutet ihm viel: „Alle Menschen sind sehr nett, und ich kann hier gut Deutsch lernen“, sagt er.
Stephanie Namyslo betreut das Projekt als Jugendpflegerin der Stadt Marktheidenfeld. Die Kooperation mit der mittlerweile geschlossenen Caritas-Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Altfeld gibt es seit 2015. Die jungen Leute müssen sich bei Namyslo mündlich bewerben und schließen dann einen Vertrag mit der Stadtjugendpflege ab. „Darin verpflichten sie sich zum Beispiel, den ganzen Sommer dabei zu bleiben“, erklärt Namylso. Mit einer Ausnahme: „Wer einen Ausbildungsplatz findet, der darf natürlich aussteigen.“
Zehn Jugendliche aus Afghanistan und Eritrea
Namylso und ihre zehn Mitarbeiter im Alter zwischen 16 und 27 Jahren setzen sich außerdem regelmäßig im Team zusammen und besprechen, wer im kommenden Monat wann arbeitet. Der Platz ist samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 20 Uhr geöffnet. So kommt jeder Mitarbeiter auf zwei bis drei Einsätze im Monat. „Früher war das Projekt für Jugendliche gedacht, die nach der Schule keinen Ausbildungsplatz gefunden haben“, sagt Namyslo. „Aber es wurde immer schwieriger, Leute zu finden. Der Verdienst hängt von den Einnahmen und damit auch vom Wetter ab.“
Die Asylbewerber nehmen das Angebot dagegen gerne an: Maximal zehn Leute nimmt Namyslo in das Minigolf-Team auf, Interessenten gebe es mehr. Neun Jugendliche kommen aus Afghanistan, einer aus Eritrea. Sie übernehmen alle Arbeiten, die auf dem Minigolfplatz anfallen: Schläger und Bälle ausgeben, Eis verkaufen, Rasen mähen. Zusammen mit Namyslo haben sie den Platz auch aus dem Winterschlaf geholt, alle Bahnen geputzt und Blumen gepflanzt.
Positives Feedback von Minigolfern
Lustige Momente gibt es immer wieder: Seit einigen Wochen ist eine Bahn des Minigolfplatzes gesperrt, weil dort Bienen nisten. Jan Habibi aus Afghanistan hat das Nest entdeckt und bei der Feuerwehr nachgefragt, was nun zu tun sei. „Bienen werden geschützt, deswegen dürfen wir das Nest nicht entfernen“, sagt er. Die Bahn müsse nun für die restliche Saison gesperrt bleiben. Die Besucher wundern sich natürlich über das rot-weiße Flatterband. „Ein Gast fragte mich, warum die Bahn gesperrt sei“, erzählt Ali Mosazadeh. „Aber mir fiel das deutsche Wort Biene in dem Moment nicht ein.“ Spontan zeigte er also mit dem Finger auf eine Biene in der Luft und rief laut „Wegen denen!“. „Darüber haben wir alle gelacht, die Gäste und meine Kollegen“, sagt Mosazadeh.
Die Rückmeldungen der Marktheidenfelder fallen laut Stephanie Namyslo durchweg positiv aus. „Die Jungs sind zu allen höflich und freundlich, das höre ich immer wieder.“ Sie ist froh, dass das Projekt von der Stadt getragen wird und daher keinem wirtschaftlichen Druck ausgesetzt ist. „Die Minigolfanlage ist eine feste Institution in der Stadt geworden“, sagt Namyslo.