Seit vergangener Woche steht in Marktheidenfeld am Rande des Festplatzes, dort wo Jahr für Jahr mehr als 100 000 Menschen die Laurenzi-Messe feiern, ein großes weißes Zelt. An der Seite ahmen durchsichtige Plastikfolien Fenster nach. Die neue Teststelle, in der seit Montag Verdachtsfälle auf den Corona-Virus getestet werden, sieht nicht nur so aus, es ist ein Festzelt. "Wir haben es umfunktioniert", sagt Pressesprecher Holger Steiger am Mittwochmorgen. Landratsamt, Bayerisches Rotes Kreuz und Technisches Hilfswerk haben zu einer Pressekonferenz geladen. Wie sieht das Innere der Teststrecke aus und wie funktioniert sie? Wie hoch sind die Kapazitäten? Warum genau steht sie in Marktheidenfeld und nicht zentraler im Landkreis? Diese Fragen sollen an diesem Morgen beantwortet werden.
Marktheidenfeld ist kein Corona-Hotspot
Fangen wir mit der letzten Frage an, denn in gewisser Weise schließt sich mit dem umfunktionierten Festzelt ein Kreis. Die Laurenzi-Messe, beziehungsweise deren Infrastruktur, ist dafür verantwortlich, dass die Stelle in Marktheidenfeld aufgebaut wurde. Hier habe man von Abwasser bis Strom einfach die notwendige Infrastruktur, sagt Landrat Thomas Schiebel. Marktheidenfeld sei kein Corona-Hotspot im Landkreis, betont er. "Das waren rein logistische Gründe."
Überhaupt notwendig geworden war die Teststelle, wie das Landratsamt schon im Vorfeld per Pressemitteilung verkündete, weil die Kassenärztliche Vereinigung Bayern der Nachfrage nach Probenahmen nicht gewachsen zu sein scheint. Mit der Teststelle gewinnt man jetzt die Kapazität für 50 weitere Abstriche pro Tag dazu. "Maximal", betont Schiebel immer wieder. Am Montag waren es acht, am Dienstag 20 und am Mittwoch bereits 40. Damit könne man den Test-Bedarf des Gesundheitsamts decken. Den ambulanten Bereich wie Arztpraxen oder Krankenhäuser könne man jedoch nicht bedienen. Er wisse, sagt Schiebel, dass es Bedarf für mehr gebe. "Die Engstelle ist das medizinische Personal."
Wie sieht die Teststelle von innen aus?
Bei Planung und Aufbau der Teststrecke haben die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) des Landratsamts, das Technische Hilfswerk und das Bayerische Rote Kreuz zusammengearbeitet, letztere ehrenamtlich. Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder: "Das beweist in der Krise, wie gut wir im Rettungsbereich aufgestellt sind."
Im Großen und Ganzen ist das Innere der neuen Teststelle genauso unspektakulär wie ihr Äußeres. Ein rot-weißes Absperrband teilt das Zelt auf: Auf der einen Seite des Bandes halten die Autos, hier bewegt sich das Personal nur mit maximaler Schutzkleidung. Auf der anderen Seite reichen die Ehrenamtlichen, ausgerüstet mit Handschuhen und Mundschutz, Desinfektionsmittel und Teströhrchen zu und nehmen die genommenen Proben entgegen.
Der Materialaufwand ist immens: Das Testpersonal trägt beispielsweise drei Paar Gummihandschuhe übereinander. Der erste Handschuh ist mit Heftpflaster am Unterarm des Arztes befestigt, die Ärmel des Schutzanzuges werden drübergezogen. Dann folgt die zweite Lage Handschuh, die wiederum mit dem Ärmel des Anzugs verklebt wird. Das dritte paar Handschuhe wechselt der Arzt nach jedem Patienten.
Dazu kommen Mundschutz und ein Schutzvisier, der Reißverschluss des Schutzanzugs wird zusätzlich mit Klebeband abgedichtet. "Mehr als zwei Stunden hält es im Anzug keiner aus", so Landrat Schiebel.
So funktioniert der Ablauf für die Getesteten
So funktioniert der Ablauf: Wie eigentlich die meisten der vergleichbaren Teststellen ist die Marktheidenfelder nach dem Drive-In-Prinzip aufgebaut. Die Getesten müssen das Auto kein einziges Mal verlassen. Das Gesundheitsamt verständigt einen Tag zuvor, in der Regel telefonisch, die Verdachtsfälle, wann diese bei der Teststelle erscheinen sollen. Die Zufahrt ist von der Georg-Mayr-Straße möglich. Bevor man auf das Gelände darf, checkt ein Mitarbeiter, ob man auf der Liste steht. Erst dann geht es mit dem Auto ins Zelt, wo zwei Mitarbeiter des Gesundheitsamts, beide haben eine medizinische Ausbildung, durch das Auto-Fenster per Abstrich testen. Die Schicht dauert aktuell von 8.30 bis 13 Uhr. Dann fährt das BRK die Tests in das Labor des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nach Erlangen (LGL).
Wie stark verkürzt sich also mit der neuen Teststelle die Wartezeit vom ersten Anruf bis zum Erhalt des Ergebnisses? Das konnte auch bei der Pressekonferenz niemand so genau sagen. Die Wartelisten für die Testabnahmen würden gerade abgearbeitet, sagt Pressesprecher Holger Steiger. Sobald man aber dran war, kann man damit rechnen, dass das LGL innerhalb von etwa zwei Tagen das Ergebnis habe, so Schiebel.
Bisher sind alle Verantwortlichen sehr zufrieden mit der Teststelle. Die Zusammenarbeit funktioniere gut. Wie lange die Teststrecke offen bleiben wird, ist noch nicht klar. Thomas Schiebel: "Wir fahren erstmal auf Sicht. Wir wollen die Teststelle so lange wie möglich aufrechterhalten." Auf die Frage, wie viel die Teststelle koste, antwortet Schiebel, die Kosten spielten in dem Fall keine entscheidende Rolle.