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Marktheidenfeld
Marktheidenfeld: In diesem Baugebiet gehören die Straßen den Anwohnern
Ein neues Wohngebiet soll auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei in Marktheidenfeld entstehen. Es wird komplett privat erschlossen. Das bereitet manchem Stadtrat Sorgen.
Geplantes Baugebiet Ziegelei-Gelände Marktheidenfeld
Foto: Stadt Marktheidenfeld/Google Earth | Geplantes Baugebiet Ziegelei-Gelände Marktheidenfeld
Joachim Spies
Joachim Spies
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:17 Uhr

Es dürfte ein Novum im Landkreis Main-Spessart sein. Auf dem ehemaligen Ziegeleigelände in Marktheidenfeld, der Altstadt gegenüber auf der anderen Mainseite, soll ein 4,2 Hektar großes Wohn- und Mischgebiet entstehen. Das Besondere daran: Die Erschließung für das mit 83 Wohngebäuden geplante Areal soll komplett privat erfolgen. Am Donnerstagabend erläuterte Jens Seifert, der Geschäftsführer des Investors Dreger Immobilien, dem Stadtrat auf Nachfrage: "Sämtliche Wege und Straßen und was sich darunter befindet wird Gemeinschaftseigentum sein."

Seifert hoffte, dass das Projekt jetzt zeitnah umgesetzt werden kann, nachdem es seit der ersten Präsentation 2018 "etwas eingeschlafen" war, wie er einräumte. Energetisch versorgt werden sollen die Gebäude von einer gemeinsamen Energiezentrale aus. Gegenwärtig würden dafür Pellets favorisiert. Stellplätze für Bewohner und Besucher seien ausreichend eingeplant. Eine Hausverwaltung, hier habe man gute Erfahrungen mit dem Unternehmen Hopf (Großostheim) bei ähnlichen schon realisierten Projekten in Zell und Aschaffenburg, werde sich um die Betreuung kümmern.

Hausform jetzt nicht mehr vorgeschrieben

Stefanie Rück vom Planungsbüro Koch (Aßlar/Hessen) ergänzte, dass gegenüber ersten Präsentationen der Pläne im Stadtrat nun keine Einschränkungen bei der Hausform mehr vorgesehen seien. Die Bauweise ziehe sich im Gelände zur Bahnhofstraße gestaffelt hin von zwei bis maximal viergeschossig. Es wurden noch eine zusätzliche Stichstraße und ein Wendehammer für die Müllabfuhr eingeplant. Es werde "eine gewisse Dichte" bei der Bebauung erzeugt. Die Zahl der späteren Bewohner, das wollte Hermann Menig (SPD) wissen, schätzte Seifert auf etwa 170.

Beschlossen wurde am Donnerstag noch nichts, aber eifrig im Stadtrat diskutiert. Allerdings ging es kaum um die Fragen des Bebauungsplans, wo die Stadt entscheidend Einfluss nehmen kann, sondern eher um die vorgesehene, ungewohnte Rechtsform und Erschließung. Immer wieder wurde in den Wortmeldungen deutlich, was Bürgermeister Thomas Stamm am Schluss in dem Satz zusammen fasste: "Wir haben hohen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum." Ob das vorgestellte Geschäftsmodell dafür taugt, wurde von einzelnen bezweifelt. 

Stadt will bezahlbaren Wohnraum

Heinz Richter (proMAR), von Beruf Rechtsanwalt, hörte die Alarmglocken läuten. "Ich sehe Streitigkeiten vorprogrammiert, wenn alle Eigentümer auch an Straße und Kanal Anteil haben." In den ersten Jahren gebe es da keine Probleme, aber später. Auch Dirk Hartwig fragte sich, ob von bezahlbarem Wohnraum gesprochen werden kann, wenn in zehn oder zwanzig Jahren die ersten Sonderumlagen für Reparaturen anfielen. Er äußerte zudem grundsätzliche Bedenken wegen des Bauareals. Es sei stark durchfeuchtet und die Erschließung über die Alte Mainbrücke sei nicht optimal. Hartwig zum Investor: "Sie finden, dass das der ideale Platz ist – ich bezweifle das."   

Martin Harth (SPD) betonte: "Es entspricht der Beschlusslage des Stadtrats, dass wir mit der Erschließung nichts zu tun haben. Wir haben den Bebauungsplan zu beurteilen und nicht das Geschäftsmodell." Ob dieses trage, werde der Markt zeigen.  Ihm war wichtig, dass auch Mehrgenerationenwohnen und Einliegerwohnungen möglich sind. Florian Hoh (proMAR) gab zu bedenken: "Wir haben in Bayern die Straßenausbaubeiträge abgeschafft und hier sollen die Eigentümer für die Straßen zahlen." 

Seifert: Bei den Häusern unter 400 000 Euro bleiben

Auf Hartwigs Sorge bezüglich der Lage des Baugebiets sagte Geschäftsführer Seifert, dass die Gebäuden ohne Keller geplant seien. Nach seiner Auffassung trage gerade eine Wohneigentümer-Gesellschaft dazu bei, dass das Wohnen bezahlbar bleibe. "Wir versuchen bei den Häusern unter 400 000 Euro zu bleiben", so Seifert. Die Interessenten würden vorher über alle Kosten informiert, natürlich auch über die anteiligen an den Gemeinschaftsanlagen. 

Deutlich wurde in der Diskussion, dass vor einem Beschluss über den Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplans noch über die Geschosszahlen zu reden sein wird. Es gab aber nicht nur kritische Stimmen zu hören. Renate Schneider (CSU) zeigte sich zufrieden, dass eine offene und gemischte Bebauung möglich ist, und Richard Oswald (CSU) meinte zu den Plänen: "Mir gefällt's." 

 
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