
Laufend Erinnerung bewahren hieß am Samstag wieder beim 28. Würzburger Gedächtnislauf. Schon lange ist der Lauf am Main entlang für viele Läufer ein fester Termin im Kalender. Er erinnert an die Bombennacht vom 16. März 1945, als praktisch jeder, der noch laufen konnte, am Mainufer entlang aus der Stadt floh, um sein Leben zu retten. Deshalb gab es am 16. März 2024 vor dem Start am Würzburger Rathaus um 11 Uhr eine Gedenkminute mit Bürgermeister Christian Suchardt.
Ins Leben gerufen wurde der Gedächtnislauf 2006 von der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, in den ersten Jahren gab es über 1000 Teilnehmer. Inzwischen wird er gemeinsam von den Vereinen Stadtmarathon Würzburg, Johanniter-Unfall-Hilfe und Kolping-Mainfranken GmbH veranstaltet. Dieses Jahr hatten sich 288 Läufer und 157 Läuferinnen gegen eine freiwillige Spende angemeldet.
Werner Beuschel war mit 77 Jahren der älteste Teilnehmer
Jeweils über 100 wollten bis Margetshöchheim, Himmelstadt und Gemünden laufen, gut 80 bis nach Karlstadt. Wie viele bei dem nicht ganz angenehmen Wetter, mit zeitweise Regen und sogar Hagel, unterwegs waren, ist nicht bekannt, weil es weder eine offizielle Zeitnahme noch Ergebnislisten gibt – es soll einfach ein schöner Lauf ohne Zeitdruck sein. Durchs Ziel in Gemünden liefen laut Günter Hermann vom Stadtmarathon Würzburg 30 Männer und Frauen, Erster war der 62-jährige Ultraläufer Rüdiger Burger aus Bayreuth nach 3:39 Stunden. Einen anderen Rekord stellte Werner Beuschel von der TG Kitzingen auf: Er war mit 77 Jahren der älteste Teilnehmer und lief bis Karlstadt.
Generell kommen die Teilnehmer aus ganz Deutschland, wobei natürlich der Schwerpunkt in der Region Mainfranken liegt. Nicht allen ist der Anlass so präsent wie der Karlstadterin Karin Höhn, die es mit ihrer Lauffreundin Bernadette Obermeier von den Hammelburger Tausendfüßlern, die sie vor Jahren bei genau diesem Lauf kennengelernt hatten, gemütlich angehen ließ: "Die Menschen flohen bis nach Gemünden und es gab 5000 Tote, nie wieder darf so etwas passieren". Sie freute sich über die gute Verpflegung mit Tee, Wasser und Bananen unterwegs. Manche Sportler, die es eiliger hatten, hätten sich jedoch eine frühere erste Verpflegungsstation gewünscht als in Zellingen nach 17 Kilometern.

Für andere spielte die Historie weniger eine Rolle
"Für mich ist das eine schöne Möglichkeit für meinen Wochenendlauf, da muss ich sonntags nicht trainieren", sagte Herbert Ströbert aus Kist. Der 61-Jährige war schon vier bis fünfmal dabei. Auch für andere spielt die Historie weniger eine Rolle, liegt der Zeitpunkt läuferisch gesehen doch gut für einen langen Lauf in Gesellschaft oder einen ersten Formtest. So sieht es auch Beneditk Gößler vom TSV-Karlstadt Triathlon: "Ich bin da schon immer mitgelaufen, das ist immer ein schöner Formtest."
Gerade die Historie hinter dem Lauf lockte Astrid Hauser aus Ingolstadt an den Main: "Ich habe den Lauf im Internet gefunden und wollte schon immer mal nach Würzburg", erzählte sie und dass sie am Freitag viele Bücher zur Geschichte Würzburgs gekauft habe.
Sie nehme aus Respekt vor dem Anlass teil und weil es für einen guten Zweck sei, erklärte Brigitte Fluhr aus Oberwern. Die freiwillig gezahlten Spenden gehen komplett an die Johanniter und an die Johanniter Kindergärten in Würzburg.