
Auf 388 Kilometern Länge ist der Main schiffbar. Auf dieser Strecke überwinden 75 große Brücken den Fluss. Die neue Gemündener Mainbrücke ist eine davon. Ihre Fertigstellung im vergangenen Jahr wurde am Freitag noch einmal gefeiert. Die Fischertrachtenkapelle musizierte in der Hafenstraße zu Füßen der Brücke. Das Fischertrachtenpaar repräsentierte die Stadt. Die Pfarrer Thomas Schweizer und Richard Englert baten um Segen für das Bauwerk und alle, die es benutzen.
Bürgermeister Jürgen Lippert ließ noch einmal die lange Vorgeschichte des Brückenbaus Revue passieren. Er sei froh, jetzt hier stehen zu dürfen, wenn ein Kapitel für Gemünden seinen Abschluss findet. Er hob Staatssekretär Gerhard Eck hervor, der 2014 das Staatliche Bauamt mit der Untersuchung der Planungsvarianten beauftragt hat und so dafür sorgte, dass Beschleunigung in das Verfahren kam. Auch finanziell bekam Gemünden Unterstützung aus München. Der Freistaat trägt 80 Prozent der förderfähigen Kosten des Brückenbaus.
Die völkerverbindende Fähre
Lippert sprach die Fähre an, die während des Baus den Verkehr über den Main ermöglichte und außergewöhnlich gut angenommen worden sei. Am Ende habe sie sogar völkerverbindend gewirkt, erinnerte er an die Freundschaft, die sich zwischen den Stadtteilen Hofstetten und Langenprozelten südlich und nördlich des Mains entwickelt haben. Und er dankte den Anliegern der Hafenstraße für die Geduld und das Verständnis, mit der sie die Großbaustelle vor der Haustür ertragen haben.
Die Komplexität des Brückenbaus habe alle gefordert, so Lippert. Zeitweise hätten bis zu 20 Firmen gleichzeitig auf der Baustelle gearbeitet, stellte Landrat Thomas Schiebel fest, unfallfrei. Vor diesem Hintergrund sei es eine hervorragende Leistung, dass das Projekt mit nur dreimonatiger Verzögerung abgeschlossen werden konnte, so der Bürgermeister, vor allem da die Planung "sportlich" gewesen sei. Daher gab es von Bürgermeister und Landrat Dank für alle Beteiligten, namentlich für die Planer der Büros LAP, Dreier und ISB, die beiden Brückenbau-Unternehmen Adam Hörnig und MCE sowie die Firma MK Grümbel aus Gössenheim, die für den Straßenbau zuständig war, und nicht zuletzt für die staatlichen Stellen.
Brücke ist Ausgangsbasis der weiteren Entwicklung
Die Brücke ist "Plattform und Ausgangsbasis für die weitere Entwicklung", sagte Landrat Thomas Schiebel in Anspielung auf die Pläne für den Bau einer Umgehungsstraße für Gemünden. Davon profitiere die ganze Region. Daher sei das Geld des Kreises, der 80 Prozent der nicht förderfähigen Kosten übernommen hat, gut angelegt. Schiebel hob auch die politische Bedeutung der Mainbrücke für Gemünden hervor. Dass es diese direkte Verbindung in die Stadt für die Orte südlich des Mains gab, sei bei der Gemeindegebietsreform sicher wichtig gewesen.

Auf den jahrzehntelangen Zwist zwischen Stadt und Landkreis über die Übernahme der Brücke gingen sowohl Schiebel wie Lippert ein. Er habe noch den Streit von seinen Vorgängern übernommen, so Schiebel, es dann aber geschafft, mit dem damaligen Landrat Armin Grein die Vereinbarung über die Übernahme durch den Landkreis auszuhandeln, "die heute Früchte trägt". Lippert machte deutlich, dass der Kreis schon seit der Verkehrsfreigabe am 31. Oktober die Unterhaltslast trägt, sich also um alles kümmert, was mit der Brücke zu tun hat.
Ein Stein der alten Brücke zur Erinnerung
Die Gemündener Mainbrücke war eine der großen Baustellen im Landkreis, sagte Kultus-Staatssekretärin Anna Stolz. Viele haben mitgewirkt an diesem organisatorischen und finanziellen Kraftakt, an dessen Ende ein tolles Ergebnis stehe. Als Berichterstatter für Straßen, Brücken und Wege im Landtagsausschuss für Wohnen, Bauen und Verkehr ist ihm die Bedeutung solcher Bauwerke für gleiche Lebensverhältnisse bewusst, sagte der Landtagsabgeordnete Thomas Schwab. Das Beispiel Gemünden habe gezeigt, welche Bedeutung eine Brücke für das gesellschaftliche Leben hat, sagte Norbert Böhm, Leiter der Abteilung Bau und Planung der Regierung von Unterfranken. Als sich beim Abriss der alten Brücke ungeplant ein Pfeiler neigte, hätten deshalb alle die Daumen gedrückt, sagte Böhm.

"Du wirst Bürgermeister und dann bauen wir zusammen die Brücke", hatte Gerhard Pülz einst gesagt, als er und Lippert noch beide Kollegen im Landratsamt waren. Als Pülz im vergangenen Jahr als Stadtbaumeister vom Landratsamt in seine Heimatstadt Lichtenfels wechselte, war die Brücke tatsächlich fast fertig. Bürgermeister Lippert überreichte ein Präsent und einen Stein der alten Mainbrücke zur Erinnerung, als Dank für die außergewöhnlich gute Zusammenarbeit von Pülz und dessen Tiefbau-Verantwortlichen Markus Krämer mit Jörg Breitenbach, dem Bauamtsleiter der Stadt.