zurück
Karlstadt
Main-Spessart kämpft gegen Corona - Landrätin in Quarantäne
Die Lage in Alten- und Pflegeheimen im Landkreis ist angespannt. Der stellvertretende Landrat Christoph Vogel appelliert an die Bürger, Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten.
Pressekonferenz zum Thema Corona im Landratsamt Main-Spessart mit (von links) dem stellvertretenden Landrat Christoph Vogel, Klinikreferent René Bostelaar und Dr. Susann Walz, Pandiemiebeauftragte im Klinikum Main-Spessart.
Foto: Björn Kohlhepp | Pressekonferenz zum Thema Corona im Landratsamt Main-Spessart mit (von links) dem stellvertretenden Landrat Christoph Vogel, Klinikreferent René Bostelaar und Dr.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:23 Uhr

Landrätin Sabine Sitter befindet sich seit Mittwochnachmittag in Quarantäne – als Kontaktperson ersten Grades eines positiv auf Corona getesteten Menschen. Trotzdem fand am Donnerstag im Landratsamt die angekündigte Pressekonferenz zur Corona-Situation in Main-Spessart statt. Der stellvertretende Landrat Christoph Vogel sagte: "Wir bewegen uns auf eine kritische Situation zu." Angesichts einer Inzidenzzahl von 227, 22 Toten, derzeit 369 infizierter Menschen und 1138 Personen in Quarantäne im Landkreis ist das eher eine Untertreibung.

Vogel appellierte an die Main-Spessarter: "Jeder einzelne Bürger muss die Abstands- und Hygiene-Regeln einhalten und bei der Eindämmung der Pandemie mitmachen!" Er sagte, die Mitarbeiter im Gesundheitsamt, im Klinikum und bei den Hilfsdiensten böten derzeit Höchstleistungen und seien "am Limit". 

Angespannte Situation in den Alten- und Pflegeheimen

Florian Kreiselmeier, Leiter der Abteilung Gesundheitswesen, öffentliche Sicherheit und Ordnung im Landratsamt, betonte, was offensichtlich ist: "Die Lage in den Alten- und Pflegeheimen spannt sich an." In der ersten Welle seien diese Heime im Landkreis wenig betroffen gewesen, nun häufen sich die Fälle. In nur drei Heimen in Main-Spessart gibt es derzeit keine positiv getesteten Bewohner. Bei den Todesfällen der vergangenen Tage handele es sich zum Großteil um Bewohner von Alten- und Pflegeheimen.

Auch Klinikreferent René Bostelaar sagte: "Wir haben alle Hände voll zu tun. Die zweite Welle ist viel heftiger und schlägt gnadenlos durch." Seine Mitarbeiter hätten jedoch gelernt, mit Corona umzugehen. Außerdem stehen mit den Schnelltests und einem Testgerät heute diagnostische Mittel zur Verfügung, die es im Frühjahr noch nicht gab. Die Teststrecke in Marktheidenfeld ans Gesundheitszentrum zu verlegen, sei richtig gewesen. "Wir haben dort logistisch bessere Bedingungen und können 250 Tests am Tag durchführen." Die Proben würden nun von einem Labor in München "innerhalb von 48 bis 72 Stunden" ausgewertet. Das zuvor beauftragte Labor in Wildflecken sei überlastet gewesen.

Und was tut der Landkreis, um Corona zu bekämpfen? "Zweimal pro Woche bespricht sich die Landrätin mit Vertretern von Gesundheitsamt, Klinikum, Testzentrum, dem Bereich Gesundheitswesen, dem Schulamt, dem ÖPNV sowie mit Heimleiterinnen", berichtet Vogel. In den Schulen und Heimen gebe es Hygienekonzepte. Es gebe erhöhte Testkapazitäten und eine 40-köpfige Truppe zur Nachverfolgung der Kontakte.

Dr. Susann Walz, Pandemiebeauftragte im Klinikum Main-Spessart, erklärt: "Im Klinikum werden elektive Eingriffe derzeit zurückgestellt. Es gibt zwei Beatmungsplätze und ein Testkonzept für die Mitarbeiter. Zurzeit haben wir 25 Patienten mit CoVid-19 im Klinikum, keiner davon auf der Intensivstation." 

Keine Belüftungsgeräte für die Schulen im Landkreis

Dieser Maßnahmenkatalog ist umfangreich, galt aber auch schon für Inzidenzzahlen von 60 oder 100. "Wir werden alle Heime im Landkreis noch einmal begehen und die Konzepte anschauen", versprach Florian Kreiselmeier. "Außerdem haben wir ein mobiles Testteam. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamts können mit ein, zwei Tagen Vorlauf rund 80 Tests an einem Tag machen. Mit Helfern des BRK zusammen schaffen wir mehrere hundert Tests."

Christoph Vogel versprach: "Wir können, wenn nötig, das Contact Tracing Team mit Mitarbeitern aus anderen Abteilungen des Landratsamts verstärken." Möglich wäre auch der Kauf von Belüftungsgeräten für öffentliche Gebäude. Für die landkreiseigenen Schulen wird dies jedoch in naher Zukunft nicht passieren. "Das wurde im Schulausschuss diskutiert und abgelehnt. Wenn jedes Klassenzimmer ausgestattet würde, würde das 30 Millionen Euro kosten", erklärte Pressesprecher Holger Steiger. 

Vogel wiederholte deshalb seinen Appell an die Bürger, die Hygiene- und Abstandsregeln zu beachten. Sabine Sitter, die seit Monaten in der Öffentlichkeit nicht mehr ohne Maske zu sehen war, saß derweil zuhause in Quarantäne. René Bostelaar prognostizierte: "Wir werden noch eine Weile mit dem Virus leben müssen. Es ist tückisch."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Karlstadt
Markus Rill
Bürger
Coronavirus
Gesundheitsbehörden
Infektionskrankheiten
Klinikum Main-Spessart
Krankenhäuser und Kliniken
Pflegeheime
Pressesprecher
Quarantäne
Sabine Sitter
Öffentliche Sicherheit
Öffentlichkeit
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • S. B.
    Die Schulen sind nicht das Problem, sondern das was außenrum an Kontaktbeschränkungen nicht eingehalten wird. Wenn jetzt auch noch prophylaktisch alle Schulen geschlossen werden, wer geht dann noch in Krankenhäuser und Pflegeheime arbeiten?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • T. R.
    Klinikreferent??? was ist das???
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. K.
    In Schulen steckt man sich also nicht an, die Kinder haben zwar Kontakt zu hunderten Mitschüleren, aber sie halten ja brav abstand, desinfizieren sich vorschriftsmäßig, auch in der Pause beim essen, tragen am Bahnhof alle vorschriftsmässig Maske, haben in Bussen und Zügen immer genug Abstand , diese werden ja auch an den Haltestangen und Haltegriffen großzügig frisch desinfiziert und es genügt an die Menschen zu appellieren, ...übrigens auch was die Zeit zwischen den Jahren betrifft.
    Große Familie mit aufgeteilten Besuchen in verschiedenen verwandten Haushalten mit bis zu 10 Personen, dann am Abend wieder beim Abendbrottisch alle zusammen.....herzlichen Glückwunsch, das klappt schon, ich bin da durchaus seeeeeehhhr zuversichtlich. ***smile
    Wir sind doch alle soooooo vernünftig.......
    Prima, danke, weiter so!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • N. B.
    Darum steigt auch der Inzidenz Wert in MSP, heute Sonntag, auf 272. An alle die es immer noch nicht kapiert haben, es geht nur noch mit strengeren Regeln.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • I. F.
    Mich hätte eine klare Aussage zur Schule interessiert. Es heißt ab einer Inzidenz von 200 wird Wechselunterricht empfohlen. Keine Rede davon oder wie man es eindämmt. Nur die Ist Situation hätte man nicht bei der PKbeleuchten müssen..
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • C. L.
    Wo werden die meisten Infizierten festgestellt?
    In den sozialen Einrichtungen für alte und kranke Menschen. Dort wo sie erst vor wenigen Wochen das große Testen angefangen haben, allerdings die Pflegekräfte bei den Tests außen vorgelassen haben.
    Wieviele der Fälle sind außerhalb dieser Einrichtungen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. E.
    Bei 75% der Infektionen ist der Ort unbekannt.

    Im aktuellen Lagebericht des RKI:
    "... ein diffuses Geschehen, mit zahlreichen Häufungen in Haushalten, aber auch in Gemeinschaftseinrichtungen, Schulen, Alten- und Pflegeheimen... Zum Anstieg der Inzidenz tragen aber nach wie vor auch viele kleinere Ausbrüche in Krankenhäusern, Einrichtungen für Asylbewerber und Geflüchtete, verschiedenen beruflichen Settings sowie im Zusammenhang mit religiösen Veranstaltungen bei"

    Alten- und Pflegeheime schützen ist gut. Man sollte aber auch Haushalte in den Schutz aufnehmen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. H.
    @attheendoftheday

    Ich kenne zwar nicht die Situation in allen MSP-Pflegeheimen, weiß aber aus sicherer Quelle aus dem Kreisseniorenzentrum (zwei gute Bekannte arbeiten dort), dass bei der Reihentestungen, die vor gut zwei Wochen nach Auftreten eines Falls dort durchgeführt wurden, nicht nur Bewohner, sondern auch ALLE Mitarbeiter getestet wurden. Und zwar nicht nur Pflegekräfte, sondern auch das Service-Personal.

    Die MP hat hier auch berichtet: https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/zwei-corona-todesfaelle-in-gemuenden-so-kaempfen-heime-in-main-spessart-art-10526642

    "[...]Nach Bekanntwerden der ersten Infektion habe es eine Reihentestung aller Bewohner und Mitarbeiter über eine mobile Teststation[...]

    Pauschal zu behaupten, die Pflegekräfte/Mitarbeiter würden außen vor gelassen bei den Tests, möchte ich hier nicht so unkommentiert stehen lassen.

    Haben Sie Belege, dass es in anderen Seniorenzentren anders gelaufen ist?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Das Kind ist doch vorher schon in den Brunnen gefallen!!! Erst anzufangen zu testen wenn ein positiver Fall auftritt ist gerade bei den o.g. Einrichtungen fatal!
    Genau hier befinden sich die meisten Risikogruppen.
    Hier wurde einfach nur gepennt / falsch gehandelt oder es war eben kein Geld oder Personal da!?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten