Sie fotografierte Christoph Rachor als Basketballer, den Kabarettisten Urban Priol bei seinem Gastspiel im "Wirtshaus 1890" in Frammersbach und berichtete über den Abi-Streich an jenem Gymnasium, in dem sie 1997 ihr Abitur machte: Maili Machat war als Oberstufen-Gymnasiastin freie Mitarbeiterin der Main-Post in Lohr.
Jetzt steht die 43-Jährige, die jetzt in Laufach wohnt, ihrerseits im Fokus von Kameras: Dieser Tage kürten die Freien Wähler im Landkreis Aschaffenburg Maili Wagner, wie sie seit ihrer Hochzeit mit Jan Wagner 2003 in Burgsinn heißt, zu ihrer Landratskandidatin. Um die Nachfolge von Landrat Ulrich Reuter (CSU) bewerben sich bislang der Alzenauer Bürgermeister Alexander Legler (CSU) und Max Bruder aus Großostheim (FDP). SPD und Grüne nominierten am Freitag gemeinsam den parteilosen Özcan Pancarci aus Kahl.
Die politische Quereinsteigerin hat schon einen etwas ungewöhnlichen Lebenslauf hinter sich. Wie stark die Zeit in Lohr sie geprägt hat, wurde deutlich, als sie vom Tod ihres früheren Lehrers Christian Schwarz erfuhr, dessen Schauspielensemble sie mehrere Jahre angehörte. Dessen geistreicher Umgang mit Sprache" habe sie bereichert und erfreue sie bis heute privat und im Beruf, schrieb sie Anfang 2011 in einem Leserbrief.
Studienrätin in Aschaffenburg
Zu dieser Zeit war sie schon fünf Jahre lang Studienrätin am Karl-Theodor-von-Dalberg-Gymnasium in Aschaffenburg, wo die Mutter zweier Kinder (geboren 2010 und 2013) heute wieder Englisch und Sport unterrichtet. Dazwischen waren sie und ihr Mann ab 2012 für fünf Jahre als Lehrer an einer deutschen Schule in Ecuador tätig.
Das Ausland hatte sie schon als Schülerin gelockt: Ein Jahr verbrachte sie an einer Highschool in South Dakota im Mittleren Westen der USA und tanzte dort ihre ersten Schritte als Cheerleader – eine Karriere, die sie während ihres Studiums in Düsseldorf fortsetzte: 2004 wurde sie als eine von 40 Cheerleaders aus 200 Bewerberinnen für den Football-Bundesligisten Rhein Fire gecastet, tanzte vor bis zu 25 000 Zuschauern "auf Schalke" und absolvierte in dieser Truppe an die 300 Auftritte in einem Jahr.
Ihre sportlich-schlanke Erscheinung war dabei sicher nicht von Nachteil. Dass sie foto- und telegen ist, dessen konnte sie sich schon in jungen Jahren bewusst sein: 1998 präsentierte sie sich bei Deutschlands erster Flirt-Show "Herzblatt", damals mit Hera Lind als Moderatorin, und ihr Studium finanzierte sie unter anderem auch als Model auf Laufstegen.
In Laufach sesshaft geworden
Nachdem die Familie nun in Laufach sesshaft geworden ist und sich dort ein Haus gebaut hat, trat Maili Wagner im April dieses Jahres bei den Freien Wählern ein, um für den Gemeinderat zu kandidieren. Dass sie flugs auch auf Kreisebene Karriere machen sollte, war gar nicht vorgesehen, erzählte sie der Redaktion.
Bleibt die Frage nach den Erfolgschancen ihrer Kandidatur. Drei Wahlperioden ist es her, dass die Freien Wähler zuletzt einen Kandidaten stellten: 2002 erreichte Gerhard Glückner gut zehn Prozent gegen den Wahlsieger Reuter, der nun abtritt. 2014 landeten die Freien Wähler Aschaffenburg bei der Kreistagswahl mit knapp 13 Prozent auf Platz drei hinter CSU und SPD und erlangten damit neun Sitze im Kreistag. Nach 18 Jahren mit Reuter als Landrat sieht Wagner das Rennen offen: "Die Karten werden neu gemischt."