
Zeitweise waren es fast 100 Personen, die sich am späten Nachmittag trafen, um an den 24. Februar 2022 zu erinnern. Den Tag, an dem russische Truppen die Ukraine angriffen und seitdem das Land mit schwerem Leid überziehen. Die Menschen auf dem Platz, vor allem die aus der Ukraine, blickten auch skeptisch auf die gegenwärtige Entwicklung, ob diese Anlass zur Hoffnung gibt.
Jonas Rodi sprach als Vertreter der Karlstadter Grünen nicht nur die unheilvolle Geschichte des Konflikts an, er verurteilte auch entschieden den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der verantwortlich sei für jeden Toten und für jedes Leid in der Ukraine. Ganz besonders verwies Rodi auf die Gräueltaten in Butscha, in Mariupol und die Bombardierung der Kinderklinik in Kiew. Mehr als 100.000 Opfer habe es gegeben, tausende Kinder seien nach Russland verschleppt worden und über sechs Millionen Ukrainer seien aus ihrem eigenen Land geflohen.
Jonas Rodi: Europa muss voll hinter der Ukraine stehen
Die europäischen und besonders die deutschen Bürger müssten auch im dritten Jahr voll hinter der Ukraine stehen, denn diese kämpfe nicht nur für ihr eigenes Land, sondern für ein freies Europa und für eine faire Weltordnung. Weil aber die USA nach dem Präsidentenwechsel als Unterstützer unsicher geworden seien, müsse sich nun Europa selbstständig machen.

Die gebürtige Ukrainerin Oksana Schall, die seit 16 Jahren in Thüngen lebt, sagte, ihr Heimatland habe in den drei Jahren verlernt zu lachen. Dabei sei es immer das Ziel gewesen, die Kinder dort glücklich zu sehen. Sie betonte aber auch, es könne keinen Frieden ohne Freiheit geben. Das ukrainische Volk habe keine andere Wahl als zu kämpfen, sonst verschwinde es für immer von der Landkarte.
Olha Kunstsevska verglich den russischen Angriff mit einem Überfall von Mördern, die in die Häuser von Menschen eindrängen, sich in diesen breit machten und sie sogar zerstörten. "Aber das ist unser Zuhause, und wir wollen den bösen Nachbarn nicht!", sagte sie. Zum Glück gebe es auch andere Nachbarn, die helfen. Immer wieder betonte Kunstsevska mit Nachdruck die Forderung, "den Mörder zu besiegen".
Mehrere Minuten lang läuteten die Glocken der Karlstadter Kirchen
Der Pastoralreferent Tobias Henrich verwies auf einen Psalm des Alten Testaments, in dem gebetet wird, der Herr möge das Volk mit Frieden segnen. Frieden sei aber immer mehr als das bloße Ruhen von Waffengewalt. Er hoffte, dass dieser Veranstaltung keine weiteren mehr folgen müssen.
Russanna Dyka begleitete die Gedenkstunde mit einem Lied und die beiden Geschwister Anja und Artem Osipowu trugen zweisprachig ein Gedicht vor. Andreas Pfaff begleitete auf der Gitarre.
Ein mehrminütiges Glockengeläute der Karlstadter Kirchen begleitete gegen Ende die Mahnwache auf dem Marktplatz.