Mit insgesamt 64 Vorstellungen endete am 20. August eine besondere Spielsaison der Scherenburgfestspiele. Trotz Corona fanden 11 000 begeisterte Besucher und Besucherinnen in den letzten sechs Wochen ihren Weg auf die Scherenburg. Für das letzte Gastspiel konnten die Verantwortlichen mit Lisa Fitz eine Pionierin des Frauenkabarett gewinnen, die mit ihrem Programm "Dauerbrenner" ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum feierte.
Schon zu Beginn kündigte sie an: "Sie kriegen von mir keine Political Correctness, der ganze Schmarrn macht das Kabarett kaputt." Rotzfrech, authentisch und kritisch setzte sie sich anschließend mit ihrem eigenen Werdegang, aber auch politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander und gab in knapp 90 Minuten zudem bekannte Schlager-Hits, beliebte Rock-Songs sowie eigene Kompositionen wie "I bin bled" oder "Mein Mann ist Perser" auf der Gitarre zum Besten.
Lobgesang auf die Vergangenheit, ernüchterter Blick in die Zukunft
Dabei nahm die Kabarett-Ikone oder wie sie sich selbst bezeichnet – "Lisa Fitz: Der weißblaue Hai" das Publikum mit auf eine Reise durch die 60er und 70er Jahre und erinnerte einerseits an die gesellschaftspolitischen Veränderungen (z.B. Woodstock, sexuelle Revolution), die zu zahlreichen Küchendiskussionen geführt hätten, andererseits an die großen Hits dieser Jahrzehnte. Für besonders viel Begeisterung sorgten ihre Ausführungen zu den Beatles – "damals wollte ich Paul McCartney heiraten" – die von den Klängen von "Yesterday" begleitet wurde und bei der auch das Publikum auf unterhaltsame Weise eingebunden wurde.
Ihr Fazit fällt ernüchtert aus: Während die heutige Gesellschaft durch die drei B’s (betroffenen, blutleer, beleidigt) charakterisiert werden könne und in der Zukunft wahrscheinlich Roboter die Menschen verdrängten würden, sei früher doch alles besser gewesen, auch wenn sie sich selbst als Moderatorin der bayerischen Hitparade "mittendrin in der Deppenhölle" befand. Die Kabarettistin berichtete über ihre Karriereanfänge und zog einige der bekanntesten Schlagerhits der damaligen Zeit ins Lächerliche, bei denen das Publikum laut mitsingen und mitgrölen durfte. Dies sorgte für schallendes Gelächter bei den Anwesenden.
Abrechnung mit dem politischen Establishment
Zwar wollte die Powerfrau in ihrem Programm nicht politisch werden, wurde es dann aber doch. Wohlwissend, dass sie mit ihren Aussagen anecke und einen sogenannten "Fitzstorm" auslöse, rechnete Lisa Fitz im letzten Drittel von "Dauerbrenner" mit korrupten Politikern ab, die neben leeren Versprechungen und Lügen, ihre Fehler als Erfolge verkauften. So hätte "Franz Josef Strauß selbst besoffen bessere Interviews als Jens Spahn nüchtern gegeben" und auch sonst erwarte zukünftige Generationen zwar "saubere Luft, dafür aber keine Rente". Trotz ihrer Kritik am politischen Status Quo endete ihr Programm versöhnlich und mit der Aufforderung an das Publikum, sich selbst treu zu bleiben. Von diesem wurde Lisa Fitz am Ende unter tosendem Applaus, Jubelpfiffen, Standing Ovations sowie Rufen nach Zugabe verabschiedet.