Zum Artikel "Thorsten Schwab bei Werntalbahn zuversichtlich" vom 30. Dezember erreichte die Redaktion folgender Leserbrief:
In einer Zeitungsmeldung hat sich der Landtagsabgeordnete aus dem Landkreis Main-Spessart, Thorsten Schwab (CSU), zur Reaktivierung von Bahnstrecken in Unterfranken geäußert und dabei Informationen verbreitet, die ich als langjähriger Mitarbeiter eines Eisenbahnverkehrsunternehmens richtigstellen möchte.
Herr Schwab behauptet, Personenzüge, etwa die Steigerwaldbahn, würden 300 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbrauchen und stellte dies einem Bus gegenüber, der nur 40 Liter verbrauche. Richtig ist, wie ich aus zuverlässigen fachlichen Quellen weiß, dass moderne Triebwagen (etwa der „Regio-Shuttle“, der auch in Unterfranken auf mehreren Strecken im Einsatz ist) etwa 60 bis 80 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbrauchen, abhängig von der Zahl der Halte und der Geschwindigkeit.
Dabei bietet ein Triebwagen mehr als doppelt so viele Sitzplätze wie ein Linienbus. Somit hat er ausreichend Kapazitäten auch für die Verkehrsspitzen am Morgen und am Nachmittag, während zu diesen Zeiten mehrere Busse benötigt werden. Unterm Strich ist also die Energiebilanz der Bahn auch bei Dieselantrieb günstiger.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass in mehreren anderen Bundesländern die Dieseltriebwagen bereits absehbar abgelöst werden durch Wasserstoff- und Akkutriebwagen, die beide die Bremsenergie wiedergewinnen können und zudem völlig abgasfrei unterwegs sind. Solche Triebwagen sind bereits auf dem Markt erhältlich, etwa von Siemens, Alstom oder Stadler.
Übrigens werden Teile dafür auch in Schweinfurt hergestellt. Herr Schwab geht wohl davon aus, dass auf Nebenbahnstrecken immer noch Dieselloks mit Personenwagen fahren wie vor 40 Jahren.
Herr Schwab sollte sich vor solchen Äußerungen besser informieren und seine Kenntnisse des Bahnbetriebs auf den neuesten Stand bringen – gerne auch durch eigene Erfahrung in den Zügen der Deutschen Bahn oder anderer in seinem Wahlkreis tätiger Eisenbahnverkehrsunternehmen!
Andreas Keiner
97440 Werneck
Nicht auszudenken, welche Fehlentscheidungen durch MdL und Co aufgrund von Unwissenheiten tagtäglich gefällt werden und gefällt werden können.
Dies ist auch mittelbar ein Beleg dafür, dass Entscheidungen großer Tragweite, wie diejenige über die Vernichtung von potentiell nützlicher Eisenbahninfrastruktur - wie die der Steigerwaldbahn - einfach gar nicht in die Hoheit von politischen, möglicherweise lobbygetriebener Entscheidungsträgern mit nur geringem Sachverstand gehören.
Authentische und ehrliche Volksvertreter würden freiwillig keinen Abriss einer Bahn forcieren, da niemand deren zukünftige Bedeutung und Wert realistisch einzuschätzen vermag und objektiv auch keinerlei Notwendigkeit zur Veränderung des Status Quo besteht. Von persönlichen Interessen Geleitete betiteln die unnötige Zerstörung euphemistisch als "Entwicklung" und bauen ggfs. Entscheidungsdruck auf, wie man es auch von unseriösen Vertretern kennt.