
Ganz am Schluss fasste Bürgermeister Thomas Stamm noch einmal in einem Satz den Kern der Diskussion zusammen: "Wir müssen uns der Bedeutung, die dieses Projekt für Marktheidenfeld hat, bewusst sein." Danach brachte der Stadtrat bei zwei Gegenstimmen der SPD die Aufstellung eines Bebauungsplans "Sondergebiet Handel und betreutes Wohnen" auf dem Lermann-Areal auf den Weg. Geschehen soll dies im beschleunigten Verfahren. Der Planungsbereich umfasst rund einen Hektar Fläche zwischen Luitpoldstraße, Baumhofstraße, Echterstraße und Ludwigstraße.
Die Wortbeiträge davor hatten zwei Dinge gezeigt: Zum einen die Hoffnungen und Freude der Stadträtinnen und Stadträte, dass auf dem Gelände Zukunftweisendes entstehen kann, zum anderen aber auch ihre Sorge um die Erschließung und Gestaltung. Ein Klotz dürfe es keineswegs werden, mahnte etwa Helmut Adam. "Das muss eine andere Gestalt annehmen, damit es in der Stadt akzeptiert wird." Auch Holger Seidel möchte "kein Udo-Lermann-Reloaded" und Ludwig Keller wünschte sich "an dieser markanten Stelle baulich ein besonderes Zeichen".
Planer Gerlach sieht "Win-Win-Situation" für alle
Der für die Bamberger KRE-Group tätige Projektentwickler Harald Gerlach versicherte in der Sitzung wiederholt, dass es an diesem Tag nur um den Bebauungsplan gehe und nicht um Grundrisse oder Geschosshöhen. "Wir haben noch einen völlig unfertigen Planungsstand", betonte er. Erste Skizzen werde er am kommenden Montag dem Sanierungsbeirat vorlegen und er wisse, dass die Gespräche nicht einfach werden dürften. Aus Gerlachs Sicht werde aber mit dem KRE-Projekt etwas getan, "was eine Win-Win-Situation für uns alle ergibt, für Investor und Stadt".
Die Eckpunkte der Planung und die notwendigen weiteren Schritte erläuterte noch einmal Claudia Roschlau von BaurConsult: Abbruch des Kaufhauses und Neubau, Nutzung durch Handel (Tegut) und Drogerie im Erdgeschoss (Stellplätze oberirdisch), außerdem etwa 70 Wohneinheiten, Service-Wohnen, Tagespflege und stationäre Pflege in den Obergeschossen. Der Bebauungsplan könne im beschleunigten Verfahren durchgeführt werden, mit dem der Gesetzgeber die Möglichkeit gibt, dass schnell Wohnraum geschaffen werden kann.
SPD gegen Erschließung neben dem Fränkischen Haus
Dass die beiden SPDler Martin Harth und Hermann Menig gegen den Aufstellungsbeschluss stimmten, lag vor allem an der geplanten Erschließung von der Ludwigstraße her. Hier sei die Einbeziehung der städtischen Garagen neben dem Fränkischen Haus vorgesehen. "Wir sehen das äußerst kritisch und werden auch einem Verkauf der Garagen nicht zustimmen", sagte Harth. Planer Gerlach meinte, dass man für die Garagen Ausgleichsflächen zur Verfügung stelle. "Der Kastanienbaum bleibt erhalten", versprach er.
Heinz Richter sah die Erschließung über eine Zufahrt hinter dem Fränkischen Haus aus städtebaulichen Gründen ebenso problematisch wie die SPD. Die Baumhofstraße schien ihm dafür geeigneter.
Dass sich das Areal zur Stadt und zum Busbahnhof deutlich hin öffnen solle, das war das Anliegen einer ganzen Reihe von Rednern wie Holger Seidel, Christian Menig oder Burkhard Wagner. Wagner und Ludwig Keller forderten "Wegebeziehungen ins Umfeld".
Für Rinno ist es eine einmalige Chance für Marktheidenfeld
Susanne Rinno sah in der Neugestaltung des Lermann-Areals "eine einmalige Chance für Marktheidenfeld". Den Planern legte sie das ISEK-Gutachten von 2013 ans Herz, in dem schon viele gute Ideen für diesen Bereich stünden. Große Hoffnungen setzt sie, wie auch Ludwig Keller, in die absehbare Abstufung der Bundesstraße 8. Dann werde es in der Luitpoldstraße ruhiger, vielleicht auch eine andere Verkehrsführung möglich.
Auf Nachfrage von Wagner erklärte Projektentwickler Harald Gerlach, dass im Neubau "völlig normales Wohnen" vorgesehen sei, allerdings der Generation 55plus vorbehalten. Für diese werde das Gebäude entsprechend gestaltet, mit Aufzug und barrierefrei. Das neue Gebäude werde nicht mehr so groß wie das bestehende Kaufhaus, müsse aber freilich weiter eine gewisse Größe haben, um für den Investor wirtschaftlich zu sein.
Dass die eigentliche Arbeit für den Stadtrat im Zusammenhang mit der Planung erst im nächsten Jahr beginnen werde, darauf wies Wolfgang Hörnig hin. "Viele Punkte sind noch zu klären." Was letzten Endes herauskommen soll, das sagte Christian Menig: "Wir wollen etwas Schönes in der Stadt haben."