Für den Bayerischen Philologenverband (BPV) wäre Schafkopf im Unterricht durchaus wünschenswert. Weniger Schüler als früher spielten inzwischen das traditionelle Kartenspiel, so der Vorsitzende Michael Schwägerl. Schafkopf müsse daher an den Schulen gefördert werden. "Wir wünschen uns, dass das Kartenspiel gerade in digitalen Zeiten wieder mehr an Bedeutung gewinnt, auch in der Schule", heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Verbandes der Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen. Der Kultusminister zeigt sich offen.
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Verbandschef Schwägerl: In den Familien wird nicht mehr gespielt
Für Verbandschef Schwägerl ist ein Grund für die Entwicklung, dass "das Spiel in den Familien nicht mehr gespielt und damit nicht mehr gelernt wird". Zwar gebe es Apps zum Schafkopfen, aber der Reiz liege in der Interaktion der Spieler untereinander.
In Zeiten der globalisierten Welt, so der Verbandsvorsitzende, gebe es eine Rückbesinnung auf Heimat und Tradition, dazu zählten auch Spiele wie Schafkopf. "Nicht zuletzt ist es in ganz Bayern verbreitet, vereint also Franken, Schwaben und Altbayern in Form eines Spiels und ist somit Abbild der Vielfalt und Einheit Bayerns."
Idee in Langenprozelten: Drittklässler spielen Schafkopf
In Unterfranken hatte bereits im vergangenen Jahr der Schulleiter der Grundschule im Gemündener Stadtteil Langenprozelten (Lkr. Main-Spessart) die Idee, das bayerische Kultspiel zu fördern: Alfons Schlereth heißt der Pionier und er hielt für seine Drittklässler sechs Unterrichtseinheiten zum Thema "Schafkopfspielen". Der Lehrer, so seine Begründung damals, hält das Kartenspiel "für pädagogisch wertvoll", weil man mitzählen und sich Farben und Wertigkeit der Karten merken muss. Außerdem werde viel kommuniziert, "das ist das glatte Gegenteil wie bei einem Computerspiel".
Auch für Schlereth spielte der Erhalt der Tradition eine wichtige Grundlage für seine Entscheidung, Schafkopf im Sommer 2017 auf den Stundenplan zu heben: Wie mit der Wirtshauskultur ginge es auch mit fest ausgemachten Schafkopfrunden bergab.
Die Erfahrungen mit dem Spiel im Unterricht waren positiv, die Kinder waren begeistert bei der Sache und manche äußerten bereits nach der dritten Lektion den Wunsch, auch mal im örtlichen Gasthaus spielen zu dürfen: "Mir trinke ach nur Limo."
Schafkopf im Mathe-Unterricht?
Für Tilo Hemmert, Mathematiklehrer am Armin-Knab-Gymnasium in Kitzingen und BPV-Referatsleiter Statistik, wäre Schafkopf im Unterricht vor allem eine Alternative bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Um Stochastik anschaulich zu vermitteln, werde schon jetzt im Unterricht ab und an gespielt, so Hemmert, "etwa mit Würfeln".
In der aktuellen Diskussion bekommt Michael Schwägerl für seine Forderung Unterstützung vom Augsburger Schulpädagogik-Professor Klaus Zierer. "Der Bildungsgehalt des Schafkopfs ist nicht hoch genug einzuschätzen", wird er in einer Mitteilung des Philologenverbandes zitiert. Schüler könnten mit dem Kartenspiel unter anderem mathematische, soziale und strategische Kompetenzen erlernen. Für den Stundenplan wäre die Organisation eines Schafkopf-Turniers eine Möglichkeit, sagte Zierer. "Dem Bildungs- und Erziehungsauftrag wird dabei in einem umfassenden Sinn nachgekommen."
Für Kultusminister Piazolo ist es eine bayerische Tradition
Für Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) ist Schafkopf eine gute bayerische Tradition: "Ich freue mich, wenn Schafkopf und andere bayerische Kartenspiele einen Platz im Schulleben haben - sei es in Arbeitsgemeinschaften oder bei entsprechenden Schulveranstaltungen."
Im Schulleben gebe es verschiedene Möglichkeiten, Dialekt und regionale Kultur zu pflegen, hieß es aus seinem Ministerium. Unter anderem sei das im Wahlunterricht oder an Projekttagen möglich. Grundsätzlich liege die Entscheidung, welche Schwerpunkte beim Thema regionales Brauchtum gesetzt werden, bei den Schulen selbst.
Mit Informationen von dpa, Mitarbeit: thal
Schafkopf-Regeln
Der Gewinner eines Spiels ist der, der zumindest 61 Punkte erspielt. Der Gewinner eines Umlaufes ist der, der die höchste der vier Karten auf den Tisch legt. Die ausgespielte Kartenfarbe muss immer auch von Ihnen ausgespielt werden. Also Eichel ist gleich Eichel.
Die Ausnahme dabei ist: Wenn Sie keine Karte der Farbe besitzen, können Sie frei wählen, was Sie dazu legen. Kommt kein Solospiel zustande, wird ein Ass „gerufen“. Das heißt, zwei Spieler finden zusammen. Der Rufer und der Inhaber der Ass. Dieses Ass muss immer auf den Tisch gelegt werden, wenn diese Farbe angespielt wird.
Auch wenn ich damals selbst gerne beim Kartenklopfen dabei war – die Zeiten ändern sich, werte Philologen. Und manchmal glaube ich, gerade die Lehrer und Kultusministeriumsmitwirkende haben damit ein sehr großes Problem …
Bildungsstätten in Deutschland im Jahr 2018: Handys auf dem Schulgelände sind auch in Pausen und Freistunden kategorisch verboten, aber Schafkopf kommt auf den Lehrplan … (seufz)
Übrigens, dass die Kids heutzutage weniger spielen, könnte auch etwas mit dem Irrsinn zu tun haben, der in den letzten Jahren am bayerischen Schulsystem verbrochen wurde. Im Vergleich zu dem, was die Schüler heute abliefern müssen, war mein „altes“ G9 geradezu ein Spaziergang – und die Lehrpläne damals beinahe sinnvoll aufgebaut …
Stefan Wolfshörndl
Bin mal gespannt was Digebärchen dazu sagt.
„Lehrer fordern: Schafkopf soll auf den Stundenplan“.
„Für den Bayerischen Philologenverband (BPV) wäre Schafkopf im Unterricht durchaus wünschenswert.“
Sie können die Landesregierung nicht für alles verantwortlich machen.
Die Mitglieder dieser Berufsgruppe sind bestimmt nicht die Stammwählerschaft von CSU und Freie Wähler.
Also es darf gedacht werden.
Gruß
Deshalb.
Gruß
Stefan Wolfshörndl