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Langenprozelten
Lehrer fordern: Schafkopf soll auf den Stundenplan
Der Philologenverband will das Kartenspiel künftig an bayerischen Schulen lehren. Der Kultusminister ist begeistert, und in Unterfranken gibt es bereits einen Pionier.
Lehrer fordern: Schafkopf soll auf den Stundenplan       -  Schafkopf soll laut Bayerischem Philologenverband Eingang in den Unterricht finden.
Foto: Gerd Schaar | Schafkopf soll laut Bayerischem Philologenverband Eingang in den Unterricht finden.
Achim Muth
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:17 Uhr

Für den Bayerischen Philologenverband (BPV) wäre Schafkopf im Unterricht durchaus wünschenswert. Weniger Schüler als früher spielten inzwischen das traditionelle Kartenspiel, so der Vorsitzende Michael Schwägerl. Schafkopf müsse daher an den Schulen gefördert werden. "Wir wünschen uns, dass das Kartenspiel gerade in digitalen Zeiten wieder mehr an Bedeutung gewinnt, auch in der Schule", heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Verbandes der Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen. Der Kultusminister zeigt sich offen.

Verbandschef Schwägerl: In den Familien wird nicht mehr gespielt

Für Verbandschef Schwägerl ist ein Grund für die Entwicklung, dass "das Spiel in den Familien nicht mehr gespielt und damit nicht mehr gelernt wird". Zwar gebe es Apps zum Schafkopfen, aber der Reiz liege in der Interaktion der Spieler untereinander.

In Zeiten der globalisierten Welt, so der Verbandsvorsitzende, gebe es eine Rückbesinnung auf Heimat und Tradition, dazu zählten auch Spiele wie Schafkopf. "Nicht zuletzt ist es in ganz Bayern verbreitet, vereint also Franken, Schwaben und Altbayern in Form eines Spiels und ist somit Abbild der Vielfalt und Einheit Bayerns."

Idee in Langenprozelten: Drittklässler spielen Schafkopf 

In Unterfranken hatte bereits im vergangenen Jahr der Schulleiter der Grundschule im Gemündener Stadtteil Langenprozelten (Lkr. Main-Spessart) die Idee, das bayerische Kultspiel zu fördern: Alfons Schlereth heißt der Pionier und er hielt für seine Drittklässler sechs Unterrichtseinheiten zum Thema "Schafkopfspielen". Der Lehrer, so seine Begründung damals, hält das Kartenspiel "für pädagogisch wertvoll", weil man mitzählen und sich Farben und Wertigkeit der Karten merken muss. Außerdem werde viel kommuniziert, "das ist das glatte Gegenteil wie bei einem Computerspiel".

Lehrer fordern: Schafkopf soll auf den Stundenplan       -  Schafkopfen auf dem Stundenplan. Die Schüler der Grundschule Langenprozelten sind mit Begeisterung dabei, wenn Lehrer Alfons Schlereth das Spiel erklärt.
Foto: Ferdinand Heilgenthal | Schafkopfen auf dem Stundenplan. Die Schüler der Grundschule Langenprozelten sind mit Begeisterung dabei, wenn Lehrer Alfons Schlereth das Spiel erklärt.

Auch für Schlereth spielte der Erhalt der Tradition eine wichtige Grundlage für seine Entscheidung, Schafkopf im Sommer 2017 auf den Stundenplan zu heben: Wie mit der Wirtshauskultur ginge es auch mit fest ausgemachten Schafkopfrunden bergab.

Die Erfahrungen mit dem Spiel im Unterricht waren positiv, die Kinder waren begeistert bei der Sache und manche äußerten bereits nach der dritten Lektion den Wunsch, auch mal im örtlichen Gasthaus spielen zu dürfen: "Mir trinke ach nur Limo."

Schafkopf im Mathe-Unterricht?

Für Tilo Hemmert, Mathematiklehrer am Armin-Knab-Gymnasium in Kitzingen und BPV-Referatsleiter Statistik, wäre Schafkopf im Unterricht vor allem eine Alternative bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Um Stochastik anschaulich zu vermitteln, werde schon jetzt im Unterricht ab und an gespielt, so Hemmert, "etwa mit Würfeln".

Lehrer fordern: Schafkopf soll auf den Stundenplan       -  Spaß ist Trumpf: Schafkopf an der Grundschule in Langenprozelten.
Foto: Ferdinand Heilgenthal | Spaß ist Trumpf: Schafkopf an der Grundschule in Langenprozelten.

In der aktuellen Diskussion  bekommt Michael Schwägerl für seine Forderung Unterstützung vom Augsburger Schulpädagogik-Professor Klaus Zierer. "Der Bildungsgehalt des Schafkopfs ist nicht hoch genug einzuschätzen", wird er in einer Mitteilung des Philologenverbandes zitiert. Schüler könnten mit dem Kartenspiel unter anderem mathematische, soziale und strategische Kompetenzen erlernen. Für den Stundenplan wäre die Organisation eines Schafkopf-Turniers eine Möglichkeit, sagte Zierer. "Dem Bildungs- und Erziehungsauftrag wird dabei in einem umfassenden Sinn nachgekommen."

Für Kultusminister Piazolo ist es eine bayerische Tradition

Für Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) ist Schafkopf eine gute bayerische Tradition: "Ich freue mich, wenn Schafkopf und andere bayerische Kartenspiele einen Platz im Schulleben haben - sei es in Arbeitsgemeinschaften oder bei entsprechenden Schulveranstaltungen."

Im Schulleben gebe es verschiedene Möglichkeiten, Dialekt und regionale Kultur zu pflegen, hieß es aus seinem Ministerium. Unter anderem sei das im Wahlunterricht oder an Projekttagen möglich. Grundsätzlich liege die Entscheidung, welche Schwerpunkte beim Thema regionales Brauchtum gesetzt werden, bei den Schulen selbst.

Mit Informationen von dpa, Mitarbeit: thal

Schafkopf-Regeln

Zum Schafkopf braucht es vier Spieler und ein Spiel mit 32 Karten. Jeder Spieler erhält acht Karten. Es gibt vier Farben: Herz, Grün, Eichel, Schelle. Jede Spielkarte besitzt einen Rang und zählt Punkte, auch Augen genannt. Beispielsweise zählt das Ass elf, ein König vier Augen, ein Ober drei und der Unter zwei Augen. Zusammengezählt verfügt das Spielblatt so über 120 Punkte.

 

Der Gewinner eines Spiels ist der, der zumindest 61 Punkte erspielt. Der Gewinner eines Umlaufes ist der, der die höchste der vier Karten auf den Tisch legt. Die ausgespielte Kartenfarbe muss immer auch von Ihnen ausgespielt werden. Also Eichel ist gleich Eichel.

Die Ausnahme dabei ist: Wenn Sie keine Karte der Farbe besitzen, können Sie frei wählen, was Sie dazu legen. Kommt kein Solospiel zustande, wird ein Ass „gerufen“. Das heißt, zwei Spieler finden zusammen. Der Rufer und der Inhaber der Ass. Dieses Ass muss immer auf den Tisch gelegt werden, wenn diese Farbe angespielt wird. 

 
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  • FischersFritz
    Früher haben wir freiwillig Karten im Schulbus, in der Pause oder Freistunde gespielt – und heute soll es auf den Stundenplan kommen?

    Auch wenn ich damals selbst gerne beim Kartenklopfen dabei war – die Zeiten ändern sich, werte Philologen. Und manchmal glaube ich, gerade die Lehrer und Kultusministeriumsmitwirkende haben damit ein sehr großes Problem …

    Bildungsstätten in Deutschland im Jahr 2018: Handys auf dem Schulgelände sind auch in Pausen und Freistunden kategorisch verboten, aber Schafkopf kommt auf den Lehrplan … (seufz)

    Übrigens, dass die Kids heutzutage weniger spielen, könnte auch etwas mit dem Irrsinn zu tun haben, der in den letzten Jahren am bayerischen Schulsystem verbrochen wurde. Im Vergleich zu dem, was die Schüler heute abliefern müssen, war mein „altes“ G9 geradezu ein Spaziergang – und die Lehrpläne damals beinahe sinnvoll aufgebaut …
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  • info@gerbrunn.de
    Ich bin zusätzlich noch für Einrad-Fahren, Seiltanzen, Jodeln und Schuhplatteln - bildet alles soziale und mathematische Kompetenzen, so ein Unfug , wer Kids im Gymnasium hat, weiß was die Kinder täglich (sinnhaftes und unsinniges) pauken. Sportverein und Ehrenamt, gesellschaftliches Engagement etc bleiben bald komplett auf der Strecke. Alls noch drauf auf den Rucksack. 👎

    Stefan Wolfshörndl
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  • Doedi.wue
    Da soll doch tatsächlich die Schafkopfhochschule in Pistelwies eröffnet werden!! Man fragt sich wirklich,was diese Forderung des BPV bezweckt.Heute ist es doch an der Tagesordnung,daß ein Abiturzeugnisschnitt auf Grund der Rangwettkämpfe unter den bayerischen Gymnasien von 1,0 angestrebt wird.Erleben kann man jedoch Reifezeugnisempfänger, die Ringelnatz für ein Pelztier halten und den Geburtsort Jesu nicht kennen! Aber man ist Numerus Clausus befähigt!! So hat sich das heutige Abitur von der einstigen Erreichung der allgemeinen Hochschulreife zur Olympiade der Fachidioten entwickelt! Ob da das Erlernen von Schafkopf noch hilft,wo doch schon in der Jugend das spielen von „Schwarzem Peter“ als unschicklich galt?? Ob fachfremde,jedoch Schafkopfbewanderte Aushilfslehrer den in Bayern kursierenden Bildungsnotstand eindämmen, ist zu bezweifeln! Dennoch:“Ein Hoch auf die Eichelsau“!,
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  • zementgrau
    Meiiine Güte....ich finde, es gibt wichtigeres, als den Kindern Schafkopf beizubringen.
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  • Doedi.wue
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette, bitte etwas neutraler formulieren.
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  • Doedi.wue
    Armes Deutschland,arme Gymnasiasten heutzutage ; zu meiner Schulzeit spielten wir während des Religion-,Geschicht- oder Erdkundeunterrichtes in der Oberrealschule einen zünftigen Schafkopf innerhalb der Bänke,der während der großen Pause im damaligen noch besuchbaren „Cafe Klug“ beim „Wiemer“ fortgesetzt wurde! Uns mußte man keine „Kultur“ verordnen oder lehren-wir hatten sie!!
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  • Arcus
    Ist das jetzt ein verfrühter Aprilscherz? Bei dem schwarz-orangen Phantasieclub ist allerdings alles möglich.
    Bin mal gespannt was Digebärchen dazu sagt.
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  • DieWahrheit
    Lieber Arcus,

    „Lehrer fordern: Schafkopf soll auf den Stundenplan“.
    „Für den Bayerischen Philologenverband (BPV) wäre Schafkopf im Unterricht durchaus wünschenswert.“

    Sie können die Landesregierung nicht für alles verantwortlich machen.
    Die Mitglieder dieser Berufsgruppe sind bestimmt nicht die Stammwählerschaft von CSU und Freie Wähler.

    Also es darf gedacht werden.

    Gruß
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  • al-holler@t-online.de
    HAAAAALLLLOOOOO! ES SIND L E H R E R, DIE DAS FORDERN
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Welcher der Lehrer hat das Schafkopfen in der Schule gelernt? Kein Einziger! Warum sollte es dann in der Schule gelernt werden???
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  • DieWahrheit
    Früher gab es noch keine Ganztagsschule!

    Deshalb.

    Gruß
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  • berndschebler@mail.de
    Irgendwas geht mit den Lehrern durch, dann lernen die Schüler gar nichts mehr.
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  • info@gerbrunn.de
    Ich bin zusätzlich noch für Einrad-Fahren, Seiltanzen, Jodeln und Schuhplatteln - bildet alles soziale und mathematische Kompetenzen, so ein Unfug , wer Kids im Gymnasium hat, weiß was die Kinder täglich (sinnhaftes und unsinniges) pauken. Sportverein und Ehrenamt, gesellschaftliches Engagement etc bleiben bald komplett auf der Strecke. Alls noch drauf auf den Rucksack. 👎

    Stefan Wolfshörndl
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  • al-holler@t-online.de
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  • al-holler@t-online.de
    Könnte es nicht auch sein, dass "überforderte Kinder" auf dem Gymnasium fehl am Platz sind und an einer anderen Schule besser aufgehoben wären?
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  • jo1970
    So ein Quatsch. Manche spielen das schon 40 Jahre und streiten sich immer noch regelmäßig beim Spielen im Wirtshaus.
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  • al-holler@t-online.de
    diese "manche" sin aber jetzt wirklich nicht repräsentativ für die Beurteilung dieses Kartenspiels, sondern höchstens notorische Streithansele, die das Wesens des Auch-Verlieren-Können-Müssens auch nicht annähernd erfasst haben.
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  • simonhard
    Streit ist auch eine Form der Kommunikation
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  • eewich
    Ein wirklich super toller Vorschlag! Ich befürchte aber, dass kaum ein Lehrer noch Schafkopf spielen kann. Zur Not würde ich aber einspringen.
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  • mausschanze
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