Das bayerische Kabinett hat am Mittwoch entschieden: Alle bayerischen Schüler und Lehrkräfte müssen sich ab kommendem Montag mindestens zweimal wöchentlich auf Corona testen lassen, um am Präsenzunterricht teilnehmen zu können. Diese Tests müssen laut Kultusminister Michael Piazolo in der Schule durchgeführt werden. Aber kann das funktionieren? Aurélie Gourlat, Eltenbeiratsvorsitzende der Grundschule Karlstadt, hat große Zweifel. "Das Konzept ist nicht durchdacht", sagt sie.
Die Tests seien wichtig zur Überwindung der Pandemie, betont Gourlat, die sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Beirat abgestimmt hat. Sie kritisieren, dass es nach den neuen Richtlinien des Ministeriums nicht möglich ist, seine Kinder zuhause zu testen. Dass nur noch Tests in der Schule akzeptiert werden, könne ja nur am Misstrauen liegen, dass manche Eltern dies entweder nicht richtig oder gar nicht machen. Dies hält Gourlat zwar für nicht ausgeschlossen, aber doch vernachlässigbar. Alle Eltern hätten ein großes Interesse, ihre Kinder gesund in die Schule zu schicken.
Die Schüler schon zuhause zu testen, habe dagegen viele Vorteile. Die wichtigste ist für Gourlat, dass positiv getestete Kinder gar nicht erst in die Schule gehen. So stecken sie auf dem Schulweg, bei der Busfahrt oder im Pausenhof niemanden an. Es kommt zu keinem weiteren unnötigen Kontakt mit anderen Kindern oder Lehrern.
Ohne aktive Hilfe der Lehrer
Vorgesehen ist, dass sich die Schüler selbst ohne aktive Hilfe aber unter Anleitung der Lehrer testen. Gourlat bezweifelt, dass dies alle Schüler schon alleine können. Es gäbe sicher Sechsjährige, die das schaffen, manche Schüler seien aber noch nicht reif genug. Was macht man dann mit diesen Kindern, fragt sie. Dies sei bei diesem Konzept noch nicht durchdacht.
Der große Aufwand spricht laut Gourlat ebenfalls gegen die Pflichttests in der Schule. Bei einer Inzidenz von über 50 und weniger als 100 im Landkreis Main-Spessart ist ein Wechselunterricht vorgesehen. Das bedeute, eine Gruppe von Kindern geht dann montags, mittwochs und freitags in die Schule, die andere dienstags und donnerstags. Die Testungen in der Schule müssten dann für die eine Gruppe montags und mittwochs sein, für die andere Gruppe dienstags und donnerstags. Das bedeutet für Gourlat, dass bei zwei Testungen in der Woche der Unterricht von Montag bis Donnerstag mit vermutlich einer Stunde Verspätung beginnt. Gourlat tun die Lehrer leid. Diese sollten die Zeit besser für Unterricht nutzen dürfen.
Selbsttests im Klassenzimmer
Laut Anweisung des Ministeriums sollen die Selbsttests im Regelfall unmittelbar zu Beginn des Unterrichtstages im Klassenzimmer durchgeführt werden. Die Lehrkräfte besprechen die Durchführung der Tests mit den Schülern und geben ihnen mündliche Anleitung. Die Testung sollen dann die Schüler selbst durchführen. Das Kultusministerium geht von einem kurzen Zeitaufwand von zirka 20 Minuten aus, wobei davon zirka 15 Minuten aus Wartezeit bestehen.
Bei einem positiven Testergebnis wird der Schüler von anderen Personen isoliert und muss – sofern möglich – von den Erziehungsberechtigten abgeholt oder nach Hause geschickt werden. Die Erziehungsberechtigten sollen dann unverzüglich das örtliche Gesundheitsamt über das Ergebnis informieren.
Auf Anfrage teilt das Landratsamt mit, dass Erstklässler unterstützt werden können, wenn sie selbst nicht klar kommen. Um die Schüler, Eltern und Lehrer auf die Testung vorzubereiten, sei bereits hochwertiges Infomaterial zur Verfügung gestellt worden. Es stünden auch ausreichend Selbsttests bereit. In dieser Woche seien über das Landratsamt 96 030 Selbsttests für Schulen und Kitas ausgegeben worden. Sollten Schüler keinen Pflichttest in der Schule machen wollen, sei es möglich, ein Schnelltest in ihren Wohnorten oder ein PCR-Tests in den Testzentren oder bei Ärzten machen zu lassen. Der Schule muss dann die entsprechende Bescheinigung vorgelegt werden.