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Langenprozelten
Langenprozeltener wollen keine Wohnmobile vor der Nase
Ein einstimmiger Beschluss des Gemündener Stadtrats sorgt in Langenprozelten für Wallung. Anwohner fühlen sich übergangen. Bei der Bürgerversammlung meldeten sie sich zu Wort.
Sollen auf dem Parkplatz an der Mainuferstraße in Langenprozelten tatsächlich Wohnmobilstellplätze entstehen? Anwohner fühlen sich übergangen.
Foto: Corbinian Wildmeister | Sollen auf dem Parkplatz an der Mainuferstraße in Langenprozelten tatsächlich Wohnmobilstellplätze entstehen? Anwohner fühlen sich übergangen.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 11.02.2024 18:28 Uhr

Das Langenprozeltener Mainufer ist ein schönes Plätzchen. Das finden auch die Anwohner – und laufen deshalb Sturm gegen Pläne, an der Mainuferstraße auf Höhe der Gemeindegasse acht Wohnmobilstellplätze zu errichten. Nach einem einstimmigen Beschluss im Stadtrat im September für Wohnmobile dort, kamen Leserbriefe von Anwohnern, die erst aus der Zeitung davon erfahren haben und sich übergangen fühlten.

Wo sonst nur wenige Autos und ab und an einzelne Wohnmobile standen, war in den Tagen danach – offenbar aus Protest – plötzlich alles zugeparkt. Bei der Gemündener Bürgerversammlung am Donnerstagabend kam eine größere Zahl von Anwohnern, um sich und ihren Einwänden gegen Wohnmobilstellplätze Gehör zu verschaffen.

"Wir hoffen, dass der Beschluss zurückgenommen wird", sagte Martina Knoblach-Farrenkopf, die sich nach den Berichten des Bürgermeisters und des KU-Leiters beim Punkt "Fragen/Wünsche/Anregungen" als erstes zu Wort gemeldet hatte. "Das ist ein toller Fleck, darum wollen wir ihn auch behalten." 250 Unterschriften hätten sie gegen die geplanten Wohnmobilstellplätze, auch mit dem Bürgermeister habe sie schon gesprochen, erzählte sie. "Es rumort noch in uns."

Anwohnerin nennt Argumente gegen die Wohnmobilstellplätze

Acht Wohnmobilstellplätze könnten bis zu 32 ständig wechselnde "Nachbarn" bedeuten, rechnete die Langenprozeltenerin vor. "Der Ort wird von Verkehr überlaufen." Schon jetzt bekämen sie das nächtliche Rangieren der bislang wenigen Wohnmobile dort unten mit. Sie wünsche sich Rücksichtnahme auf die Anwohner. Die Zufahrtsstraßen zu dem Platz seien zudem gar nicht für Wohnmobile ausgelegt. Sie sei selbst Camperin und findet daher, dass hier die Interessen der Wohnmobilisten und der Anwohner gleichermaßen berücksichtigt werden müssten, etwa dadurch, dass ein solcher Platz für Wohnmobile an anderer Stelle, außerhalb des Ortskerns, angelegt wird.

Bürgermeister Jürgen Lippert verwies auf die Einstimmigkeit des Stadtratsbeschlusses, sagte aber, dass es bislang nur eine Absichtserklärung sei und noch nichts in trockenen Tüchern. Zum einen werde das Vorhaben gerade vom Landratsamt geprüft, ob es überhaupt zulässig wäre, wobei etwa der Gewässerschutz oder der zu erwartende Lärm eine Rolle spielen dürften. Zum anderen sagte er zu, dass es zunächst einen Ortstermin mit Bürgern auf dem Platz geben solle. "Wir machen nichts auf Biegen und Brechen", der Stadtrat werde sich mit dem Thema noch einmal befassen.

Lippert: Platz wäre grundsätzlich geeignet für Wohnmobile

Auf die Frage eines Anwohners, wie es überhaupt zu dem Beschluss des Stadtrats kam, erklärte Lippert, dass es eine Anregung im Stadtrat war, nach weiteren Wohnmobilstellplätzen im Gemündener Stadtgebiet zu suchen, da sich die fünf am Saaleufer und die zwölf an der Lindenwiese mittlerweile rechneten. Und der in Frage stehende Platz am Langenprozeltener Mainufer, wo auch jetzt schon hin und wieder Wohnmobile stünden, gehöre der Stadt und dem Wasser- und Schifffahrtsamt. Auf den Zwischenruf, dass die Wohnmobile dort bislang "illegal" stünden, entgegnete der Bürgermeister, dass dann gleichermaßen die Autos dort illegal parkten.

Der Platz wäre auch geeignet, weil sich die zu verlegenden Leitungen dorthin aufgrund der kurzen Strecke zu vorhandenen Anschlüssen schnell bezahlt machen würden, so Lippert, was den Zwischenruf "Nur Profit!" zur Folge hatte. Lippert verwies auf die daraus resultierenden Einnahmen, die die notorisch klamme Stadt gut gebrauchen könnte.

Wohnmobilboom nur vorübergehend?

Die Langenprozeltenerin Eva Breitenbach, nach eigenem Bekunden ebenfalls selbst Wohnmobilfahrerin, gab zu bedenken, dass der Wohnmobilboom auch wieder abflachen könnte. Sie fände Holzbänke für Radfahrer besser als einen Wohnmobilstellplatz, wo dann zum Teil auch richtige "Schiffe" von Wohnmobilen parken würden. Sie fände es schade, wenn der Platz – der ehemalige Holzlegeplatz, wo einst Stämme aus dem Spessart zu Flößen zusammengebunden wurden – für Wohnmobile asphaltiert werden müsste.

 
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Kommentare
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  • RGPBR@aol.com
    Ist der Gemündener Stadtrat jetzt als Urlaubs Vermittler tätig? Oder was soll das, überall sollen auf einmal Stellplätze für Wohnmobilisten gebaut werden.
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  • chrihand
    Es ist in der Tat eine Zwickmühle.
    Ich habe selbst ein Wohnmobil und bin immer auf der Suche nach schönen Stellplätzen.
    Allerdings bin ich auch der Meinung, man muss nicht überall einen Stellplatz errichten, sollte schöne Stellen einfach mal so sein lassen.
    Zudem beobachte ich seit einigen Jahren eine deutliche Veränderung der Wohmobilreisenden, eine regelrechte Verrohung. Regeln egal, Anstand egal, Benehmen egal. Stellplatz voll? Kein Problem, einfach auf den Friedhofsparkplatz. (Nacht)ruhe?
    Einige Ortschaften haben ihre Stellplätze wieder abgschafft und gehen mit hohen Bußgeldern vor...zu recht!

    Übrigens Frau Breitenbach: asphaltieren muss man da gar nichts. Ich bevorzuge beispielsweise Schotterrasen. Der hält auch weite Teile obiger Klientel fern.
    Vor zwei Jahren stand ich an einem sehr schönen Platz in Süddeutschland. Vorne Milchvieh auf der Weide neben dem Hof, hinten Badesee. Kein Stromanschluß. Letzeres veranlasste zwei Mobilisten zur weiterfahrt, ersteres weitere zwei.
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