Erstmalig hat der Landkreis Main Spessart dazu aufgerufen, Bodenproben von Hausgärten analysieren zu lassen und hat dafür die Kosten von jeweils etwa 30 Euro übernommen. 97 Hobbygärtnerinnen und –gärtner folgten dem Aufruf und reichten Bodenproben ein. Nur etwa zwei Prozent der Proben liegen bei den Hauptnährstoffen im anzustrebenden Bereich, der für das Pflanzenwachstum optimal ist. Dr. Karl-Heinz Nilles vom Wein- und Bodenlabor in Volkach, der die Proben analysiert und ausgewertet hat, spricht von einer "fehlenden Ausgewogenheit der Haupt-Nährstoffe".
Eine Unterversorgung trat nur in vereinzelten Fällen auf, während beim Rest eine Überversorgung vorlag. Diese Ergebnisse decken sich mit den Angaben der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, wonach rund 80 Prozent der Böden in Hausgärten mit Phosphor und etwa 60 Prozent mit Kalium überdüngt sind.
Mehrere Ursachen für zu hohe Nährstoffwerte im Gartenboden
Hilmar Keller, der als Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege die Aktion mit angestoßen hat und Dr. Nilles zählen mehrere Faktoren auf, die für die Überdüngung verantwortlich sind. Zum einen sind es die oft nach gut Glück ausgebrachten Universal- oder Mehrnährstoffdünger, genauso wie das Verteilen von Mist auf den Beeten. Die Kompostausbringung auf den Gemüsebeeten hat nicht nur Vorteile, sondern sorgt oft für eine überhöhte Anreicherung von Nährstoffen im Boden.
Um einen Überblick über den Zustand der Hausgärten in Main Spessart zu bekommen, wurden deshalb neben den Hauptnährstoffen, zu denen Phosphor, Kalium und Magnesium gehören, auch der pH-Wert, der Humusgehalt sowie die Bodenart untersucht. Die Proben wurden nach dem Gartenpass-Programm der Bayerischen Staatsregierung ausgewertet und mit einer individuellen Düngeempfehlung versehen.
Durchschnittliche Phosphorwerte reichen für fast sechs Jahrzehnte
Vor allem die Phosphorwerte in den untersuchten Proben waren sehr stark überhöht. Im Durchschnitt lagen die gemessenen Gehalte bei 81 Milligramm je 100 Gramm Boden. Das entspricht einem Vorrat an Phosphor für rund 57 Jahre. Erst nach dieser Zeit wäre wieder eine Erhaltungsdüngung notwendig, rechnet Nilles vor. Auch die Kaliumwerte lagen bei den meisten Proben über dem empfohlenen Wert. "Sind einzelne Werte stark überhöht, kann dies auch Auswirkungen auf andere Nährstoffe und Spurenelemente haben. Sie werden dann von der Pflanze nicht mehr optimal aufgenommen", warnt Dr. Nilles. Er betont: "Das kann sich negativ auf das Planzenwachstum auswirken."
Das Grundwasser kann durch Nitrat belastet werden, das bei zu hohen Stickstoffwerten aus dem Boden gewaschen wird. Auch wenn der Stickstoffgehalt bei den Bodenuntersuchungen nicht direkt gemessen wurde, lässt sich durch den Humusgehalt auf die Stickstoffversorgung der Böden schließen. Mit Blick auf den Humusgehalt, der im Durchschnitt bei über vier Prozent liegt, bezeichnet Nilles die Böden als "luxusversorgt". Da durch Bodenbearbeitung im Garten bei solchen Humusgehalten Stickstoff freigesetzt wird, ist oft nur eine geringe Grunddüngung mit mineralischem oder organischem Stickstoff wie Hornmehl nötig.
Kompost nicht nur auf dem Gemüsebeet ausbringen
Kompost, "das schwarze Gold" des Gärtners oder der Gärtnerin, hat viele positive Eigenschaften und sorgt für organische Substanz sowie für Bodenfruchtbarkeit und -struktur. Allerdings besitzt Kompost auch viele Nährstoffe. Wird der Kompost jedes Jahr auf die Gemüsebeete ausgebracht, sorgt dies ebenfalls für eine Überdüngung. Es ist völlig ausreichend, nur alle zwei bis drei Jahre ein wenig Kompost auf die Beete zu verteilen. Der in einem Garten anfallende Kompost kann auch gut in Heckenstreifen, um Bäume herum, auf Wiesen- und Rasenflächen und in Zierbeeten ausgebracht werden. Drei der sechs in dieser Aktion untersuchten reinen Rasenflächen waren hinsichtlich Kalium und Phosphor unterversorgt.
Bedarfsgerechtes Düngen nur mit Bodenanalyse möglich
Für eine individuelle Düngeempfehlung ist eine Bodenanalyse, die im Idealfall alle vier Jahre durchgeführt wird, unumgänglich. Ein Ziel von Hilmar Keller, der als Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege die Aktion mit angestoßen hat, ist es, die "Menschen dazu zu bringen, sich mit dem eigenen Boden zu befassen".
Deshalb soll die Bodenanalyse auch 2023 wieder angeboten werden. Die pauschale Düngung mit Universaldünger führe zu einer Überdüngung der Hausgärten, die den Pflanzen nicht gut tut, sind sich Keller und Dr. Nilles einig. Die bedarfsgerechte Düngung mit Einzeldünger schont nicht nur den Geldbeutel und Rohstoffe, sondern auch die Umwelt.
Zitat"Das entspricht einem Vorrat an Phosphor für rund 57 Jahre. "
Das ist doch Wahnsinn.
Da sollte sich jeder Gärtner mal an die Nase fassen und sein Verhalten überdenken.
Wurde das niemandem mitgeteilt?
der Gartencenter und Baumärkte wirkt. Vor allem auch deshalb, weil sehr viele Gartenbesitzer das Gärtnern nicht von den Eltern und von der Schule schon gleich gar nicht gelernt haben.
Das wäre auch ein wichtiges Lernziel für Schüler zu lernen wie unser Essen erzeugt wird und was dazu nötig ist und was eben nicht nötig wäre.