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Im Naturgarten durchs Jahr: Volle Blüte lockt Bienen an, die Hängematte lockt Hobbygärtnerin Ingrid Karl
Der Garten von Ingrid Karl in Neuhütten ist nicht nur zum Säen, Arbeiten und Ernten da, sondern auch zum Erholen
Foto: Monika Büdel | Der Garten von Ingrid Karl in Neuhütten ist nicht nur zum Säen, Arbeiten und Ernten da, sondern auch zum Erholen
Monika Büdel
 |  aktualisiert: 29.04.2022 02:27 Uhr

Ob Tulpen, Obstbäume oder Sträucher: Der nach "Bayern blüht"-Richtlinien zertifizierte Naturgarten von Ingrid Karl in Neuhütten steht jetzt in voller Blüte. Die Hobbygärtnerin hat schon vorgesorgt, dass es mit dem Blühen weitergeht und Sommerblumen wie Cosmea, Ringelblume, Kornblume und Jungfer im Grünen ausgesät.

"Die eignen sich auch gut für Blumensträuße", sagt die 50-Jährige. Mit der Aussaat im Freien von empfindlichen Pflanzen wie Zinnien und Kapuzinerkresse wartet man besser bis nach den Eisheiligen. Ab etwa Mitte Mai ist die Gefahr von nächtlichem Bodenfrost geringer.

Wer den Boden leicht aufhackt, fördert die Erwärmung

Entsprechend verhält es sich mit den Gemüsesorten. Was empfindlich auf Frost reagiert, wie Tomaten und vor allem Gurken, bleibt noch im Haus, Wintergarten oder Gewächshaus. Für die Vorkultur von Gurken oder Mangold ist es auch noch nicht zu spät. Wer den Boden jetzt leicht aufhackt, fördert die Erwärmung.

Ingrid Karls Tipp fürs Bepflanzen von Blumenbeeten, Kübeln und Balkonkästen: "Zwischenrein Weißblühendes setzen. Die hellen Blüten sieht man auch noch am Abend, wenn es dunkel ist. Und Duftpflanzen." Mondviole, Vanilleblume und Ziertabak sind ihre Favoriten. Sie werden auch gerne von Insekten angeflogen. Manche Blüten verströmen ihren Duft erst am Abend. Dagegen riechen die Blüten von Zitrusgewächsen auch schon am Tag.

Diese und andere Kübelpflanzen können, wenn keine Frostgefahr droht, langsam ins Freie gebracht werden. Gegebenenfalls schützt man sie mit Vlies und ähnlichem. Zunächst sollten sie im Schatten stehen, bis sie sich wieder ans Licht gewöhnt haben. Bringt man sie gleich in die volle Sonne, verbrennen die Blätter.

Geduld walten lassen

Zurzeit genießt Ingrid Karl die laue Luft und die üppige Blüte ihrer Obstbäume, Sträucher und Zwiebelgewächse. Zwischen den weißen Obstbaumblüten tupfen die Tulpen kräftige Farbakzente und zeigen eine große Formvielfalt. Vom Gärtnern erholt sich die Neuhüttenerin in ihrer Hängematte, die sie bereits zwischen zwei Bäume gespannt hat.

Derweil wachsen im Haus Pflanzen von 18 Tomatensorten heran. Zu Ostern gab es bei Karls den ersten Salat, der unter der Haube im Frühbeet gewachsen ist. Auch die Radieschen sind groß genug für die Ernte. Den frei werdenden Platz und den nährstoffreichen Boden sowie den Schutz durch die Haube will Karl demnächst für Gurken und Buschtomaten nutzen.

Auch wenn die Eisheiligen Mitte Mai eine grobe Richtung in Sachen Wetter abgeben, rät sie, auf die Vorhersagen zu achten. "Die Temperatur entscheidet, nicht der Kalender", warnt sie vor Ungeduld. "Lieber warten bis es stabil warm ist. Dann gehen die Samen schnell auf und die Pflanzen holen beim Wachsen auf."

Tomaten fühlen sich neben Brennnesseln wohl

Ein typisches Beispiel sei die Kartoffel, sagt die 50-Jährige. Sie hat die Knollen in Eierkartons gelegt und im Haus an Fenster gestellt, um sie vorzutreiben. Die ersten Blättchen spitzen schon. Zum richtigen Zeitpunkt fürs Kartoffelstecken zitiert Karl den Spruch: "Steckst du sie im April, macht sie, was sie will. Steckst du sie im Mai, kommt sie glei'." Ihrer Erfahrung nach gilt das für viele Nutz- und Zierpflanzen.

Bei den Kombinationen im Beet hat sie gute Erfahrungen gemacht mit Basilikum, Petersilie und Buschbohnen zwischen den Tomaten. Beim Basilikum bevorzugt sie Strauchbasilikum, das robuster ist als das Genoveser Basilikum. Die kleinen Sträucher entwickeln lange Blütenrispen, eine beliebte Nahrungsquelle für Insekten.

Die Tomaten sollten, wenn sie ins Beet oder große Töpfe gepflanzt werden, tiefer gesetzt werden, rät Karl. Dann zieht die Tomate an den Stängeln weitere Wurzeln. Außerdem gibt sie Brennnesseln mit ins Pflanzloch. Das stärke die Tomaten und dünge sie.

Im April erfreuen die Tulpen mit ihrer Blüte.
Foto: Monika Büdel | Im April erfreuen die Tulpen mit ihrer Blüte.

Gute Nachbarn – schlechte Nachbarn

In Gartenbüchern, -zeitschriften und im Internet gibt es jede Menge Listen unter dem Motto "Gute Nachbarn – schlechte Nachbarn". Dort werden Pflanzen aufgeführt, die angeblich gut nebeneinander gedeihen beziehungsweise sich gegenseitig in ihrer Entwicklung behindern. Wir haben bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim nachgefragt, was es damit auf sich hat.
Marianne Scheu-Helgert, Bereichsleiterin der dort angesiedelten Bayerischen Gartenakademie, sagt, dass sich, was auf diesen Listen steht, in Versuchen nicht bestätigen lasse. Viel wichtiger sei, dass die Pflanzen genügend Abstand haben.
Wenn die Setzlinge noch klein sind, neigten die meisten Hobbygärtner dazu, zu eng zu pflanzen. Dann bleibe nicht genügend Licht für alle. Scheu-Helgert empfiehlt, beim Pflanzen und Säen die Größe der ausgewachsenen Pflanzen zu bedenken und entsprechend Platz zu lassen. Beim Ernten lautet ihr Tipp, zuerst die Mittelreihe zu entnehmen. Das ermögliche dort die nächste Aussaat oder Pflanzung.
Ein weiterer Trick sei, Reihen mit Schnell- und Langsamwüchsigem abzuwechseln. Zuckermais wachse beispielsweise langsam. Dazwischen könne man Salat setzen. So sei auch der Boden gut bedeckt, trockne langsamer aus und werde bei den Regenfällen um Pfingsten nicht weggeschwemmt, wobei Letzteres eher ein Problem auf den Äckern sei.
Wegen unterschiedlicher Nährstoffbedürfnisse und Krankheiten sei es wichtig, in der Fruchtfolge zu wechseln, also nicht zeitlich hintereinander dasselbe zu säen oder zu pflanzen. Bei Erdbeeren sollten sogar ein paar Jahre vergehen, bis sie wieder an derselben Stelle gesetzt werden.
Quelle: mb

Erdbeerpflege

Bei genügend Platz im Garten sei es kein Problem, Erdbeerableger vom Herbst stehen zu lassen und abzuwarten, ob sie dieses Jahr schon Früchte tragen, sagt Marianne Scheu-Helgert, Bereichsleiterin Bayerische Gartenakademie an der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim. Idealweise markieren Hobbygärtnerinnen und -gärtner bei der Ernte die ertragreichsten Pflanzen und gewinnen von ihnen Ableger, erläutert sie. Zum Auffrischen des Bestandes empfiehlt sie, gelegentlich neue Pflanzen zu kaufen. Günstigster Zeitpunkt fürs Pflanzen ist nach ihren Erfahrungen der Juli. Dann sei es wichtig, ordentlich zu gießen und im August und September zu düngen. "So bilden sich schon die Knospen fürs nächste Jahr."
Wer jetzt noch etwas für eine gute Erdbeerernte tun möchte, gibt laut der Fachfrau etwas Flüssigdünger ins Gießwasser. "Nur maßvoll düngen, sonst wachsen die Blätter zu stark statt der Früchte."
Hornspäne seien jetzt nicht das Mittel der Wahl, weil sie zu lange brauchten, bis sie ihre Wirkung als Dünger entfalten. Der Stickstoff aus Hornmehl fließe bei Regen zu schnell ab. Wer nicht auf Flüssigdünger zurückgreifen wolle, verwende am besten Horngrieß.
Ein aufgelockerter Boden erwärme sich besser, informiert Scheu-Helgert. Daher rät sie zum Aufhäckeln. Und wenn der Regen fehlt: gießen. Wenn es Frost gibt und sich schon die Blüten öffnen, empfiehlt sie, die Pflanzen mit Vlies abzudecken. Das Vlies sollte aber nicht dauerhaft liegen bleiben, da sonst die Bienen nicht an die Blüten kommen, was die Ernte schmälert. Wenn die Früchte reifen, halte Stroh, Heu oder Holzwolle den Boden feucht, und beuge Schimmel vor, sagt die Expertin. Wer selbst ernten will, sollte einen Blick auf die Schnecken haben.
Quelle: mb
 
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