zurück
Lohr
Krisen-Telefon: Nach gewaltsamem Tod eines 14-Jährigen in Lohr sind Eltern verunsichert
Das telefonische Gesprächsangebot der psychiatrischen Ambulanz nutzen aktuell viele Eltern von Jugendlichen. Die Sorge sei spürbar, sagt Chefarzt Dominikus Bönsch.
Prof. Dr. Dominikus Bönsch ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie und Chefarzt des Bezirkskrankenhauses in Lohr. 
Foto: Fabian Gebert | Prof. Dr. Dominikus Bönsch ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Neurologie und Chefarzt des Bezirkskrankenhauses in Lohr. 
Carolin Schulte
 |  aktualisiert: 09.02.2024 07:11 Uhr

Kann ich meine Kinder noch vor die Tür lassen? Mit Fragen wie dieser wenden sich im Moment viele Eltern an die Krisenhotline, die das Bezirkskrankenhaus (BKH) in Lohr eingerichtet hat. Der gewaltsame Tod eines 14-Jährigen, der mutmaßlich von einem Gleichaltrigen erschossen wurde, ist Auslöser für die Anfragen der Eltern.

Prof. Dr. Dominikus Bönsch ist Chefarzt des Bezirkskrankenhauses. Auch für ihn ist die Verunsicherung in der Stadt spürbar. "Ich merke das auch bei den Mitarbeitern: Der Fall ist ein häufiges Gesprächsthema und hat alle mitgenommen", sagt er.

Anzeige für den Anbieter Facebook Beitrag über den Consent-Anbieter verweigert

Das Telefonangebot des BKH ist am Montag nach der Tat eingerichtet worden, die meisten Anrufe sind jedoch erst gegen Ende der Woche eingetrudelt. Für Bönsch kommt das nicht überraschend, es sei in solchen Fällen normal, dass zunächst eine Art Schockstarre herrsche.

Besorgnis ist bei den Eltern spürbar

Die meisten Anruferinnen und Anrufer seien Eltern, die Kinder im Alter der beiden beteiligten Jungen haben. "Jetzt, wo die Schule begonnen hat, beginnt auch das Aufarbeiten", so Bönsch. In den Familien sei der Vorfall jetzt ein großes Thema. Von Panik könne nicht die Rede sein, aber man merke den Eltern die Besorgnis an. "Da gibt es ganz große Irritationen." Man spüre, dass die Eltern Angst um ihre Kinder haben. Auch Wut und Unverständnis schwängen manchmal mit, doch an die Hotline wendeten sich eher die Verunsicherten. 

Auch Menschen aus dem unmittelbaren Umfeld des Opfers und des mutmaßlichen Täters hätten das Telefon-Angebot genutzt, sagt Bönsch.

Ausgebildete Psychologen, Sozialpädagogen und in Krisenberatung geschulte Mitarbeiter nehmen die Anrufe entgegen. Sie sprechen mit den Betroffenen die Situation durch, greifen ihre Gefühle auf und geben erste Tipps. Die Gespräche dauern manchmal nur wenige Minuten, manchmal eine Dreiviertelstunde. Auch Zweitgespräche mit demselben Berater sind möglich. 

Jugendliche selbst melden sich nicht beim Hilfsangebot des BKH. Er habe das Gefühl, die Schüler würden in der Schule gut aufgefangen und hätten auch untereinander "ein Forum" gefunden.

Das Angebot der psychiatrischen Ambulanz ist von 8 bis 16 Uhr unter Tel.: (09352) 503 14011 zu erreichen. Das Krisennetzwerk Unterfranken ist rund um die Uhr unter der Tel.: (0800) 655 3000 erreichbar.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lohr
Carolin Schulte
Eltern
Panik
Schülerinnen und Schüler
Stadt Hofheim
Tötungsdelikt Lohr
Wut
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top