Vermutlich hat sich jede und jeder schon einmal intensiv mit einem Kreuzworträtsel beschäftigt oder es sogar vollständig gelöst. Die wenigsten aber haben sich bisher wohl eines ausgedacht - und wenn doch, dann hatte das Kreuzworträtsel bestimmt keine 4,3 Millionen Kästchen. Wolfgang Schlund hingegen ist eine Ausnahme.
"Als Jugendlicher habe ich bereits versucht, ein Kreuzworträtsel zu erstellen – allerdings gab es da noch keinen Computer", verrät Wolfgang Schlund. Der 62-Jährige gibt zu, dass er schon immer leidenschaftlich gerne Kreuzworträtsel gelöst hat. "Ich brauche etwas, was den Kopf in Bewegung hält und bei dem man etwas lernt", erklärt Schlund seine Beweggründe. "Nur Nichtstun ist nichts für mich."
Datenbank mit rund zehn Millionen Begriffen als Basis für Kreuzworträtsel
Bereits vor ein paar Jahren hatte er ein Kreuzworträtsel mit 120 000 Kästchen angefertigt und ausgedruckt. Bei seinem neuen Werk hatte er die Idee, das Rätsel wegen der besseren Übersichtlichkeit in der Bilschirmbreite seines Computers anzulegen. "Ich habe mir kleine Programme geschrieben", erläutert der Familienvater wie selbstverständlich, denn immerhin ist er in der IT-Branche beschäftigt und durch seinen Job quasi prädestiniert für solche Aufgaben.
An seinem Rechner öffnet er die unterschiedlichen Excel-Tabellen, in denen die Begriffe, die er 20 Jahre lang gesammelt hat, alphabetisch sortiert sind. "Diese Listen hatte ich mir ursprünglich für einen anderen Zweck angefertigt. Ohne diesen Datenbestand wäre es kaum möglich gewesen", gibt er angesichts seiner Datenbank mit rund zehn Millionen Begriffen zu, die in mehr als 40 Excel-Tabellen gespeichert sind. Allein für Begriffe von "BE" bis "BEK" hat er zum Beispiel 40 000 Einträge, mit den passenden Hinweisen dazu. Diese Hinweise hat er allesamt kontrolliert und nötigenfalls nachgearbeitet.
Mit IT-Kenntnissen eigenes Programm geschrieben
In seine 43 Spalten am Bildschirm hat er sich dann von links nach rechts durchgearbeitet und senkrecht zunächst mit langen Begriffen wie "Hausentwaesserungsanschluss" befüllt. Abwechselnd hat er sich von der Senkrechten zur Waagrechten, von langen zu kurzen Begriffen, vorgearbeitet. "Die Löcher sind immer kleiner geworden", erklärt er die logische Konsequenz seines Vorgehens.
Zum Befüllen hat er sich ein Programm geschrieben, mit dessen Hilfe er passgenau Begriffe suchen kann. Benötigt er beispielsweise ein Wort mit sieben Buchstaben, an dessen dritter Stelle ein "A", der vierten Stelle ein "N" und der siebten Stelle ein "T" stehen muss, gibt er diese Buchstaben ein, befüllt die übrigen Stellen mit Fragezeichen und schon spuckt ihm der Rechner 192 passende Begriffe aus. Transit oder Pianist sind zwei davon. "So kann ich die Lücken im Kreuzworträtsel perfekt schließen", freut sich Schlund. Nach einem zeitlichen Aufwand von mindestens 3000 Stunden ist so ein Kreuzworträtsel entstanden, das 43 Kästchen breit und 100.000 Kästchen hoch ist, insgesamt also 4,3 Millionen Felder umfasst. Bei einer Kantenlänge von einem Zentimeter pro Kästchen würde es ausgedruckt eine Fläche von 430 Quadratmetern bedecken.
Kreuzworträtsel mit doppelter Größe des vorherigen Weltrekords
Wie Schlund angibt, ist sein Kreuzworträtsel nicht nur riesig, sondern auch qualitativ außergewöhnlich. Es enthält über 60 000 verschiedene Lösungsbegriffe mit einer Länge von mindestens 20 Buchstaben, insgesamt umfasst es 1 031 682 Lösungsbegriffe, die durchschnittlich eine Länge von 5,98 Buchstaben haben. In üblichen Kreuzworträtseln liege dieser Wert bei 5,52. Häufigster Buchstabe ist das "A" mit 421 834 Vorkommen, Schlusslicht das "Q", welches nur 3850 Felder belegt. Laut Wikipedia hat Charles Cilard 1985 das bislang größte Kreuzworträtsel mit 2,6 Millionen Kästchen vorgestellt – das Werk von Schlund ist also beinahe doppelt so groß.
"Wenn man ins Guinness-Buch rein will, muss man Geld dafür bezahlen. Da habe ich die Finger davongelassen", erklärt er auf die Frage, ob er sich bereits für den Weltrekord angemeldet hat. Bei Wikipedia habe er bereits angefragt, jedoch noch keine konkrete Antwort erhalten, da der zuständige Sachbearbeiter im Urlaub war. Gut möglich, dass schon bald Wolfgang Schlund, der bereits weitere Rätselrekorde plant, mit seinem 4,3 Millionen Feldern umfassenden Kreuzworträtsel anstelle des Amerikaners bei Wikipedia aufgeführt wird.
