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Main-Spessart
Kontaktpersonen: War das Gesundheitsamt Main-Spessart überlastet?
In der Debatte um Lockerungen spielt eine große Rolle, wie gut Gesundheitsämter Infektionsketten noch verfolgen können. Die Regierung macht das von einem Inzidenzwert abhängig.
Beim Nachverfolgen von Infektionsketten unterstützen das Gesundheitsamt Main-Spessart auch Bundeswehrsoldaten. (Bild von Anfang Januar)
Foto: Heike Riedel, Klinikum Main-Spessart | Beim Nachverfolgen von Infektionsketten unterstützen das Gesundheitsamt Main-Spessart auch Bundeswehrsoldaten. (Bild von Anfang Januar)
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 10.02.2024 10:59 Uhr

Die Gesundheitsämter sollen Corona-Infektionsketten wieder zuverlässig nachverfolgen können: Daran sind aus Sicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel Lockerungen des erneut verlängerten Lockdowns geknüpft. Damit die Behörden in der Lage sind, diese Aufgabe zu erfüllen, hielt es die Bundesregierung lange für notwendig, die Sieben-Tage-Inzidenz bundesweit auf unter 50 zu drücken. Seit dieser Woche gilt 35 als neuer Zielwert. Mehrere Bürgermeister deutscher Großstädte meinen hingegen, eine Kontaktnachverfolgung von infizierten Personen wäre auch bei einem höheren Wert noch möglich. Wie sieht das im Landkreis Main-Spessart aus?

Gesundheitsamt von Behörden und Bundeswehr unterstützt

Dort ist die Infektionsrate mittlerweile stark gesunken. Die Zahl der Neuinfektionen binnen sieben Tagen, hochgerechnet auf 100 000 Einwohner, lag am Donnerstag bei 34,1. Doch Ende vergangenen Jahres war die Lage durchaus heikel. Vor allem im November und Dezember 2020 sei das Gesundheitsamt Main-Spessart auf Grund hoher Infektionszahlen "einer starken Belastung" ausgesetzt gewesen, erklärt Andrea Stiel, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf Anfrage dieser Redaktion. Höchstwert war eine Inzidenz von rund 290.  

Die Nachverfolgung der Infektionsketten habe jedoch "weiterhin zeitnah erfolgen" können, so Stiel. Möglich gewesen sei das durch die personelle Unterstützung der Bundeswehr und von Behörden. Hilfe kam zum Beispiel von der Polizei, dem Finanzamt und anderen Sachgebieten des Landratsamts. 

Dass die Infektionszahlen inzwischen niedriger sind, hat zu einer Entlastung geführt. "Diese zusätzlichen Kräfte wurden aufgrund der gesunkenen Sieben-Tages-Inzidenz inzwischen wieder reduziert und konnten an ihre regulären Arbeitsplätze zurückkehren", erklärt Stiel. Beim Ermitteln von Kontaktpersonen seien am Gesundheitsamt Main-Spessart aktuell aber immer noch rund 45  Personen im Einsatz, davon acht Mitarbeiter anderer Behörden, ein Polizist und fünf Soldaten der Bundeswehr. 

Wegen Pandemie haben sich viele andere Aufgaben angestaut

Grundsätzlich sieht sich das Gesundheitsamt Main-Spessart schon dazu befähigt, auch mit einer höheren Inzidenz umzugehen, bestätigt die Sprecherin des Landratsamtes. Allerdings brauche es dann wieder mehr Personal von anderen Stellen. Für die Behörde ergeben sich aus einer höheren Inzidenz noch weitere Probleme. Stiel: "Je weiter der Indzidenzwert 50 übersteigt, desto näher kommt das Gesundheitsamt an seine Belastungsgrenzen und desto wahrscheinlicher sind Verzögerungen bei der Kontaktnachverfolgung."

Zudem müssten bei hohen Inzidenzwerten viele der eigentlichen Aufgaben des Gesundheitsamtes in den Hintergrund treten."Da das Gesundheitsamt seit einem Jahr mit der arbeitsintensiven Bewältigung der Pandemie beschäftigt ist, haben sich mittlerweile viele Aufgaben angesammelt." Doch diese müssten dringend abgearbeitet werden. 

Kontaktpersonen werden in der Regel am selben Tag informiert

"Umgehend nach Eingang des positiven Befundes werden die betroffenen Personen kontaktiert", schildert Stiel das aktuelle Vorgehen des Gesundheitsamtes. Das geschehe normalerweise noch am selben Tag. Die infizierte Person muss dem Gesundheitsamt dann eine Liste mit ihren Kontaktpersonen erstellen. "Da dies zwangsläufig zu zeitlichen Verzögerungen führt, bittet das Gesundheitsamt die infizierte Person, die Kontaktpersonen bereits selbst vorab zu informieren." In der Regel trete das Gesundheitsamt noch am selben Tag, in Einzelfällen auch erst am nächsten Tag, mit den Kontaktpersonen in Verbindung.

Wenn es darum geht, wie weit Kontakte zurückverfolgt werden, spielen der Symptombeginn beziehungsweise der Zeitpunkt des positiven Tests eine Rolle für die Behörde. Die "infektiöse Phase" sei jeweils 48 Stunden davor anzunehmen, erklärt die Sprecherin. Die innerhalb dieses Zeitfensters erfolgten Kontakte ermittelt das Gesundheitsamt dann. 

 
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Kommentare
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  • G. S.
    Überlastung hin oder her... da es sich hier um ein Amt handelt, bilde ich mir hierzu eine klare Meinung. Die Belastbarkeit der Mitarbeiter in allerlei Ämtern bekommt man teilweise immer wieder mit ewig andauernden, oder gar nicht vorhandenen Antwortzeiten und Rückmeldungen zu spüren. Hier sollte mal die Arbeitsmoral der Mitarbeiter in Frage gestellt werden, bevor Unterstützung der Mitarbeiter durch die Bundeswehr notwendig ist. (Auf Deutsch: weniger herumgammeln und stattdessen arbeiten!)
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