Das Schlimme ist: Es haben alle Recht. Die Freien Wähler, weil sie fordern, dass klar gefasste Beschlüsse umgesetzt werden und die Stadträte den Job erfüllen, für den sie gewählt wurden.Und CSU und SPD, weil sie die wilde Fahrt einer Kutsche stoppen, bei der sich die Passagiere mittlerweile über die Fahrtrichtung uneins sind und von außen immer wieder ein anderer nach den Zügeln greifen will.
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Die Situation ist zweifellos vertrackt. Sie wird nicht einfacher dadurch, dass im März 2020 Wahlen sind. Wenn sich ihr Bürgermeisterkandidat Holger Seidel klar positioniert, ist es verständlich, dass sich die Freien Wählern auch deshalb in der Ratsdebatte ins Zeug legen. Und dass Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder das dicke Brett Mainuferareal noch gerne in ihrer Amtszeit gebohrt haben will und nicht dem Nachfolger – wem auch immer – vor die Füße werfen, ehrt sie.
Das Jahr Denkpause will gut genutzt sein. Es geht nicht nur um inhaltliche Fragen, wie etwas gestaltet und wo es platziert werden soll. Stadtrat und Verwaltung sollten auch analysieren, was schief läuft in der Kommunikation. Viel wird geredet, diskutiert, es werden Gremien einberufen, Umfragen gestartet und es wird informiert, und doch haben viele Bürger offenbar das Gefühl: Es wird über meinen Kopf hinweg entschieden, meine Belange werden nicht gesehen. Woher kommt diese Diskrepanz?
"Dass Anwohner gefragt werden, ist mir neu", sagte eine Stadträtin am Donnerstag. Natürlich kann man nicht jedem hinterher laufen, ist das Feld auch rechtlich klar abgesteckt. Aber vielleicht hilft der Blick auf ein großes Unternehmen in Marktheidenfeld, das derzeit eine neue Werkhalle baut. Das Vorhaben war umstritten, fand Kritik. Es wurde ein Kompromiss gefunden. Sogar im Stadtrat gab's da Lob für die gelungene Kommunikation.