
Anders als im Kreistag scheinen CSU und Grüne im Marktheidenfelder Stadtrat miteinander zu können. Ob das über Personalien hinaus auch für die Weichenstellungen der nächsten sechs Jahre gilt, bleibt abzuwarten. Mehrheiten zu finden ist die Kunst kommunalpolitischer Arbeit; dass diese je nach Thema wechseln können, ist gängige Praxis. Hier werden im Laufe der Legislaturperiode alle Fraktionen ihren Gestaltungsspielraum ausloten.
Der öffentliche Druck vor der Wahl des Zweiten Bürgermeisters mit Hinweis auf den Wählerwillen, den proMAR zu erzeugen suchte, hat nicht gefruchtet. Wer kann auch schon die Deutungshoheit über den Wählerwillen für sich beanspruchen? Ist die zweitstärkste Fraktion höher zu bewerten als die meiste Stimmenzahl für einen Einzelnen? Und mit Gepflogenheiten braucht man in der (Kommunal-)Politik nicht zu kommen, die sind ein schwaches Argument. Wie schnell ändern sie sich.
Nebenbei: proMAR ist angetreten, Marktheidenfeld neu zu denken, den Fokus anders auszurichten als die bisherigen Entscheidungsträger, Beschlüsse zu hinterfragen. Das hat der Wähler honoriert. Diesen Wählerauftrag zu erfüllen fällt jetzt sicher leichter als mit einem Zweiten Bürgermeister in den Reihen, der sich einbinden lassen und im Vertretungsfall die Mehrheitsmeinung des Stadtrats nach außen repräsentieren muss.